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Azazel

Titel: Azazel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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aussah wie winzige Wedel Seegras, und seinen recht unzusammenhängenden Aussagen entnahm ich, daß er sich gerade noch mitten in einer akademischen Zeremonie befunden hatte, in deren Verlauf ihm irgendeine Ehrung zuteil werden sollte. Da er in seiner Welt nicht wirklich von Bedeutung war, wie ich zuvor erwähnte, tendierte er dazu, solchen Ereignissen viel zu viel Bedeutung beizumessen, weswegen seine Reaktion verbittert ausfiel.
    Ich tat sie mit einem Achselzucken ab und sagte: »Du kannst dich doch meines unbedeutenden Anliegens annehmen und anschließend zu exakt jenem Zeitpunkt zurückkehren, den du verlassen hast. Niemand wird bemerken, daß du überhaupt fort warst.«
    Er murrte noch ein wenig, mußte aber zugeben, daß ich recht hatte, worauf die Luft in seiner unmittelbaren Umgebung von winzigen Blitzen durchzuckt wurde.
    »Also, was willst du?« erkundigte er sich.
    Ich erläuterte es ihm »Sein Geschäft ist die Vermittlung von Ideen, richtig?« begann Azazel daraufhin. »Das Umsetzen von Ideen in Worte, wie bei deinem Freund mit dem komischen Namen?«
    »Das trifft zu, aber er wünscht sich, das mit einer gesteigerten Effizienz zu tun und diejenigen, mit denen er zu tun hat, zufriedenzustellen, auf daß ihm großer Beifall zuteil werde - und auch Reichtum, wenngleich er diesen eher als meßbaren Beleg für seinen Ruhm wünscht, denn Geld an sich verachtet er.«
    »Ich verstehe. Auch in unserer Welt haben wir Wörterschmiede, und einer wie der andere suchen sie ausschließlich Ruhm und Ehre und würden nie auch nur den kleinsten Betrag in handfester Währung akzeptieren, es sei denn als meßbaren Beleg für ihren Ruhm.«
    Ich lachte nachsichtig. »Eine Schwäche dieses Berufsstandes. Du und ich können uns glücklich schätzen, über solchen Dingen zu stehen.«
    »Nun«, sagte Azazel. »Ich kann hier nicht für den Rest des Jahres bleiben, oder es würde mir schwerfallen, den exakten Zeitpunkt für meine Rückkehr zu treffen. Ist dein Freund in mentaler Reichweite?«
    Wir hatten Mühe, ihn ausfindig zu machen, obwohl ich die Lage seiner Werbeagentur auf einer Karte bestimmte und auf die mir eigene eloquente und akkurate Weise eine Beschreibung des Mannes abgab - aber ich will dich nicht mit nebensächlichen Details langweilen.
    Schließlich war Gottlieb aufgespürt, und nach einer kurzen Untersuchung sagte Azazel: »Ein absonderliches Gemüt, wie es jedoch unter eurer unerfreulichen Spezies häufig vorkommt. Weich wie Gummi, und gleichzeitig zerbrechlich. Ich erkenne den Wörterschmied-Schaltkreis, aber er ist verknotet und uneben - kein Wunder, daß er Probleme hat. Ich kann den hinderlichen Teil entfernen, aber das könnte die Stabilität seines Verstandes gefährden. Ich glaube es zwar nicht, denn ich bin geschickt genug, aber eine gewisses Restrisiko bleibt immer. Denkst du, er wäre bereit, dieses Risiko einzugehen?«
    »Oh, ohne jeden Zweifel!« entgegnete ich. »Er ist versessen auf Ruhm und darauf, der Welt durch seine Kunst zu dienen. Er würde nicht eine Sekunde zögern, das Risiko einzugehen.«
    »Ja, aber wie ich annehme, bist du sein ergebener Freund. Er ist möglicherweise geblendet von seinem eigenen Ehrgeiz und seinem Drang, Gutes zu tun, doch du siehst die Dinge möglicherweise etwas klarer. Bist du der Ansicht, er sollte diese Chance wahrnehmen?«
    »Mein einziges Ziel«, entgegnete ich, »ist, ihn glücklich zu machen, rang schon an, hack es weg, so vorsichtig du kannst, und sollte etwas schiefgehen - nun, dann geschah es für eine gute Sache.« (Und um eine solche handelte es sich natürlich, denn wenn alles glatt ging, würde ich die Hälfte der Einkünfte erhalten.)
    Und so wurde die Tat vollbracht. Azazel machte wie stets ein großes Theater darum, lag ein Weile keuchend auf dem Boden und murmelte etwas von unzumutbaren Wünschen, aber ich erinnerte ihn an die Freude, die er Millionen von Menschen bringen würde und daran, dal?, er in dieser Situation nicht nur an sich denken dürfe. Nach diesen erbaulichen Worten ging es ihm besser, und er verabschiedete sich, um seine Ehrung entgegenzunehmen, um was immer es sich dabei handelte.
    Etwa eine Woche später suchte ich Gottlieb Jones auf. Ich hatte es nicht darauf angelegt, ihn früher wiederzusehen, da ich dachte, er brauche vielleicht eine gewisse Weile, um sich an sein neues Hirn zu gewöhnen. Zudem hatte ich es vorgezogen, zunächst auf indirektem Wege Erkundigungen über ihn einzuholen, um sicherzugehen, daß sein Verstand nicht

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