Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Azathoth - Vermischte Schriften

Azathoth - Vermischte Schriften

Titel: Azathoth - Vermischte Schriften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
Vom Netzwerk:
uns wirbelte und wieder verschwand, der Gräser und Blumen knickte, den Waldsaum erzittern ließ und die Blätter von der äußersten Baumreihe fegte.
    Von meinem eigenen Grauen angetrieben, hob ich Andrew Potter in den Wagen, legte ihm den Stein auf die Brust und fuhr, so schnell ich konnte, in das sieben Meilen entfernte Arkham.
    Professor Keane erwartete mich bereits, nicht im geringsten von meinem Kommen überrascht. Er hatte auch erwartet, daß ich Potter mitbringen würde, denn er hatte für ihn ein Bett vorbereitet. Zusammen brachten wir Andrew zu Bett. Sodann verabreichte ihm Keane ein Beruhigungsmittel.
    Dann wandte er sich mir zu. »Nun denn, es ist keine Zeit zu verlieren. Sie werden nach ihm suchen - das Mädchen vielleicht zuerst. Wir müssen zum Schulgebäude zurückkehren.«
    Inzwischen dämmerte mir die volle Bedeutung und das Grauen dessen, was mit Andrew Potter geschehen war, und ich war so erschüttert, daß mich Keane aus dem Zimmer schieben und halb aus dem Haus zerren mußte. Und wiederum, jetzt, da ich diese Worte so lange nach den entsetzlichen Ereignissen jener Nacht zu Papier bringe, zittere ich noch immer vor Vorahnung und Furcht, die Besitz von einem Menschen ergreifen, der zum ersten Mal dem unendlichen Unbekannten von Angesicht zu Angesicht gegenübersteht und erkennt, wie winzig und bedeutungslos er im Vergleich zu dieser kosmischen Unendlichkeit ist. Ich wußte in jenem Moment, daß das, was ich in dem verbotenen Buch in der Miskatonic-Bibliothek gelesen hatte, kein Sammelsurium des Aberglaubens war, sondern der Schlüssel zu einer bisher unerwarteten Offenbarung, die vielleicht weitaus älter war als die Menschheit im Weltall. Ich wagte nicht daran zu denken, was der Hexenmeister Potter aus dem Himmel herabbeschworen hatte.
    Ich hörte kaum Professor Keanes Worte, der mich drängte, meine Gefühlsreaktion zu vergessen und in einer
    wissenschaftlichen, fast klinischen Weise an das Geschehene zu denken. Schließlich hatte ich jetzt mein Ziel erreicht -Andrew Potter war gerettet. Um seine Rettung abzuschließen, mußte er jedoch von den anderen befreit werden, die ihm sicher folgen und ihn finden würden. Ich dachte nur daran, auf welch lauerndes Grauen dieses Quartett von Landmenschen aus Michigan gestoßen waren, als sie gekommen waren, um die einsame Farm im Hexenloch in Besitz zu nehmen.
    Ich fuhr blindlings zur Schule zurück. Dort drehte ich auf Professor Keanes Geheiß das Licht an und saß bei offener Tür in der warmen Nacht, während er sich hinter dem Gebäude verbarg, um ihre Ankunft abzuwarten. Ich mußte mich zusammenreißen, um an nichts zu denken und diese Wache anzutreten.
    Bei Anbruch der Nacht kam das Mädchen...
    Und nachdem ihr dasselbe widerfahren war wie ihrem Bruder, und sie neben dem Katheder lag, den sternförmigen Stein auf der Brust, zeigte sich der Vater im Eingang. Jetzt war es schon finster geworden, und er trug ein Gewehr. Er brauchte nicht zu fragen, was geschehen war; er wußte es. Er stand wortlos da, zeigte auf seine Tochter und den Stein auf ihrer Brust und hob das Gewehr. Seine Absicht war klar - wenn ich den Stein nicht entfernte, würde er schießen. Offensichtlich handelte es sich hier um den Notfall, den der Professor erwartet hatte, denn er schlich von hinten an Potter heran und berührte ihn mit dem Stein.
    Anschließend warteten wir zwei Stunden - vergebens - auf Mrs. Potter.
    »Sie kommt nicht«, erklärte der Professor schließlich. »In ihr hat die Intelligenz dieses Wesens ihren Sitz - ich hatte geglaubt, es wäre der Mann. Nun denn, wir haben keine Wahl - wir müssen zum Hexenloch fahren. Die zwei da können wir zurücklassen.«
    Wir fuhren durch die Dunkelheit, ohne uns zu bemühen, unser Kommen geheimzuhalten, denn der Professor behauptete, das
    »Wesen« in dem Haus im Hexenloch »wüßte«, daß wir kämen, könne aber den Schutz des steinernen Talismans nicht durchbrechen, um uns etwas anzutun. Wir fuhren durch den dicht herandrängenden Wald, den engen Weg entlang, wo das merkwürdige Unterholz im Licht der Scheinwerfer nach uns zu greifen schien, und in den Hof der Potters.
    Das Haus lag im Dunkeln, abgesehen vom schwachen
    Lampenschimmer in einem einzigen Zimmer.
    Professor Keane sprang mit seinem kleinen Sack
    sternförmiger Steine aus dem Wagen und machte sich daran, das Haus ringsum zu versiegeln - mit einem Stein in jeder der zwei Türen und einem in jedem Fenster. Durch eines der Fenster konnten wir die Frau am Küchentisch

Weitere Kostenlose Bücher