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Azathoth - Vermischte Schriften

Azathoth - Vermischte Schriften

Titel: Azathoth - Vermischte Schriften Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howard Phillips Lovecraft
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typische Meister auf diesem Gebiet.
    Wie ich nun eine Geschichte schreibe - da gibt es keine ausschließliche Methode. Jede meiner Erzählungen hat eine andere Entstehungsgeschichte. Ein- oder zweimal habe ich buchstäblich einen Traum ausgeschmückt und
    niedergeschrieben, aber gewöhnlich gehe ich von einer Stimmung oder einem Einfall oder einem Bild aus, etwas, das ich ausdrücken möchte, und wälze sie in meinem Geist herum, bis mir eine gute Darstellungsweise einfällt, wie ich sie in einer Kette dramatischer Ereignisse ausdrücken kann, die sich ganz konkret schildern lassen. Meistens gehe ich im Geist eine Liste von Ausgangssituationen oder Zuständen durch, die sich für eine solche Stimmung oder einen Einfall oder ein solches Bild am besten eignen, und dann beginne ich zu überlegen, wie ich die besagte Stimmung, den Einfall oder das Bild je nach Ausgangslage oder Ausgangssituation am besten logisch und natürlich motivieren und begründen kann.
    Der tatsächliche Schreibprozeß ist natürlich von Fall zu Fall so grundverschieden wie die Wahl des Themas oder des ursprünglichen Konzeptes. Würde man jedoch die
    Entstehungsgeschichte aller meiner Erzählungen untersuchen, ist es gut möglich, daß man aus der allgemeinen Arbeitsweise folgende Regeln ableiten könnte: i. Herstellung einer Zusammenfassung oder eines Szenarios der Ereignisse in der Reihenfolge ihres tatsächlichen Auftretens - nicht in der Reihenfolge, in der sie erzählt werden. Die Beschreibung sei ausführlich genug, damit alle wesentlichen Punkte erfaßt und alle vorgesehenen Ereignisse erklärt werden. Weitergehende Einzelheiten, Kommentare und Einschätzungen der
    Folgewirkungen sind bei diesem zeitlichen Rahmen zuweilen wünschenswert. i. Anfertigung einer zweiten Zusammenfassung oder eines Szenarios der Ereignisse - diesmal in der Reihenfolge, wie sie erzählt werden (nicht in der tatsächlichen Abfolge), hinreichend eingehend und mit allen Einzelheiten, ferner mit Anmerkungen über Wechsel der Perspektive, Hervorhebungen und dramatischen Höhepunkten, Abänderung und Angleichung der ursprünglichen Zusammenfassung, wenn dadurch die dramatische Kraft oder die allgemeine Wirkung der Geschichte gesteigert wird.
    Ereignisse werden beliebig eingefügt oder gestrichen - man fühle sich keineswegs an das ursprüngliche Konzept gebunden, selbst wenn die Endfassung der Geschichte ganz und gar nichts mehr mit der ursprünglich geplanten zu tun hat. Hinzufügungen oder Änderungen sollten stets durchgeführt werden, wann immer sie sich im Prozeß des Ausformulierens ergeben.
    3. Niederschreiben der Geschichte - schnell, flüssig und nicht allzu kritisch - und zwar in der Reihenfolge der zweiten oder erzähltechnisch geordneten Zusammenfassung. Abänderung der Ereignisse und der Fabel, wann immer der Entwicklungsprozeß eine solche Änderung geboten erscheinen läßt, und ohne daß man sich an die frühere Planung gebunden fühlt. Ergibt die Entwicklung plötzliche neue Möglichkeiten für dramatische Wirkungen oder lebendiges Erzählen, füge man hinzu, was immer vorteilhaft erscheint - dann gehe man zurück, um die vorhergehenden Teile dem neuen Plan anzupassen. Ganze Absätze und Abschnitte können hinzugefügt oder gestrichen werden, wenn es notwendig oder wünschenswert erscheint.
    Verschiedene Anfänge und Abschlüsse können erprobt werden, bis die beste Kombination gefunden ist. Es ist aber darauf zu achten, daß alle Bezugnahmen und Anspielungen in der ganzen Geschichte durchgehend auf den endgültigen Plan abgestimmt werden, um Widersprüche zu vermeiden. Man streiche alles, was möglicherweise überflüssig ist - Worte, Sätze, Absätze, auch ganze Episoden oder Erzählelemente, wobei wie üblich auf die innere Stimmigkeit aller Teile zu achten ist.
    5. Anfertigung eines sauber getippten Manuskripts, wobei man nicht davor zurückscheuen soll, Schlußkorrekturen dort anzubringen, wo sie geboten erscheinen.
    Das erste dieser Stadien ist oft ein rein geistiges - eine Fülle von Ausgangsbedingungen und Ereignissen, die ich im Geiste ausprobiere und erst dann zu Papier bringe, wenn ich soweit bin, eine genaue Zusammenfassung der Ereignisse in der
    Reihenfolge, in der sie erzählt werden, anzufertigen.
    Manchmal aber fange ich schon mit der Niederschrift an, ehe ich weiß, wie ich die Idee entwickeln soll - dieser Beginn ergibt ein Problem, für das erste eine Begründung und eine erzählerische Verwertung gefunden werden muß.
    Meiner

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