Avalon 08 - Die Nebel von Avalon
mit dem Finger auf mich deuten und mich eine Hure nennen oder noch Schlimmeres…«
Tränen flossen über ihre Wangen, aber innerlich triumphierte sie:
Jetzt habe ich ihn sicher im Netz…
»Ich werde alles tun, alles, um dich zu schützen, um dir Sicherheit zu geben…«, erwiderte Kevin bebend in voller Aufrichtigkeit.
»Ich weiß, daß Männer gern mit ihren Eroberungen prahlen«, sagte sie. »Wie soll ich wissen, daß du es nicht in ganz Camelot verbreitest, daß du die Gunst der Nichte der Königin genießt und ihre Jungfräulichkeit geopfert hat?«
»Vertraue mir, ich flehe dich an, vertraue mir… Welchen Beweis meiner Aufrichtigkeit soll ich dir geben? Du weißt, ich gehöre dir mit Herz, Körper und Seele…«
Wütend dachte sie:
Ich will deine verdammte Seele nicht,
und war nahe daran, vor Spannung und Furcht in Tränen auszubrechen. Er hielt sie mit beiden Händen fest und flüsterte: »Wo? Wann wirst du die Meine werden? Was kann ich tun, um dir zu beweisen, daß ich dich über alles liebe?«
Nimue antwortete zögernd: »Du kannst nicht zu mir kommen. Ich schlafe mit vier anderen Hofdamen in einer Kammer, und die Wachen würden jeden Mann entdecken…«
Er beugte den Kopf über ihre Hände und bedeckte sie mit Küssen: »Mein armes, kleines geliebtes Mädchen. Ich würde niemals Schande über dich bringen. Ich habe einen eigenen Schlafplatz… eine kleine Kammer, gerade groß genug für einen Hund… hauptsächlich, weil keiner der Männer des Königs mit mir das Quartier teilen will. Ich weiß nicht, ob du wagst, mich
dort
zu besuchen…«
»Sicher muß es eine andere Möglichkeit geben«, flüsterte sie sanft und zärtlich.
Verwünscht! Wie kann ich es ihm vorschlagen, ohne in seinen Augen meine mädchenhafte Unschuld und Unerfahrenheit zu verlieren?
»Ich glaube, wir wären in der Burg nirgendwo sicher, und doch…« Sie stand vor ihm und drückte sich an ihn – Kevins Kopf lag an ihren Brüsten. Er schlang die Arme um sie, küßte sie und sagte bebend: »In dieser Jahreszeit… ist es warm und trocken. Es regnet nur noch selten. Wagst du es, mit mir hinaus ins Freie zu kommen, Nimue?«
Sie flüsterte so natürlich wie möglich: »Ich würde alles wagen, um mit dir zusammenzusein, Geliebter!«
»Dann… heute nacht…?«
»Oh«, flüsterte sie erschrocken. »Der Mond scheint so hell, man würde uns sehen… Warte ein paar Tage, dann scheint kein Mond…«
»Beim dunklen Mond…« Kevin schrak zurück. Nimue wußte, dies war ein Augenblick der Gefahr. Der Fisch konnte ihr vom Haken springen, sich aus dem Netz befreien und ihr wieder entgleiten. In Avalon zogen sich die Priesterinnen beim dunklen Mond in die Einsamkeit zurück, und alle Magie ruhte… Aber Kevin wußte nicht, daß sie aus Avalon kam. Würde die Angst oder sein Verlangen siegen? Sie stand reglos vor ihm und spielte nur sanft mit seinen Fingern. »Es ist eine gefährliche Zeit«, sagte er.
»Aber ich fürchte mich davor, gesehen zu werden… Du kannst dir nicht vorstellen, wie böse die Königin auf mich wäre, wenn sie erfahren würde, daß ich mich dir in die Arme werfe…«, erwiderte sie und preßte sich fester an ihn. »Wir beide brauchen doch keinen Mond, um uns zu sehen…«
Er vergrub sein Gesicht zwischen ihren Brüsten und bedeckte sie mit fiebrigen Küssen. Dann flüsterte er: »Mein kleines geliebtes Vögelchen. Es soll sein, wie du es wünschst, ob der Mond scheint oder nicht…«
»Wirst du mich dann von Camelot wegbringen? Ich möchte nicht in Schande geraten…«
»Wohin du willst«, sagte er. »Ich schwöre es… Ich schwöre es bei deinem Gott, wenn du willst.«
Sie beugte den Kopf zu ihm hinunter und fuhr Kevin zärtlich durch das gelockte Haar. Sie murmelte: »Der Gott der Christen hat kein Herz für die Liebenden. Er haßt es, wenn Frauen bei Männern liegen… Schwöre bei
deinem
Gott, Kevin. Schwöre bei den Schlangen um deine Handgelenke…«
Er flüsterte: »Ich schwöre es«, und unter der Last seines Schwurs schien die Luft um sie zu erzittern.
Oh, du Narr, du hast deinen Tod geschworen…
Nimue erschauerte, aber Kevin hielt sein Gesicht noch immer an ihre Brust gepreßt. Sie spürte seinen heißen Atem durch ihr Gewand; außer ihren Brüsten unter seinen Lippen nahm er nichts mehr wahr. Als ihr Geliebter nahm er sich das Recht, den Stoff beiseite zu schieben, ihre Brüste zu berühren, zu küssen und sie mit den Händen zu umfassen. »Ich weiß nicht, wie ich das Warten ertragen soll.«
Sie
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