Azathoth - Vermischte Schriften
Wiederkehr der milden alten Welt. Eines Tages jedoch sandten die Männer von Dath aus der neuen Stadt Niyara Signale nach Yuanario, ihrer unvorstellbar alten Hauptstadt, und erhielten keine Antwort von den wenigen, die dort zurückgeblieben waren. Und als Forscher die jahrtausendealte Stadt der mit Brücken verbundenen Türme erreichten, stießen sie nur auf Schweigen. Nicht einmal das Grauen des Verfalls war zu bemerken, denn die aasfressenden Eidechsen waren schnell gewesen.
Erst dann ging es den Menschen auf, daß diese Städte für sie verloren waren, daß sie sie auf ewig der Natur überlassen mußten. In den heißen Ländern flohen die letzten Kolonisten aus ihren kühnen Standorten, und völliges Schweigen regierte innerhalb der Basaltmauern von tausend menschenleeren Städten. Von dem Gewimmel und dem Treiben der Menge war schließlich nichts übriggeblieben. Jetzt ragten vor den regenlosen Wüsten nur die blasenüberzogenen Türme leerer Häuser, Fabriken und Gebäude jeder Art auf, die die blendende Helligkeit der Strahlung spiegelten und die in der immer unerträglicher werdenden Hitze schmorten.
Viele Länder waren jedoch der versengenden Plage noch immer entgangen, so daß die Flüchtlinge sich bald in das Leben in einer neuen Welt schickten. Während seltsam blühender Jahrhunderte gerieten die alten verlassenen Städte am Äquator fast in Vergessenheit und dienten nur als Rahmen für phantastische Fabelgeschichten. Wenige nur dachten an diese gespenstischen, verfallenden Türme, diese Anhäufungen schäbiger Mauern und kaktuserstickter Straßen, die düsterschweigend und verlassen dalagen.
Es kam zu sündhaften lang dauernden Kriegen, aber die Friedenszeiten überwogen. Die angewachsene Sonne strahlte jedoch immer heftiger, als sich die Erde der feurigen Mutter näherte. Es war, als wolle der Planet zu der Quelle zurückkehren, der er, vor vielen Äonen, durch die Zufälle kosmischen Wachstums entrissen wurde.
Mit der Zeit breitete sich der Brand vom zentralen Gürtel nach außen aus. Süd-Yarat brannte als unbewohnte Wüste in der Sonne - und dann der Norden. In Perath und Baling, den uralten Städten, Brutstätte der Jahrhunderte, regten sich nur noch die schuppigen Gestalten von Schlange und Salamander, und schließlich gab es in Loton nur mehr ein einziges Echo auf den plötzlichen Einsturz baufälliger Türme und zerfallender Kuppeln.
Beständig, universell und unaufhaltsam wurde der Mensch aus den Bereichen vertrieben, in denen er von jeher angestammt war. Kein Stück Boden innerhalb des sich ausdehnenden betroffenen Gürtels blieb verschont; kein Volk entging der Entwurzelung. Es war ein Epos, eine gigantische Tragödie, deren Fabel den Schauspielern verborgen blieb - diese Massenflucht der Menschen aus den Städten.
Es erforderte nicht Jahre oder selbst Jahrhunderte, sondern Jahrtausende unbarmherzigen Wandels.
Und noch immer war kein Ende abzusehen - träge,
unausweichlich, voller Zerstörungswut vollzog er sich.
Die Landwirtschaft kam zum Erliegen, denn die rasch zunehmende Dürre in der Welt bekam der Saat nicht. Abhilfe sollte künstlicher Ersatz schaffen, der bald überall angewandt wurde. Und als die alten Stätten, die die großen
Errungenschaften der Sterblichen gekannt hatten, aufgegeben wurden, retteten die Flüchtlinge immer weniger an Beute.
Gegenstände von größtem Wert und höchster Bedeutung blieben in den toten Museen zurück - verloren unter den Jahrhunderten -
, und am Ende wurde das Erbe der unvorstellbar alten Vergangenheit völlig aufgegeben. Mit der abscheulichen Hitze setzte ein körperlicher und kultureller Verfall ein, denn der Mensch hatte so lange in Bequemlichkeit und Sicherheit gelebt, daß ihm der Exodus von den Schauplätzen seiner Vergangenheit schwerfiel. Diese Ereignisse wurden jedoch nicht gleichmütig hingenommen. Gerade ihre Langsamkeit war erschreckend.
Verkommenheit und Ausschweifung wurden bald zur Regel.
Die Regierung verfiel, und die Kulturen sanken ziellos zurück ins Barbarentum.
Als, neunundvierzig Jahrhunderte nach dem Brand am Äquatorgürtel, die ganze westliche Halbkugel unbewohnt zurückblieb, war das Chaos vollkommen. In den letzten Szenen dieser gigantischen, ziellos imposanten Wanderung zeigte sich keine Spur von Ordnung oder Anstand. Wahnsinn und Raserei breiteten sich unter den Menschen aus, und Fanatiker verkündeten schreiend, daß Harmageddon nahe bevorstünde.
Der Mensch war jetzt ein armseliger Überrest der alten
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