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Azazel

Titel: Azazel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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können. Gottlieb, mein Freund, geh jetzt nach Hause. Schreib deinen Roman und achte darauf, daß der Vorschuß nicht unter hunderttausend Dollar liegt. Da keine Geschäftsausgaben zu verrechnen sein werden, ausgenommen ein paar Cent für Schreibmaschinenpapier, mußt du nichts davon abziehen und kannst fünfzigtausend behalten.«
    »Du bist verrückt«, sagte er.
    »Ich bin nur zuversichtlich«, widersprach ich. »Und um das zu beweisen, werde ich unser Mittagessen bezahlen.«
    »Du bist verrückt«, wiederholte er mit irgendwie ehrfürchtiger Stimme und ließ mich tatsächlich die Rechnung zahlen, obwohl er doch gewußt haben mußte, daß mein Angebot lediglich rhetorischer Natur gewesen war.
    Am folgenden Abend rief ich ihn an. Normalerweise hätte ich länger damit gewartet. Ich wollte ihn nicht drängen. Aber ich hatte mittlerweile finanziell in ihn investiert. Das Mittagessen hatte mich elf Dollar gekostet, von dem Vierteldollar Trinkgeld, den ich gegeben hatte, gar nicht zu reden, und logischerweise war ich ruhelos. Du verstehst das.
    »Gottlieb«, begann ich, »wie geht der Roman von der Hand?«
    »Prima«, antwortete er. »Keine Probleme. Ich habe zwanzig Seiten runtergetippt, und guten Stoff noch dazu.«
    Er sagte das jedoch gleichgültig, als gehe ihm noch etwas anderes im Kopf herum. Ich fragte ihn: »Warum machst du dann keine Luftsprünge vor Freude?«
    »Wegen des Romans? Sei nicht albern. Feinberg, Saltzberg und Rosenberg riefen vorhin an.«
    »Deine Werbe. deine Ex-Werbeagentur?«
    »Ja. Natürlich nicht alle von ihnen, nur Mister Feinberg. Er will mich wieder einstellen.«
    »Ich bin sicher, Gottlieb, daß du ihm klar zu verstehen gegeben hast, daß er dich am ...«
    Doch Gottlieb ließ mich nicht ausreden. »Offenbar ist der Lufterfrischerkunde wegen meiner Anzeige ausgeflippt. Er will sie verwenden und dazu die Genehmigung haben, sie für eine Werbeoffensive, sowohl im Fernsehen als auch in Printmedien, zu verwenden, und sie wollen den Texter des Slogans, um die Kampagne zu leiten. Der Kunde sagt, was ich gemacht habe, sei kühn und zielsicher und treffe perfekt den Nerv der Achtziger. Er sagt, sie wollen Werbung machen, die erfolgreich wird wie noch keine zuvor, und dafür brauchen sie mich. Klar, daß ich gesagt habe, ich würde es mir überlegen.«
    »Das ist ein Fehler, Gottlieb.«
    »Es sollte mir gelingen, ihnen eine Gehaltserhöhung abzuringen, und zwar eine erhebliche. Ich habe nämlich die Worte nicht vergessen, die Feinberg mir hinterherwarf -einige davon auf Jiddisch.«
    »Geld ist Schmutz, Gottlieb.«
    »Natürlich, George, aber ich möchte doch gerne schauen, wieviel Schmutz im Spiel ist.«
    Ich war nicht wirklich besorgt. Ich wußte, wie sehr die Aufgabe, Werbetexte zu verfassen, an Gottliebs sensibler Seele kratzte, und ich wußte, wie verlockend die Leichtigkeit sich anfühlen würde, mit der er jetzt einen Roman verfassen konnte. Das einzige, was ich tun mußte, war zu warten und (um einen weisen Satz zu prägen) den Dingen ihren Lauf zu lassen.
    Dann jedoch kamen die Lufterfrischeranzeigen heraus, und sie schlugen in der Bevölkerung augenblicklich ein. »Krieg dem Mief« wurde zu einem geflügelten Wort für die Jugend Amerikas, und jedes Mal, wenn es benutzt wurde, war das, gewollt oder nicht, Werbung für das Produkt.
    Ich kann mir vorstellen, daß du dich an dieses Modewort erinnern wirst - natürlich tust du das, denn ich hörte, daß Ablehnungsschreiben mit diesem Wortlaut bei den Zeitschriften, für die du zu schreiben versuchst, gang und gebe wurden, und dort dürftest du ihm häufig begegnet sein.
    Weitere Anzeigen ähnlichen Wortlauts wurden veröffentlicht, und sie waren ähnlich erfolgreich.
    Und plötzlich verstand ich: Azazel war es gelungen, Gottlieb jene Geistesverfassung zu schenken, die es ihm ermöglichte, die Masse mit seinen Texten anzusprechen, doch da er klein war und ohne großen Einfluß, war er unfähig gewesen, Gottliebs Verstand feinzujustieren und seine Gabe ausschließlich auf Romane auszurichten. Möglicherweise wußte Azazel auch einfach nicht, was ein Roman überhaupt war.
    Aber machte das einen Unterschied?
    Ich kann nicht behaupten, daß Gottlieb ausdrücklich begeistert war, als er mich beim Nachhausekommen auf seiner Türschwelle antraf, aber er war auch nicht so ehrlos zu versäumen, mich hereinzubitten. Tatsächlich stellte ich mit gewisser Genugtuung fest, daß er gar nicht anders konnte, als mich einzulassen, wenngleich er diese Freude zu

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