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Azazel

Titel: Azazel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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>Vandevater, mein Liebster, wie meinst du das?< Er erwiderte: >So, wie ich es gesagt habe. Ich habe mich in dir getäuscht, wir können nicht mehr länger zusammen sein.< Mit diesen Worten ist er gegangen. Ach, was soll ich jetzt bloß tun? Was soll ich bloß tun? Wo soll ich denn jetzt einen neuen erfolgreichen Verlobten hernehmen?«
    Ich sagte nachdenklich: »Vandevater irrt sich in solchen Dingen normalerweise selten - zumindest seit einigen Wochen. Bist du ihm tatsächlich untreu gewesen?«
    Eine leichte Röte bedeckte Minervas Wangen. »Eigentlich nicht.«
    »Und uneigentlich?«
    »Nun, vor einigen Jahren, als ich noch ein ganz junges Mädchen war, mit siebzehn, habe ich einen jungen Mann geküßt. Zugegeben, ich habe ihn fest an mich gedrückt -aber nur, damit er mir nicht entwischt, nicht weil ich ihn so sehr gemocht hätte.«
    »Verstehe.«
    »Das war keine sehr angenehme Erfahrung. Naja, zumindest nicht sehr. Als ich Vandevater kennengelernt habe, war ich verwundert darüber, um wie vieles besser mir ein Kuß von ihm gefiel als der jenes anderen jungen Mannes. Natürlich wollte ich diese befriedigende Erfahrung so oft wie möglich wiederholen. Während meiner Beziehung mit Vandevater habe ich hin und wieder - aus rein wissenschaftlichem Interesse - andere junge Männer geküßt, nur um sicher zu gehen, daß nicht einer von ihnen, nicht einer, es mit meinem lieben Vandevater aufnehmen konnte. Ich kann dir versichern, Onkel George, daß ich ihnen jede Freiheit gestattet habe, was die Art und Weise des Küssens anbelangte, sie durften mich sogar festhalten und an sich drücken, doch keiner von ihnen konnte Vandevater das Wasser reichen. Und trotzdem behauptet er, ich sei ihm untreu gewesen.«
    »Wie lächerlich«, sagte ich. »Mein Kind, dir wurde Unrecht getan.« Ich küßte sie vier oder fünf Mal und sagte dann: »Das hat dir sicher bei weitem nicht so viel Vergnügen bereitet wie Vandevaters Küsse, oder?«
    »Laß mich sehen«, sagte sie und küßte mich ebenfalls vier oder fünf Mal mit großer Kunstfertigkeit und Hingabe. »Natürlich nicht«, sagte sie.
    »Ich werde mit ihm reden«, sagte ich.
    Noch am selben Abend besuchte ich ihn in seinem Apartment. Er saß übellaunig in seinem Wohnzimmer und lud seinen Revolver, um ihn dann wieder zu entladen.
    »Zweifellos«, sagte ich, »denkst du daran, dich umzubringen.«
    »Niemals«, sagte er mit einem trockenen Lachen. »Weshalb sollte ich mich umbringen? Weil ich ein unbedeutendes Weibsstück verloren habe? Eine Lügnerin? Soll sie doch bleiben, wo der Pfeffer wächst!«
    »Du bist im Unrecht. Minerva ist dir immer treu gewesen. Ihre Hände, Lippen und ihr Körper haben nie die Hände, Lippen oder den Körper eines anderen Mannes berührt.«
    »Ich weiß, daß das nicht stimmt«, sagte Vandevater.
    »Und ich sage dir, das es stimmt«, erwiderte ich. »Ich habe ausführlich mit dem weinenden Mädchen gesprochen, und sie hat mir die tiefsten Geheimnisse ihres Lebens anvertraut. Sie hat einmal einem jungen Mann einen Handkuß zugeworfen. Damals war sie fünf Jahre alt und er war sechs, und seither zermartert sie sich den Kopf über diesen einen Augenblick des Liebeswahns. Eine solche Unanständigkeit hat sich niemals wiederholt, und doch ist es das, was du wahrgenommen hast.«
    »Sprichst du die Wahrheit, Onkel George?«
    »Sieh mich mit deinem unfehlbaren, scharfsinnigen Blick an, und ich werde noch einmal wiederholen, was ich gerade gesagt habe. Und dann kannst du mir sagen, ob ich die Wahrheit gesprochen habe.«
    Ich wiederholte die Geschichte noch einmal, und er sagte verwundert: »Du sprichst die absolute, die reine Wahrheit, Onkel George. Glaubst du, Minerva wird mir jemals verzeihen?«
    »Natürlich«, sagte ich. »Trage sie auf Händen und mache weiter Jagd auf den Abschaum der Unterwelt in den Spirituosengeschäften, Vorstandsbüros und Rathausfluren, aber richte deinen scharfsinnigen Blick niemals auf die Frau, die du liebst. Die vollkommene Liebe gründet sich nur auf vollkommenem Vertrauen. Und du mußt ihr vollkommen vertrauen.«
    »Das werde ich, das werde ich«, rief er.
    Und das hat er seither auch getan. Inzwischen ist er zum besten Kriminalbeamten der Polizei und in den Rang eines Wachtmeisters mit besonderem Aufgabenbereich aufgestiegen. Sein Büro befindet sich im Erdgeschoß, direkt neben der Waschmaschine. Er hat Minerva geheiratet, und sie leben in vollkommener Harmonie miteinander.
    Sie überprüft die überragenden Qualitäten von

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