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Azathoth - Vermischte Schriften

Azathoth - Vermischte Schriften

Titel: Azathoth - Vermischte Schriften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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Scheines entlangblickte, mit entzündeter Phantasie und überspannten Sinnen, traf meine Ohren aus unendlich tief versunkener Wüstenei der schwache und unheimliche Widerhall eines Lachens.

Vier Uhr
    Sonia Greene und H. P. Lovecraft

    Gegen zwei Uhr morgens wußte ich, daß sich etwas anbahnte.
    Die große, schwarze, tiefe Stille der Nacht verriet es mir, und eine ungeheure Grille, die mit einer Beharrlichkeit zirpte - zu abscheulich, um bedeutungslos zu sein -, ließ es mir zur Gewißheit werden. Gegen vier Uhr wird es geschehen - gegen vier in der Dämmerung vor Anbruch des Morgens, genauso, wie er es gesagt hatte. Ich hatte es vorher nicht ganz geglaubt, denn die Prophezeiung rachsüchtiger Verrückter sind selten ernst zu nehmen. Außerdem konnte man gerechterweise nicht mir die Schuld für das geben, was ihm unlängst um vier Uhr morgens zugestoßen war, an jenem entsetzlichen Morgen, dessen Erinnerung mich nie verlassen wird. Und als er schließlich gestorben war und auf dem uralten Friedhof begraben wurde, der, von meinen Ostfenstern aus gesehen, auf der anderen Seite der Straße liegt, war mir klar, daß sein Fluch mir nicht würde schaden können. Hatte ich nicht selbst gesehen, ,wie sein lebloser Körper mit riesigen Schaufeln voll Erde sicher niedergehalten wurde? Konnte ich mich nicht sicher fühlen, daß sein vermoderndes Gebein machtlos wäre, mir an dem Tag und zu der Stunde den Untergang zu bringen, die er so präzise angegeben hatte? Solcherart waren wahrlich meine Gedanken bis zu jener erschütternden Nacht gewesen, dieser Nacht des unglaublichen Chaos, der zerstörten Sicherheit und namenlosen Vorzeichen.
    Ich hatte mich früh zur Ruhe begeben, in der vergeblichen Hoffnung, trotz der Prophezeiung, die mich verfolgte, ein paar Stunden Schlaf zu erhaschen. Jetzt, da die Zeit so nahe gerückt war, fand ich es immer schwieriger, die vagen Ängste abzutun, die die ganze Zeit unter meinen bewußten Gedanken geruht hatten. Während die kühlenden Laken meinen fiebrigen Körper trösteten, fiel mir nichts ein zur Beruhigung meines weitaus fiebrigeren Gemüts. Ich wälzte mich von einer Seite auf die andere und lag unbehaglich wach, probierte zunächst eine Lage aus, dann eine andere, immer in dem verzweifelten Bemühen, mit dem Schlummer diese eine verflixt hartnäckige Vorstellung zu verbannen - daß es um vier Uhr geschehen würde.
    Hing diese furchterregende Unruhe mit meiner Umgebung zusammen, mit der schicksalhaften Örtlichkeit, an der ich nach so vielen Jahren weilte? Warum, fragte ich mich jetzt bitter, hatte ich es zugelassen, daß ich mich gerade in dieser Nacht aller Nächte in dem mir wohlbekannten Haus und dem mir wohlbekannten Zimmer befand, dessen Ostfenster auf die einsame Straße und den uralten Friedhof auf der
    gegenüberliegenden Seite hinausblickten? Vor meinem geistigen Auge stieg jede Einzelheit jener schlichten Nekropole auf - die weiße Umzäunung, die gespenstischen Granitpfeiler und die drückende Aura jener, an denen sich die Würmer gütlich taten.
    Die Kraft der Vorstellung führte meine Vision schließlich in fernere und verbotenere Tiefen, und ich sah unter dem ungepflegten Rasen die schweigenden Formen der Wesen, von denen diese Aura ausging - die ruhigen Schläfer, die verfaulenden Wesen, die Geschöpfe, die sich in ihren Gräbern verzweifelt hin und her gewälzt hatten, bis der Schlaf kam, und die friedlichen Knochen in jedem Stadium des Verfalls, vom erhaltenen und vollständigen Skelett bis zu einem Häufchen Staub. Am meisten beneidete ich den Staub. Dann überkam mich neues Grauen, als meine Phantasie aufsein Grab stieß. Ich wagte es nicht, meine Gedanken in diese Ruhestätte wandern zu lassen, und ich hätte geschrien, wäre nicht etwas der bösen Kraft zuvorgekommen, die meine Visionen antrieb. Dieses Etwas war ein plötzlicher Windstoß, der mitten in der ruhigen Nacht aus dem Nichts kam, die Jalousie des nächsten Fensters aufriß, sie mit einem zitternden Krachen zurückschlug und meinem nun hellwachen Blick den uralten Friedhof darbot, der gespenstisch brütend unter dem frühmorgendlichen Mond lag.
    Ich spreche von diesem Windstoß als etwas Barmherzigen, doch weiß ich jetzt, daß er das nur vorübergehend und täuschenderweise war. Denn kaum hatten meine Augen die monderleuchtete Szenerie wahrgenommen, als ich eines neuen Omens gewahr wurde, das diesmal zu unverkennbar war, als daß man es als leeres Trugbild hätte abtun können, das von den schimmernden

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