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Azathoth - Vermischte Schriften

Azathoth - Vermischte Schriften

Titel: Azathoth - Vermischte Schriften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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Ostinder der Marshes -
    fingen mit einer neuen Religion an - sie nannten sie den Orden von Dagon und es wurde über diese Treffen viel geredet, geflüstert, wo niemand mithörte, und die jungen Leute - also vielleicht gingen sie zugrunde, aber niemand sah sie wieder, und all dieses Gerede über Opfer - Menschenopfer - ungefähr zur gleichen Zeit, wo die jungen Leute verschwanden - aber keiner von den Marshes oder Gilmans oder Waites oder Eliots, niemand von diesen Leuten verschwand je. Und all dieses Geraune von einem Ort namens "Ryeh" und etwas namens
    "Thulu" - irgendein Verwandter Dagons, scheint's...«
    An dieser Stelle unterbrach ihn Corey mit einer Frage, in der Absicht, Akins' Erwähnung erläutert zu bekommen, doch wußte der Alte nichts, und ich verstand den Grund für Coreys plötzliches Interesse erst später.
    Akins fuhr fort: »Die Leute hielten sich von den Marshes fern und auch von den anderen. Aber zum Großteil waren es die Marshes, die dieses merkwürdige Aussehen hatten. Es wurde so schlimm, daß einige von ihnen nie das Haus verließen, außer des Nachts, und dann meistens nur, um im Ozean schwimmen zu gehen. Sie konnten wie Fische schwimmen, hieß es - ich habe es nie selbst gesehen, und niemand redete viel, denn uns fiel auf, daß jedesmal, wenn einer viel daherredete, er bald nicht mehr zu sehen war - wie die jungen Leute - und man nichts mehr von ihm hörte.
    Käptn Obed lernte eine ganze Menge in Ponape und von den Kanaken - alles über die Leute, die man die "Tiefen Wesen"
    nannte, die unter Wasser lebten - und er brachte alle Arten von Schnitzwerk zurück, merkwürdige Fischwesen und
    Unterwasserwesen, die keine Fischwesen waren - Gott weiß, was für Wesen das waren!«
    »Was hat er mit diesem Schnitzwerk gemacht?« unterbrach ihn Corey.
    »Ein paar, die nicht in die Halle Dagons kamen, hat er verkauft und für 'nen guten Preis, 'nen wirklich guten Preis hat er dafür bekommen. Aber jetzt sind alle fort, alle fort - und mit dem Orden Dagons ist es aus, und die Marshes hat man hier nicht mehr gesehen, seit die Lagerhäuser mit Dynamit in die Luft gesprengt wurden. Es wurden auch nicht alle verhaftet -
    nein, Sir, man sagt, daß die Marshes, die übrigblieben, bloß zur Küste hinabwanderten und ins Wasser gingen und sich selbst umbrachten.« An dieser Stelle lachte er höhnisch. »Aber niemand hat eine der Leichen der Marshes gesehen, an der ganzen Küste nicht..
    Er hatte gerade diesen Punkt in seiner Erzählung erreicht, als es zu einem höchst merkwürdigen Vorfall kam. Er starrte meinen Gefährten plötzlich mit weit aufgerissenen Augen an, das Kinn fiel ihm herab, und seine Hände begannen zu zittern.
    Einen Augenblick oder zwei wirkte er wie erstarrt in dieser Stellung, dann riß er sich zusammen, glitt vom Barhocker, drehte sich um und rannte stolpernd aus dem Haus auf die Straße hinaus, und ein langer Verzweiflungsschrei drang gräßlich durch die Winterluft zu uns.
    Zu sagen, daß wir erstaunt waren, hieße, es milde
    auszudrücken. Seth Akins' plötzliche Flucht vor Corey kam so völlig unerwartet, daß wir uns erstaunt anblickten. Erst später fiel mir ein, daß Akins' abergläubisches Gemüt vom Anblick der merkwürdigen Runzeln auf Coreys Hals unter seinen Ohren erschüttert gewesen sein mußte - denn im Verlauf unseres Gesprächs mit dem Alten hatte sich Coreys dicker Schal, der seinen Hals vor der rauhen kalten Märzluft geschützt hatte, gelöst, war in einer kurzen Schlaufe über seine Brust gefallen und hatte die Vertiefungen und die rauhe Haut enthüllt, die Coreys Hals immer gezeigt hatte, die Kehllappen, die auf Alter und Verbrauchtheit hinwiesen.
    Keine andere Erklärung bot sich an, und ich sagte Corey nichts davon, um ihn nicht weiter zu erregen, denn er war sichtlich beunruhigt, und es brachte nichts, wenn man ihn noch mehr aufregte.

    »Was für ein Geschwätz!« rief ich aus, sobald wir uns wieder auf der Washington Street befanden.
    Er nickte abwesend, doch konnte ich deutlich erkennen, daß einige Aspekte der Erzählung des alten Burschen meinen Gefährten irgendwie beeindruckt hatten - und nicht gerade angenehm. Er rang sich ein Lächeln ab, aber ein ziemlich gezwungenes, und auf meine weiteren Einwürfe zuckte er bloß mit den Schultern, als wünschte er nicht von den Dingen zu sprechen, die wir von Akins gehört hatten.
    Den ganzen Abend über war er bemerkenswert schweigsam und ganz offenkundig in Gedanken versunken, weit stärker noch als zuvor. Ich

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