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Ave Maria - Roman

Ave Maria - Roman

Titel: Ave Maria - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
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Beifahrersitz.

117
    Das ergab doch keinen Sinn, jedenfalls nicht auf den ersten Blick. Was zum Teufel machte Truscott hier? Offensichtlich war er mir wieder gefolgt. Aber warum?
    Ich sah rot, als ich die Autotür auf seiner Seite aufriss. Ich hatte den Mund schon offen, um ihn anzubrüllen, aber nichts kam heraus. Kein Wort.
    Truscott war nicht hier, um mir Ärger zu machen - jedenfalls diesmal nicht. Der Journalist war tot. Wie eine Statue saß er kerzengerade da.
    »Steigen Sie ein«, sagte hinter mir eine Stimme.
    »Machen Sie keine Szene. Denn sonst muss ich auch den netten alten Kerl erschießen, der den Laden hier schmeißt. Mir wäre das wirklich scheißegal.«
    Ich drehte mich um und sah Michael Bell.
    Bell sah verwirrt und hager aus. Seit ich ihn in seinem Haus gesprochen hatte, hatte er viel Gewicht verloren. Er sah tatsächlich scheiße aus. Seine hellblauen Augen waren blutunterlaufen. Mit dem zerzausten buschigen Bart sah er wie ein Holzfäller aus dieser Gegend aus.
    »Wie lange folgen Sie mir schon?«, fragte ich, um ihn in ein Gespräch zu verwickeln und abzulenken, irgendwie die Oberhand zu gewinnen.
    »Steigen Sie einfach ein und fahren Sie los, okay? Drängen Sie mir kein Gespräch auf. Ich durchschaue Sie.«
    Wir stiegen beide ein. Bell hinten. Er deutete auf die Straße in die Gegenrichtung von der Interstate. Ich ließ den Motor an und fuhr, wohin er wollte. Dabei überschlugen
sich die Gedanken in meinem Kopf. Meine Pistole war im Kofferraum. Wie konnte ich an den Kofferraum gelangen? Oder wie konnte ich mir möglichst schnell Zugang zu seinen Kopf verschaffen?
    »Wie lautet der Plan, Michael?«
    »Der Plan war, dass Sie zurück nach Washington gehen und alle anderen ihr miserables Leben fortsetzen. Aber das hat nicht geklappt, richtig? Sie sollten mir dankbar sein, dass ich Ihnen den Journalisten vom Hals geschafft habe. Er hat übrigens um sein Leben gebettelt und geschluchzt. Großartige Show. Was für ein Weichei war er doch.«
    Ich war erstaunt, dass er wusste, dass ich aus Washington stammte und auch über Truscott Bescheid wusste. Aber schließlich war er ein Beobachter, ein Ränkeschmieder. Wahrscheinlich gab es viel, was Bell wusste.
    »Und was nun?«, fragte ich.
    »Was glauben Sie? Sie sind doch angeblich der Experte. Also, was passiert jetzt?«
    »Es muss nicht so ablaufen.« Ich redete einfach drauflos und sagte, was mir gerade einfiel.
    »Das ist doch wohl ein Witz! In welche andere Richtung könnte es laufen? Lassen Sie mich mal alle Alternativen hören. Ich kann es kaum erwarten.«
    Inzwischen presste er mir den Lauf seiner Pistole in den Nacken. Ich lehnte mich zurück, weil ich es für besser hielt, genau zu wissen, wo seine Waffe war. Ich fragte mich, ob er jetzt einen Plan ausführte oder improvisierte. Mary Smith hatte bekanntermaßen beides getan.
    Und das war Mary Smith, richtig? Endlich hatte ich den wahren Killer vor mir.
    Wir fuhren einige Meilen auf einer unbeleuchteten Landstraße.
»Hier sieht es gut aus«, erklärte er plötzlich. »Fahren Sie da links hinein. Los.«
    Ich verließ die asphaltierte Straße und bog auf einen holprigen Feldweg ein. Er führte nach oben und schlängelte sich in den Wald hinauf. Schließlich umschlossen die Fichten das Auto wie ein Tunnel. Mir lief die Zeit davon. Es sah nicht so aus, als gäbe es einen Fluchtweg für mich. Mary Smith hatte mich in ihrer Gewalt, so wie sie alle anderen Opfer bekommen und unweigerlich ermordet hatte.
    »Wohin fahren wir, Bell?«
    »Irgendwohin, wo man Sie nicht gleich findet. Auch nicht ihr Freund.«
    »Wissen Sie, dass man Sie in L.A. bereits sucht. Ich habe dort angerufen.«
    »Ja, und ich wünsche denen viel Glück. Ich bin aber nicht in L.A. oder?«
    »Was ist mit Ihren Mädchen, Michael? Was soll aus ihnen werden?«
    Er drückte den Pistolenlauf fester in meinen Nacken. »Das sind nicht meine Scheißmädels. Marti war eine billige kleine Nutte, ehe ich sie geheiratet habe. Ehe ich etwas aus ihr gemacht habe. Ich war für diese undankbaren Gören ein guter Vater, alles für Marti. Sie trieb sich rum, als ich sie kennen lernte, und sie blieb eine Herumtreiberin. Okay, halten Sie hier. Der Platz ist gut.«
    Der Platz war alles andere als gut. Das Licht der Schweinwerfer zeigte, dass der Weg rechts in einen bewaldeten Abhang mündete. Ich musste sehr aufpassen, nicht über die Kante zu fahren.
    Dann dachte ich unvermittelt in eine andere Richtung. Wenn ich mich überwand, es zu tun - ich wusste,

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