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Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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wollte nur mit ihm Zusammensein… es war etwas, dachte sie, das beinahe mehr die Seele als den Körper berührte. Warum sollte ein Gott der Liebe sie deshalb verurteilen? Vielleicht verurteilte er die Sünde, die sie bereits begangen und wieder und wieder gesühnt hatte. Aber wie konnte er das verurteilen, die wahre Liebe ihres Herzens?
Ich habe Artus nichts genommen, was er begehrt oder von mir verlangt. Er muß eine Königin haben, eine Herrin für seinen Hof. Sonst wollte er nichts anderes von mir als einen Sohn, und nicht ich, sondern Gott hat ihm das verweigert.
    Sie hörte leise Schritte in der Dunkelheit und flüsterte: »Lancelot…? «
    »Nein.«
    Der Schein einer schwachen Lampe verwirrte sie. Einen Augenblick lang sah sie das wieder jung gewordene Gesicht ihres Geliebten vor sich – dann wußte sie, wer es sein mußte. »Wie könnt Ihr es wagen? Meine Frauen sind in der Nähe. Ich muß nur laut um Hilfe rufen, und niemand wird glauben, daß ich Euch hierhergebeten habe!«
    »Bleibt still liegen«, sagte er. »Ihr habt ein Messer an der Kehle, meine Dame.« Und als sie zurückwich und das Bettzeug an sich zog, erklärte er: »Keine falschen Hoffnungen, ich habe nicht die Absicht, Euch zu vergewaltigen. Eure Reize sind zu schal für mich, meine Herrin, und zu abgenutzt.«
    »Genug!« ließ sich eine Stimme aus dem Dunkel vernehmen. »Verspotte sie nicht! Es ist ein schmutziges Geschäft, an Schlafzimmertüren zu schnüffeln. Ich wünschte, ich hätte mich nie darauf eingelassen! Verteilt euch alle ruhig im Gemach!«
    Als Gwenhwyfars Augen sich an das schwache Licht gewöhnt hatten, erkannte sie Gawain und hinter ihm eine andere vertraute Gestalt.
    »Gareth! Ihr hier?« fragte sie traurig. »Ich hielt Euch für Lancelots besten Freund.«
    »Das bin ich auch«, erklärte er grimmig. »Ich bin hier, um darauf zu achten, daß ihm nichts anderes als Gerechtigkeit widerfährt.
Er
da…«, er wies mit einer abfälligen Geste in Gwydions Richtung, »…würde ihm die Kehle durchschneiden und Euch den Mord an den Hals hängen.«
    »Ruhe!« befahl Gwydion, und das Licht verlosch. Gwenhwyfar spürte die Messerspitze an ihrem Hals. »Wenn Ihr auch nur einen Laut von Euch gebt, um ihn zu warnen, meine Dame, werde ich Euch die Kehle durchschneiden und es auf mich nehmen, meinem Herrn und Gebieter Artus den Grund dafür zu erklären.«
    Der Druck des Messers verstärkte sich. Gwenhwyfar spürte einen heftigen Schmerz und glaubte bereits zu bluten. Dann hörte sie gedämpfte Geräusche – das Rascheln von Stoff, das Klirren von Waffen –, die schnell wieder verstummten. Wieviele Männer lagen hier im Hinterhalt? Verzweifelt rang sie schweigend die Hände.
Könnte ich Lancelot doch nur warnen …
Aber sie lag hilflos wie ein Tier in der Falle. Die Zeit schien für Gwenhwyfar quälend langsam zu verstreichen. Sie lag in ihre Kissen gepreßt und spürte den Druck des Messers am Hals. Es dauerte lange, ehe sie einen leisen Pfiff hörte, der an einen Vogelruf erinnerte.
    Gwydion spürte, wie ihre Muskeln sich spannten und fragte flüsternd: »Lancelots Signal?« Wieder drückte er das Messer gegen die weiche Haut ihrer Kehle, und sie flüsterte in Angstschweiß gebadet: »Ja.«
    Sie hörte das Stroh unter sich rascheln, als Gwydion sein Gewicht verlagerte und sich entfernte. »Ein Dutzend Männer warten hier im Gemach. Versucht, ihn zu warnen, und Ihr werdet es nicht überleben!«
    Aus dem Vorzimmer drangen Geräusche… Lancelots Mantel… sein Schwert… o Gott, wollten sie ihn nackt und unbewaffnet überfallen? Sie spannte ihre Muskeln an und spürte im voraus, wie das Messer in ihren Körper drang. Aber sie mußte ihn warnen. Sie mußte schreien… Sie öffnete den Mund, aber Gwydion…
ist es das Gesicht? Wie kann er es wissen …?
preßte ihr unbarmherzig die Hand auf den Mund und erstickte ihren Schrei. Sie krümmte sich unter der Hand und spürte Lancelot auf dem Bett.
    »Gwen«, flüsterte er. »Was ist los? Hast du geweint, Geliebte?«
    Es gelang ihr, sich zu befreien. »Lauf!« rief sie. »Verrat! Es ist eine Falle…«
    »Himmel und Hölle!«
    Sie spürte ihn wie eine Katze zurückspringen. Gwydions Lampe flammte auf. Die Flamme ging von Hand zu Hand, bis der Raum hell erleuchtet war. Gawain, Cai und Gareth, gefolgt von einem Dutzend verschwommener Gestalten, traten vor. Gwenhwyfar verkroch sich unter die Laken. Lancelot stand wie erstarrt nackt und unbewaffnet vor ihnen.
    »Mordred!« sagte er voll Verachtung.

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