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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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und umarmte sie. Nimue wich vor ihr zurück. Morgaine sagte: »Wir heißen dich willkommen, Nimue, Schwester und Priesterin.«
    Sie küßte Nimue auf die tränenfeuchte Wange und fühlte Nimues ganzes Elend.
Oh, Göttin! Hat es auch sie vernichtet? Wenn es so ist, haben wir Kevins Leben zu teuer erkauft.
    »Geh jetzt, Nimue«, fügte sie voll Mitgefühl hinzu. »Man soll dich in das Haus der Jungfrauen bringen… du hast dein Werk vollbracht. Du brauchst nicht mitanzusehen, was jetzt geschehen muß. Du hast deine Aufgabe erfüllt und genug gelitten.«
    Nimue flüsterte: »Was… wird aus ihm?«
    Morgaine drückte sie fest an sich. »Mein Kind, mein Kind, mache dir darüber keine Gedanken. Du hast deine Aufgabe mit Stärke und Mut erfüllt. Und das genügt.«
    Nimue rang nach Luft, als wolle sie weinen. Aber sie tat es nicht. Sie sah Kevin an, und er wich ihrem Blick aus. Sie begann, so heftig zu zittern, daß sie kaum gehen konnte, und zwei Priesterinnen führten sie weg. Morgaine sagte leise zu ihnen: »Quält sie nicht mit Fragen. Was geschehen ist, ist geschehen. Laßt sie in Ruhe.«
    Nimue war gegangen, und Morgaine ging zu Kevin. Sie begegnete seinem Blick, und ein heftiger Schmerz durchzuckte sie. Der Mann war ihr Geliebter gewesen und mehr als das. Als einziger Mensch hatte er nie versucht, sie in politische Machenschaften zu verwickeln. Er hatte nie vorgehabt, ihre Abstammung oder ihren hohen Rang für seine Zwecke zu benutzen. Er hatte nie etwas anderes als Liebe von ihr haben wollen. Er hatte sie aus der Hölle von Tintagel ins Leben zurückgerufen. Er war als Gott zu ihr gekommen – vielleicht war er sogar der einzige Freund, den sie je in ihrem Leben hatte. Trotz der überwältigenden Pein zwang sich Morgaine zu sprechen.
    »Harfner Kevin, falscher Merlin, eidbrüchiger Bote der Götter, habt Ihr noch etwas zu sagen, ehe das Urteil vollstreckt wird?«
    Kevin schüttelte den Kopf. »Nichts, was in Euren Augen wichtig wäre, Herrin vom See.«
    Morgaine erinnerte sich durch den Nebel der Schmerzen, daß er ihr als erster den Titel zuerkannt hatte. »So sei es denn«, erklärte sie mit versteinertem Gesicht. »Führt ihn fort, damit er gerichtet werde.«
    Kevin machte einen unsicheren Schritt zwischen seinen Wächtern. Dann drehte er sich um und sah sie hocherhobenen Hauptes an.
    »Nein, wartet«, sagte er. »Etwas habe ich Euch doch noch zu sagen, Morgaine von Avalon. Ich habe einmal zu Euch davon gesprochen, daß es mir wenig bedeutet, mein Leben der Göttin zu opfern. Ich möchte, daß Ihr wißt, was ich getan habe, habe ich für sie getan.«
    »Wollt Ihr behaupten, es geschah zum Wohl der Göttin, daß Ihr den Christenpriestern die Heiligen Insignien in die Hände gespielt habt?«
    fragte Niniane schneidend. »Dann seid Ihr nicht nur eidbrüchig, sondern auch wahnsinnig! Führt den Verräter ab!« befahl sie.
    Aber Morgaine bedeutete ihnen durch eine Geste zu warten. »Er soll sprechen.«
    »Aber so ist es«, erklärte Kevin. »Herrin, ich habe Euch schon einmal gesagt… die Tage von Avalon sind vorüber. Der Nazarener hat gesiegt, und wir müssen weiter und weiter in den Nebeln versinken, bis wir nur noch eine Legende und ein Traum sind. Wollt Ihr die Heiligen Insignien mit Euch in die Dunkelheit nehmen und sie bis zum Anbruch einer neuen Zeit bewahren, die nie kommen wird? Ich hielt es für richtig, die Heiligen Gerätschaften in die Welt zu bringen, damit sie im Dienst des Göttlichen stehen, auch wenn Avalon versinken muß… gleichgültig, unter welchem Namen man Gott oder die Götter anruft. Und durch meine Tat hat die Göttin sich wenigstens noch einmal in der wirklichen Welt gezeigt. Und dieses Wunder wird nie vergessen werden. Man wird sich an den Gral erinnern, meine liebe Morgaine, wenn Ihr und ich nur noch Märchen oder Legenden oder Geschichten für Kinder sind. Ich glaube nicht, daß es umsonst geschah. Auch Ihr solltet es nicht glauben, denn Ihr habt den Kelch als ihre Priesterin in Euren Händen gehalten. Nun tut mit mir, was Ihr wollt.«
    Morgaine senkte den Kopf. Die Erinnerung an die Verzückung und die Offenbarung des Augenblicks, in dem sie den Gral in Gestalt der Göttin in Händen hielt, würde sie bis zu ihrem Tod begleiten. Und das Leben aller, die die Vision erlebten, hatte sich verändert – gleichgültig, was sie gesehen hatten. Aber jetzt mußte sie Kevin in Gestalt der rächenden Göttin entgegentreten… der Todesbotin, der gefräßigen Muttersau, die ihre eigenen Kinder

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