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Azazel

Titel: Azazel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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schmälern suchte (vorsätzlich, wie ich glaube), indem er mich Gottlieb junior eine ganze Weile halten ließ. Es war eine fürchterliche Erfahrung.
    Anschließend, als wir allein im Eßzimmer waren, erkundigte ich mich: »Und, wieviel Schmutz hast du angehäuft, Gottlieb?«
    Er sah mich tadelnd an. »Nenn es nicht Schmutz, George. Das ist respektlos. Fünfzigtausend im Jahr sind Schmutz, da stimme ich dir zu, aber hunderttausend jährlich, plus einige höchst befriedigende Nebeneinkünfte, sind ein finanzieller Status.
    Was noch dazukommt: Ich werde demnächst mein eigenes Unternehmen gründen und Multimillionär werden, ein Niveau, ab dem Geld zu einer Tugend wird - oder zu Macht, was natürlich im Grunde dasselbe ist. Mit dieser Macht werde ich unter anderem in der Lage sein, Feinberg aus dem Geschäft zu drängen. Das wird ihn lehren, mir gegenüber Worte zu verwenden, mit denen kein Gentleman einen anderen bedenken sollte. Bei der Gelegenheit - weißt du zufällig, was >Schmendrick< bedeutet, George?«
    Diesbezüglich konnte ich ihm nicht weiterhelfen. Ich bin in einer ganzen Reihe von Sprachen bewandert, aber Urdu ist nicht darunter. »Also bist du reich geworden«, stellte ich fest.
    »Und ich plane, noch weitaus reicher zu werden.«
    »In diesem Fall, Gottlieb, darf ich darauf hinweisen, daß dies erst passiert ist, nachdem ich zugestimmt hatte, dich reich zu machen, woraufhin du mir deinerseits die Hälfte deiner Einkünfte zusagtest.«
    Gottliebs Augenbrauen zogen sich mißbilligend zusammen. »Tatest du das? Tat ich das?«
    »Nun, ja. Ich gebe zu, es ist eines jener Dinge, die man schnell vergißt, aber glücklicherweise wurde alles schriftlich festgehalten - >in Vergütung erstatteter Dienste<, Unterschrift, notarielles Siegel und so weiter. Und ganz zufallig habe ich eine Kopie dieser Vereinbarung bei mir.«
    »Aha. Könnte ich sie wohl einmal sehen?«
    »Selbstverständlich, aber ich darf betonen, daß es sich lediglich um eine Fotokopie handelt. Solltest du sie also in deinem Eifer, sie genau zu begutachten, zufällig in kleine Stücke zerreißen, befindet sich das Original immer noch in meinem Besitz.«
    »Ein weises Vorgehen, George, aber hab keine Angst. Wenn sich alles so verhält, wie du sagst, dann wird dir kein Bißchen, kein Quentchen, ja: kein einziger Penny vorenthalten bleiben. Ich bin ein Mann von Prinzipien, und ich halte mich wortgetreu an alle Abmachungen.«
    Ich gab ihm die Kopie, und er studierte sie aufmerksam. »Ach ja«, sagte er dann. »Ich erinnere mich. Natürlich. Da wäre lediglich eine Kleinigkeit .«
    »Was?« wollte ich wissen.
    »Nun, diese Vereinbarung bezieht sich auf meine Einkünfte als Schriftsteller. Ich bin kein Schriftsteller, George.«
    »Du wolltest einer sein, und du kannst es sein, wann immer du dich an die Schreibmaschine setzt.«
    »Aber ich will das gar nicht mehr, George, und ich denke nicht, daß ich mich noch einmal an die Schreibmaschine setzen werde.«
    »Aber große Romane bedeuten unsterblichen Ruhm. Was können dir deine idiotischen Werbesprüche schon bieten?«
    »Massen von Geld, George, plus eine riesige Firma, dir mir gehören wird und in der unzählige jämmerliche Texter beschäftigt sein werden, deren Leben ich dann in meiner Hand halte. Hatte Tolstoi je etwas Vergleichbares? Oder del Rey?«
    Ich konnte es nicht glauben. »Und nach allem, was ich für dich getan habe, weigerst du dich, mir auch nur einen roten Heller abzugeben, einzig aufgrund eines einzelnen Wortes in unserer ehrbaren Abmachung?«
    »Hast du dich gar auch schon am Schreiben versucht, George? Ich hätte die Situation nämlich nicht treffender und prägnanter in Worte fassen können. Meine Grundsätze binden mich an den Wortlaut unseres Vertrages, und ich bin ein Mann von Prinzipien.«
    Von dieser Position war er nicht abzubringen, und ich ahnte, daß es der Sache nicht zuträglich sein würde, die Sprache auf die elf Dollar zu bringen, die ich für unser letztes gemeinsames Mittagessen bezahlt hatte.
    Von dem Vierteldollar Trinkgeld gar nicht zu reden.
    George erhob sich und ging, und das in einem Zustand derart theatralischer Verzweiflung, daß ich davon absah, ihn zu bitten, daß er doch vorher seinen Anteil der Getränke zahlen solle. Ich ließ mir die Rechnung bringen, und als sie kam, stellte ich fest, daß sie genau zweiundzwanzig Dollar betrug.
    Ich bewunderte die ausgeklügelte Rechenkunst, mit der George sich selbst seine Auslage zurückerstattet hatte, und fühlte

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