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Azazel

Titel: Azazel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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»Die Luray-Höhlen in Virginia -«
    »Kommerziell!« sagte West, verzog das Gesicht und suchte eine geeignete Stelle zum Hinspucken auf dem Fußboden. Glücklicherweise fand er keine.
    »Da Ihnen die göttlichen Wonnen der Höhlenforschung unbekannt sind«, fuhr er fort, »will ich Sie nicht mit der Schilderung langweilen, wie ich sie gefunden und erforscht habe. Es ist natürlich nicht immer ganz ungefährlich, unbekannte Höhlen ohne Begleiter zu erforschen, aber ich unternehme gern Soloexpeditionen. Schließlich gibt es niemanden, der über mein enormes Wissen verfügt, ganz zu schweigen von der Tatsache, daß ich mutig wie der sprichwörtliche Löwe bin.
    In dem Fall war es tatsächlich ein Glücksfall, daß ich allein war, denn es hätte nichts genützt, wenn ein anderes menschliches Wesen diese Entdeckung gemacht hätte. Ich hatte mehrere Stunden geforscht, als ich auf einen großen und stillen Raum mit Stalaktiten oben und Stalagmiten unten in überreichlichem Maße stieß. Ich ging um die Stalagmiten herum und zog meinen Bindfaden hinter mir her, da ich es nicht schätze, mich zu verirren, und dann stieß ich auf einen dicken Stalagmiten, der an einer natürlichen Sollbruchstelle abgebrochen zu sein schien. Auf einer Seite lag ein Häufchen Kalkstein. Ich kann nicht sagen, wieso er abgebrochen war - vielleicht war ein großes Tier, das vor Jägern in die Höhle floh, im Dunkel gegen den Stalagmiten gestoßen, oder der Stalagmit hatte einem mäßigen Erdbeben nicht ausreichend standgehalten.
    Wie auch immer, der Stumpf des Stalagmiten wurde jetzt von einer glatten Oberfläche gekrönt, deren Feuchtigkeit im Schein meiner Taschenlampe funkelte. Sie war fast kreisrund und erinnerte an eine Trommel. Tastsächlich hatte er so eine Ähnlichkeit damit, daß ich unwillkürlich die Hand ausstreckte und mit dem rechten Zeigefinger darauf klopfte.«
    Er schüttete den Rest seines Drinks hinunter. »Es war eine Trommel«, sagte er, »zumindest jedoch ein Gebilde, das eine Vibration auslöste, wenn man darauf klopfte. Kaum hatte ich es berührt, erfüllte ein dumpfes Grollen die Höhle; ein vages Geräusch unmittelbar an der Grenze des Hörbaren, fast im Unterschallbereich. Tatsächlich machte der Teil des Geräuschs, dessen Tonlage so hoch war, daß man ihn hörte, wie ich später nachweisen konnte, nur einen winzigen Bruchteil des Ganzen aus. Fast das gesamte Geräusch setzte sich aus enormen Vibrationen zusammen, die so langsam waren, daß das Ohr sie nicht wahrnehmen konnte, obwohl sie den ganzen Körper erschütterten. Diese unhörbaren Schwingungen verursachten mir das unangenehmste, unbehaglichste Gefühl, das Sie sich vorstellen können.
    So ein Phänomen war mir noch nie untergekommen. Die Energie meiner Berührung war minimal gewesen. Wie konnte sie in so eine mächtige Vibration umgewandelt werden? Ich bin nie ganz dahintergekommen. Natürlich gibt es ohne Frage gewaltige unterirdische Energiequellen. Es könnte eine Möglichkeit geben, die Hitze des Magmas anzuzapfen und einen kleinen Teil davon in Schall umzuwandeln. Das erste Klopfen könnte dazu dienen, weitere Schallenergie freizusetzen - eine Art von sonischem Laser oder, wenn wir in der Abkürzung >Licht< durch >Schall< ersetzen, könnten wir von einem >Schaser< sprechen.«
    »Von so etwas habe ich noch nie gehört«, sagte ich mit ernster Miene.
    »Nein«, sagte West unangenehm höhnisch, »das will ich wohl meinen. Niemand hat je davon gehört. Eine Kombination geologischer Gegebenheiten hat einen natürlichen Schaser hervorgebracht. So etwas kann nicht öfter als einmal in einer Million Jahren zufallig passieren, und auch dann nur an einer bestimmten Stelle des Planeten. Es könnte das ungewöhnlichste Phänomen auf Erden sein.«
    »Nicht schlecht«, sagte ich, »was Sie aus einem Klopfen des Zeigefingers ableiten.«
    »Ich versichere Ihnen als Wissenschaftler, Sir, daß ich mich nicht mit einem einzigen Klopfen des Zeigefingers zufriedengab. Ich fing an, zu experimentieren. Ich versuchte es mit stärkerem Klopfen und fand schnell heraus, daß ich durch den Hall in der Höhle ernstlich Schaden nehmen könnte. Ich richtete ein System ein, mit dem ich mit Hilfe einer Art von behelfsmäßiger Fernsteuerung Kieselsteine unterschiedlicher Größe auf den Schaser fallen lassen konnte, während ich mich außerhalb der Hohle aufhielt. Ich stellte fest, daß man das Geräusch noch in erstaunlicher Entfernung von der Höhle hören konnte. Mit einem einfachen

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