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Azathoth - Vermischte Schriften

Azathoth - Vermischte Schriften

Titel: Azathoth - Vermischte Schriften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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erinnerte mich, daß ich ihm seine mangelnde Bereitschaft übelnahm, die Gedanken, die sein Gemüt bedrückten, mit mir zu teilen, aber natürlich lag diese Entscheidung bei ihm und nicht bei mir, und ich hege den Verdacht, daß das, was an jenem Abend seine Gedanken bewegte, ihm so weit hergeholt und ausgefallen erschienen sein muß, daß er sich den Spott ersparen wollte, den er sich offensichtlich von mir erwartete. Darum kam ich nach mehreren Anläufen, die er abwehrte, nicht mehr auf das Thema Seth Akins und die Sagen von Innsmouth zurück.
    Am Morgen kehrte ich nach New York zurück.
    Weitere Auszüge aus Jeffrey Coreys Tagebuch.
    »i8. März. Erwachte am Morgen mit der Überzeugung, daß ich letzte Nacht nicht allein geschlafen hatte. Eindrücke auf dem Kissen und im Bett. Zimmer und Bett sehr feucht, als hätte neben mir etwas Feuchtes gelegen. Intuitiv weiß ich, daß es sich um eine Frau handelte. Aber wie? Beunruhigung bei dem Gedanken, daß der Marsh-Irrsinn sich vielleicht bei mir zu zeigen beginnt. Fußspuren auf dem Boden.
    19. März. "Meeresgöttin" verschwunden! Die Tür ist offen.
    Jemand muß sich während der Nacht eingeschlichen und sie mitgenommen haben. Man kann kaum behaupten, daß ihr Verkaufswert das Risiko lohnt! Sonst fehlt nichts.
    20. März. Träumte die ganze Nacht davon, was Seth Akins sagte. Erblickte Käptn Obed Marsh unter Wasser! Uralt. Mit Kiemen! Schwamm vor dem Teufelsriff weit unter der Oberfläche des Atlantiks.
    Viele andere, Männer wie Frauen. Das merkwürdige Marsh-Aussehen! Oh, die Macht und die Herrlichkeit.
    2.1. März. Nacht des Frühlingsbeginns. Mein Nacken pochte die ganze Nacht vor Schmerz. Konnte nicht schlafen. Stand auf und ging zur Küste hinunter. Wie mich das Meer anzieht! War mir zuvor nie bewußt, aber jetzt erinnere ich mich, wie ich mir als Kind immer einbildete, ich hörte - weit von der Küste entfernt, mitten auf dem Festland - das Geräusch des Meeres, der Gezeiten und der windgepeitschten Wellen! - Die ganze Nacht erfüllte mich ein furchtgetränktes Gefühl, daß etwas geschehen würde.«
    Unter demselben Datum - 21. März - schrieb Corey seinen letzten Brief an mich. Er erwähnte darin seine Träume nicht, aber er schrieb mir über seine Halsschmerzen.
    »Es ist nicht die Kehle - das ist klar. Das Schlucken bereitet mir keine Beschwerden. Der Schmerz scheint in dem entstellten Hautbereich unter den Ohren zu sitzen - den Kehllappen oder Warzen oder Runzeln, wie immer man es nennen will. Ich kann es nicht beschreiben, es ist nicht der Schmerz, den man mit Starre oder Verspanntheit oder einer Schwellung verbindet. Es ist, als wolle die Haut nach außen aufbrechen, und es reicht tief hinein. Gleichzeitig kann ich mich nicht des Eindrucks erwehren, daß etwas unmittelbar bevorsteht - etwas, was ich ebenso fürchte wie ich mich darauf freue, und
    Stammeserinnerungen aller Arten - so mangelhaft ich es auch ausdrücke - halten mich gefangen!.
    Ich riet ihm in meiner Antwort, einen Arzt aufzusuchen, und versprach ihm, ihn Anfang April zu besuchen.

    Zu dieser Zeit aber war Corey verschwunden.
    Es gab einige Hinweise, daß er zum Atlantik gegangen und hineingestiegen war - ob in der Absicht zu schwimmen oder Selbstmord zu begehen, ließ sich nicht feststellen. Die Abdrücke seiner bloßen Sohlen wurden in den Überresten des
    merkwürdigen Tons entdeckt, den das Meer im Februar an den Strand gespült hatte, doch gab es keine Abdrücke, die auf seine Rückkehr schließen ließen. Es gab keinen Abschiedsbrief gleich welcher Art, doch hatte er Anweisungen hinterlassen, in denen er Verfügungen über seinen Besitz traf und mich zum Nachlaßverwalter einsetzte, was darauf hinwies, daß er etwas vorausgeahnt hatte.
    Eine, wenn auch bestenfalls oberflächliche Suche nach Coreys Leiche wurde an der Küste und unterhalb Innsmouths durchgeführt, doch erwies sie sich als ergebnislos, und das Gericht kam unschwer zu dem Schluß, daß Corey einem Unglück zum Opfer gefallen war.
    Keine Aufzeichnung der Umstände, die für das Geheimnis seines Verschwindens bedeutsam schienen, könnte ohne kurze Darstellung dessen bleiben, was ich draußen vor dem Teufelsriff in der Abenddämmerung des 17. April sah.
    Es war ein friedlicher Abend, das Meer war wie aus Glas, und kein Windhauch bewegte die Abendluft.
    Ich stand vor dem Abschluß der Verfügungen über Coreys Besitz und hatte mich entschlossen, in einiger Entfernung vor Innsmouth hinauszurudern. Was ich vom

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