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Ave Maria - Roman

Ave Maria - Roman

Titel: Ave Maria - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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ich
musste es tun. Ich trat aufs Gaspedal und riss das Lenkrad scharf nach rechts.
    Bell schrie auf. »Verfluchte Scheiße, was machen Sie? Halten Sie an! Stopp!«
    Drei Dinge geschahen gleichzeitig. Michael Bells Kanone ging los. Ich spürte ein Universum von Schmerzen in meiner rechten Schulter explodieren. Dann raste das Auto in die Tiefe.

118
    Plötzlich schienen die Schmerzen überall in meinem Körper zu sein, und zwar intensivst. Ich war halb weggetreten, als das Auto zwischen dicken Fichtenstämmen und Dickicht völlig außer Kontrolle nach unten rollte. Jeden Moment konnte es sich überschlagen.
    Wir stürzten wohl nur vier oder fünf Sekunden. Aber schließlich war der letzte Aufprall so stark, dass meine Brust mit unglaublicher Kraft gegen das Lenkrad gepresst wurde. Wahrscheinlich verhinderte der Sitzgurt, dass ich durch die Windschutzscheibe geschleudert wurde. Ich wusste, dass Bell sich nicht angegurtet hatte, und konnte nur hoffen, dass er schwer verletzt war. Wenn ich Glück hatte, lag er jetzt auf dem Rücksitz bewusstlos oder tot.
    Ich hatte die Hand schon auf dem Türgriff. Dann rollte ich so gut und so schnell, wie ich konnte, aus dem Auto.
    Mein ganzer Körper schmerzte so stark, dass ich mich kaum rühren konnte. Mein rechter Arm hing nutzlos an der Seite herab.
    Ich sah James Truscotts Leiche mit dem Gesicht nach unten und ausgebreiteten Armen und Beinen auf dem Boden liegen. Offensichtlich war er beim Aufprall herausgeschleudert worden.
    Dann stöhnte Michael Bell auf dem Rücksitz. Er lebte noch. Scheiße. Mit letzter Kraft gelang es mir, auf ein Knie zu kommen. Plötzlich schrie meine Schulter vor Schmerzen. Ich wusste, sie war gebrochen.
    Ich machte einen Schritt nach vorn. Ich hatte mit flachem Gelände gerechnet - aber da war nur dichtes Gebüsch.

    Ich landete in einer tiefen Pfütze. Bis jetzt hatte ich nicht gemerkt, dass da ein Fluss war.
    Hier war er seicht, aber das Wasser erstreckte sich weiter hinaus, als ich in der Dunkelheit sehen konnte. Das eiskalte Wasser schickte einen elektrisierenden Schock durch mich.
    Ich hatte gedacht, schlimmer könnten die Schmerzen nicht werden, aber jetzt sah ich grelle Blitze, ehe ich mich wieder halbwegs orientieren konnte.
    Wieder wollte ich aufstehen, brach jedoch gleich zusammen. Diesmal war es Bell. Er drückte meinen Kopf und meinen Nacken auf den Boden. Er war verteufelt stark. Dann spürte ich seinen Fuß in meinem Nacken. Wasser drang mir in Nase und Mund.
    »Was zum Teufel glauben Sie -«, brüllte er.
    Ich gab ihm nicht die Chance, den Satz zu beenden. Ich machte mit den Beinen eine Schere um seine Fußknöchel. Das erforderte fast den Rest meiner verbliebenen Kraft. Aber ich erwischte ihn kalt. Er fiel rücklings auf mich. Ich hörte zweimaliges Klatschen und hoffte, das eine möge seine Pistole sein.
    Ich lag halb im Wasser, halb im Trockenen. Ich stützte mich auf meine heile linke Hand und richtete mich so weit auf, dass ich ihn packen konnte. Mir gelang es, ihm einen linken Haken zu versetzen, ehe er sich wehren konnte.
    Dann grub er seine Finger in mein Gesicht. Michael Bell war ungefähr so groß wie ich, aber ein Superschwergewicht. Trotz des Gewichtsverlusts in den letzten Wochen wog er locker dreißig Pfund mehr als ich.
    Ich schaffte es, meine Hand um seine Kehle zu legen. Ich drückte so kräftig zu, wie ich konnte. Er röchelte, ließ aber nicht los.

    Ich konnte nur die Hebelwirkung verstärken, aber als ich meinen Fuß bewegte, traf ich auf Algen.
    Die plötzliche Gewichtsverlagerung verdrehte meinen Körper ungemein schmerzhaft. Ich landete wieder im eiskalten Wasser.
    Mein Gott, es war kalt - aber es war mir fast egal.
    Diesmal war Michael Bell schneller auf den Beinen als ich. Kein gutes Zeichen. Er hatte wieder Luft. Das tote Gewicht meines rechten Arms machte mich langsam.
    Ich sah ihn als vage Silhouette. Er hob einen Stein auf, ungefähr so groß wie eine Enzyklopädie, und kam auf mich zu.
    »Du dämlicher Wichser!«, brüllte er. »Ich bring dich um! Das ist mein Plan, kapiert? So endet die Geschichte. Ja, das ist das Ende.«
    Ich kroch von Bell weg, so gut ich konnte, aber mir war bewusst, dass es nicht reichte. Meine Hand traf in dem seichten Wasser auf etwas Hartes. Kein Stein, jedenfalls dachte ich das. Metall?
    »Jetzt stirbst du!«, brüllte Bell mich an. »Wie findest du diesen Plan? Wir findest du das Ende?«
    Der Metallgegenstand. Ich wusste, was das sein musste. Ich riss Bells Pistole aus dem Wasser und

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