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Azazel

Titel: Azazel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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Seismographen konnte ich noch mehrere Meilen entfernt deutliche Vibrationen nachweisen. Schließlich ließ ich mehrere Kieselsteine nacheinander fallen; der Effekt war kumulativ.«
    »War das der Tag, an dem auf der ganzen Welt das dumpfe Grollen zu hören war?« fragte ich »Exakt«, sagte er. »Sie sind geistig doch nicht so derangiert, wie sie aussehen. Der ganze Planet hallte wie eine Kirchenglocke.«
    »Ich habe gehört, daß besonders starke Erdbeben das bewirken.«
    »Ja, aber dieser Schaser kann eine intensivere Vibration als jedes Erdbeben erzeugen, und das auf bestimmten Wellenlängen; auf einer Wellenlänge, zum Beispiel, welche die Bestandteile von Zellen trennen kann - die Nukleinsäuren der Chromosomen, zum Beispiel.«
    Ich dachte gründlich darüber nach. »Das wäre der Tod der Zelle.«
    »Zweifellos. So könnten die Dinosaurier ausgestorben sein.«
    »Ich habe gehört, das war die Folge des Zusammenstoßes eines Asteroiden mit der Erde.«
    »Ja, aber damit das durch eine normale Kollision geschehen könnte, müßte der postulierte Asteroid riesig sein. Zehn Kilometer im Durchmesser. Und man muß von Staub in der Stratosphäre ausgehen, einem dreijährigen Winter, und die Tatsache erklären, warum manche Arten unlogischerweise ausstarben, andere aber nicht. Nehmen wir statt dessen einmal an, daß ein deutlich kleinerer Asteroid auf einen Schaser aufschlug und mit seinen Schallwellen Zellen spaltete. Rund neunzig Prozent der Zellen auf der Welt wären binnen weniger Minuten ohne nennenswerte Folgen für die Umwelt des Planeten zerstört worden. Einige Arten könnten überleben, andere nicht. Es wäre einzig und allein eine Frage der winzigen Einzelheiten im komparativen Aufbau der Nukleinsäuren.«
    »Und das«, sagte ich mit dem höchst unangenehmen Gefühl, daß es dieser Fanatiker ernst meinte, »ist die Waffe, die Ihnen der Herr in die Hände gab?«
    »Exakt«, sagte er. »Ich habe die exakten Wellenlängen des Schalls ermittelt, der durch unterschiedliches Klopfen auf den Schaser ausgelöst wird, und versuche jetzt herauszufinden, welche Wellenlänge speziell menschliche Nukleinsäuren aufbrechen würde.«
    »Warum menschliche?« fragte ich.
    »Warum nicht?« konterte er. »Welche Art übervölkert den Planeten, zerstört die Umwelt, rottet andere Arten aus und verseucht die Biosphäre mit chemischen Giftstoffen? Welche Art wird die Erde möglicherweise in wenigen Jahrzehnten zerstören und unbewohnbar machen? Gewiß keine andere als der Homo sapiens! Wenn ich die richtige Schallwellenlänge finde, kann ich auf die entsprechende Art und Weise meinen Schaser anschlagen und die ganze Erde in Schallwellen hüllen, die, da der Schall Zeit braucht, um sich auszubreiten, die gesamte Menschheit auslöschen, anderen Lebensformen mit Nukleinsäuren unterschiedlichen Aufbaus jedoch kaum etwas anhaben wird.«
    »Sie sind bereit, Milliarden von Menschen auszurotten?« fragte ich.
    »Der Herr machte es vermittels der Sintflut -«
    »Sie glauben doch nicht etwa an die biblische Geschichte der -«
    »Ich bin ein gläubiger Geologe«, sagte West streng.
    Jetzt war mir alles klar. »Ah«, sagte ich, »und der Herr versprach, er würde die Erde nie wieder mit einer Sintflut heimsuchen, aber von Schallwellen hat er nichts gesagt.«
    »Exakt! Die Milliarden von Toten düngen die Erde und machen sie fruchtbar und dienen anderen Lebensformen, die viel unter den Menschen zu leiden hatten und eine Wiedergutmachung verdienen, als Nahrung. Davon abgesehen wird ein kleiner Rest der Menschheit zweifellos überleben. Es muß ein paar menschliche Wesen geben, die Nukleinsäuren von einer Art haben, daß die Schallwellen ihnen nichts anhaben können. Dieser Rest kann, dem Herrn sei dank, von vorn anfangen und wird wohl die Lektion begriffen haben, wie böse das Böse ist, sozusagen.«
    »Warum erzählen Sie mir das alles?« fragte ich. Tatsächlich kam mir das spanisch vor.
    Er beugte sich zu mir, packte mich am Revers meines Jacketts - ein höchst unangenehmes Erlebnis, denn sein Atem war unerträglich -und sagte: »Ich verspüre die Überzeugung, daß Sie mir bei meiner Arbeit helfen können.«
    »Ich?« sagte ich. »Ich versichere Ihnen, ich weiß nicht das Geringste über Wellenlängen, Nukleinsäuren und -« Doch dann besann ich mich rasch und sagte: »Aber wenn ich es recht bedenke, habe ich vielleicht genau das Richtige für Sie.« Dann fügte ich in einem förmlicheren Tonfall und mit der für mich so charakteristischen

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