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Azathoth - Vermischte Schriften

Azathoth - Vermischte Schriften

Titel: Azathoth - Vermischte Schriften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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Er zumindest war überzeugt, daß es eine Verbindung gab zwischen unserem Gespräch über die Familie Potter und dem Verlust eines halben Dutzends von Kühen bei den Dunlocks. Und er war so tief davon überzeugt, daß ich, ohne den Versuch gemacht zu haben, wußte, daß nichts, was ich einwenden mochte, seine Überzeugung würde erschüttern können.
    Als Andrew Potter eintrat, hielt ich vergebens nach einem Anzeichen Ausschau, daß sich seit unserem letzten
    Zusammentreffen irgend etwas Ungewöhnliches ereignet hatte.
    Irgendwie überstand ich den Tag. Unmittelbar nach
    Unterrichtsschluß eilte ich nach Arkham und begab mich ins Gebäude der Arkham Gazette, deren Chefredakteur als Mitglied der örtlichen Bezirksschulbehörde so freundlich gewesen war, mir das Zimmer zu besorgen. Er war ein älterer Mann, beinahe siebzig, und wußte vermutlich, was ich herausfinden wollte.
    Meine Aufregung mußte mir anzusehen sein, denn als ich sein Büro betrat, hob er die Brauen und sagte: »Was hat Sie denn so in Harnisch gebracht, Mr. Williams?.
    Ich machte einen Versuch, mich zusammenzureißen, da ich nichts Greifbares vorweisen konnte, und, bei nüchternem Tageslicht besehen, hätte das, was ich sagen mochte, für einen unparteiischen Zuhörer beinahe hysterisch geklungen. So sagte ich nur:
    »Ich würde gerne etwas über eine Familie Potter erfahren, die im Hexenloch wohnt, westlich von der Schule..
    Er warf mir einen geheimnisvollen Blick zu. »Haben Sie nie vom alten Hexenmeister Potter gehört?. fragte er. Und ehe ich antworten konnte, fuhr er fort: »Natürlich nicht, Sie stammen aus Brattleboro.
    Man kann kaum erwarten, daß Leute aus Vermont wissen, was im Hinterland von Massachusetts vor sich geht. Er hat dort früher gelebt. War schon ein alter Mann, als ich ihn kennenlernte. Und diese Potters waren entfernte Verwandte, lebten im oberen Michigan, erbten den Besitz und zogen hierher, als der Hexenmeister Potter starb.«
    »Aber was wissen Sie über sie?« fragte ich beharrlich. »Nur das, was jeder weiß«, sagte er. »Als sie kamen, waren sie nette, freundliche Leute. Jetzt reden sie mit niemandem und gehen selten aus - und da ist dieses Gerede von verschwundenen Tieren aus Farmen der Umgebung. Die Leute sehen da eine Verbindung. «
    Nach diesem Anfang fragte ich ihn nach Strich und Faden aus. Ich bekam ein erstaunliches Rätsel von unvollständigen Geschichten, Andeutungen, Legenden und Sagen zu hören, das mein Verständnis völlig überstieg. Unleugbar schien eine ferne Verwandtschaft zwischen Hexenmeister Potter und einem gewissen Hexenmeister Whateley aus dem nahen Dunwich zu sein - »ein übler Bursche. nannte ihn der Redakteur; die einzelgängerische Lebensweise des alten Hexenmeisters Potter und die unglaubliche Zeitspanne, die er gelebt hatte; der Umstand, daß die Leute allgemein das Hexenloch mieden. Was reine Auswüchse der Phantasie zu sein schienen, waren die abergläubischen Sagen - daß Hexenmeister Potter etwas »vom Himmel herab beschworen hatte, und es lebte mit ihm oder in ihm, bis er starb«; daß ein später Wanderer, den man sterbend an der Hauptstraße gefunden hatte, etwas hervorgestoßen hatte wie
    »ein Wesen mit Fühlern - ein schleimiges, gummiartiges Ding mit Saugnäpfen an den Fühlern«, das aus dem Wald
    herausgekommen war und ihn angegriffen hatte und noch viel mehr abergläubisches Zeug dieser Art.
    Als er fertig war, kritzelte der Redakteur eine Mitteilung an den Bibliothekar der Miskatonic Universität in Arkham nieder und reichte sie mir. »Sagen Sie ihm, er soll Ihnen das Buch zeigen.
    Vielleicht erfahren Sie etwas.« Er zuckte die Schultern. »Oder auch nicht. Die jungen Leute fassen die Welt heute allzu wörtlich auf.«
    Ich verzichtete auf das Mittagessen, um das Fachwissen zu erlangen, das ich für nötig hielt, wenn ich Andrew Potter für ein besseres Leben retten wollte. Denn mich trieb eher dieses Motiv an als die Befriedigung meiner Neugier. Ich begab mich also zur Bibliothek der Miskatonic Universität, suchte den Bibliothekar auf und übergab ihm die Mitteilung des Redakteurs.
    Der alte Mann warf mir einen scharfen Blick zu, sagte:
    »Warten Sie hier, Mr. Williams«, und ging mit einem Schlüsselbund fort. Also wurde das Buch, was immer es war, hinter Schloß und Riegel aufbewahrt.
    Ich wartete eine, wir mir schien, nie endenwollende Zeit. Ich verspürte jetzt etwas Hunger und begann an meiner
    unziemlichen Eile zu zweifeln - und doch spürte ich, daß keine Zeit zu

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