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Azazel

Titel: Azazel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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erkundigen, ob es ratsam sei, Gin zu trinken, wenn man zuvor eine vergleichbare Menge Rum konsumiert hatte. Da hätte ihm der Besitzer vollkommen unerwartet eine Pistole und den Inhalt seiner Registrierkasse in die Hand gedrückt. Der verwirrte und erstaunte junge Mann hätte beides angenommen, und just in diesem Augenblick sei ein Polizist in den Laden gekommen. Er sagte, er hätte geglaubt, das Geld sei als Entschädigung für die Schmerzen gedacht, die seine arme Mutter erlitten hatte. Als er mir all das erzählte, hatte ich plötzlich das merkwürdige Gefühl, daß er ... äh ... schwindelte.«
    »Tatsächlich.«
    »Ja. Das ist das Erstaunlichste, was mir jemals widerfahren ist.« Vandevater senkte die Stimme zu einem Flüstern. »Ich wußte plötzlich nicht nur, daß der junge Mann die Waffe bereits bei sich getragen hatte, als er den Laden betrat, sondern auch, daß seine Mutter gar keine Kopfschmerzen gehabt hatte. Kannst du dir vorstellen, daß jemand über seine Mutter Lügenmärchen erzählt?«
    Genauere Nachforschungen ergaben, daß Vandevaters Instinkt ihn nicht getrogen hatte. Der junge Mann hatte tatsächlich Lügen über seine Mutter erzählt.
    Von diesem Augenblick an verbesserte sich Vandevaters Fähigkeit ständig.
    Innerhalb eines Monats hatte er sich in eine scharfsinnige, abgebrühte Maschine zur Aufdeckung von Unwahrheiten verwandelt.
    Seine Abteilung sah voller Erstaunen zu, wie Vandevater einen Angeklagten nach dem anderen überführte. Mochte jemand noch so sehr beteuern, in tiefes Gebet versunken gewesen zu sein, als die Almosenschale geplündert wurde - Vandevaters geschicktem Verhör vermochte er nicht standzuhalten. Den Rechtsanwalt, der -ganz aus Versehen - Treuhandgelder für die Renovierung seines Büros verwendet hatte, brachte er rasch in Verlegenheit. Buchhalter, die zufällig eine Telefonnummer vom Steuerbetrag abgezogen hatten, verwickelten sich in Widersprüche. Drogendealer, die ein fünf Kilo schweres Paket Heroin in einer Cafeteria entgegengenommen hatten, in der Überzeugung, es handele sich dabei um Süßstoff, wurden augenblicklich mit ihrer eigenen Logik geschlagen.
    Bald nannte man ihn >Vandevater den Siegreichem, und der Polizeipräsident persönlich übergab ihm unter dem Beifall der versammelten Polizeimannschaft einen Schlüssel, mit dem sich die Toilettentür öffnen ließ, ganz zu schweigen davon, daß sein Büro an das Ende des Flurs verlegt wurde.
    Ich beglückwünschte mich dazu, daß alles gut gegangen war und Vandevater nun, da sein Erfolg gesichert war, die schöne Minerva Schlump heiraten konnte. Da erschien Minerva selbst an der Tür meines Apartments.
    »Oh, Onkel George«, flüsterte sie leise und ihr geschmeidiger Körper schwankte. Sie war offenbar kurz davor, das Bewußtsein zu verlieren.
    Ich hob sie hoch und hielt sie fünf oder sechs Minuten fest, während ich überlegte, auf welchem Sessel ich sie absetzen könnte.
    »Was hast du denn, Liebes?« fragte ich, als ich mich vorsichtig ihrer entledigt und ihre Kleider glattgestrichen hatte.
    »Oh, Onkel George«, sagte sie, und Tränen quollen aus ihren hübschen Augen. »Es ist Vandevater.«
    »Er hat dich doch wohl nicht mit unschicklichen Annäherungsversuchen erschreckt?«
    »Oh, nein, Onkel George. Er ist viel zu wohlerzogen, um so etwas vor der Hochzeit zu versuchen, obwohl ich ihm versichert habe, daß ich für den Einfluß der Hormone, der junge Männer mitunter überwältigt, durchaus Verständnis habe und ihm im Falle eines solchen bedauerlichen Vorkommnisses selbstverständlich verzeihen würde. Doch trotz all meiner Beteuerungen läßt er sich zu nichts hinreißen.«
    »Was ist es dann, Minerva?«
    »Oh, Onkel George, er hat unsere Verlobung gelöst.«
    »Das ist unglaublich. Es kann kaum zwei Menschen geben, die besser zueinander passen. Warum denn nur?«
    »Er sagt, ich würde ... Unwahrheiten erzählen.«
    Meine Lippen bildeten widerstrebend das Wort >Lügen<.
    Sie nickte. »Dieses abscheuliche Wort hat er nicht benutzt, aber er hat es gemeint. Erst heute morgen hat er mich in anbetungsvoller Hingabe angesehen und gefragt: >Meine Geliebte, bist du mir auch immer treu gewesen?< Und wie stets habe ich ihm gefühlvoll erwidert: >So treu, wie der Sonnenstrahl der Sonne ist und das Rosenblatt der Rose.< Doch dann verengten sich seine Augen und er sagte haßerfüllt: >Aha, deine Worte entsprechen nicht der Wahrheit. Du hast geflunkert.< Ich stand da wie vom Donner gerührt. Ich sagte:

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