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Azazel

Titel: Azazel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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Verlierer abwenden und zum Gewinner hingezogen fühlen.«
    Das waren einfache Worte, und ich wußte, dieses ehrliche Mädchen sprach aus den Tiefen ihrer Seele.
    Nun war mir klar, was ich zu tun hatte. Wenn Artaxerxes dem unbedeutenden Unterschied von zwanzig Zentimetern und fünfzig Kilo zum Trotz Bullwhip zu Boden schickte, würde Philomel ihm gehören. Sie würde aus ihm einen echten Mann machen, der einem Leben entgegensah, das von so wichtigen Dingen wie Biertrinken und Fußballübertragungen im Fernsehen bestimmt war.
    Das war eindeutig ein Fall für Azazel.
    Ich weiß nicht, ob ich dir schon einmal von Azazel erzählt habe. Er ist ein zwei Zentimeter großes Wesen aus einer anderen Dimension, das ich mit Hilfe geheimer Zaubersprüche und Beschwörungsformeln herbeirufen kann, die nur ich allein kenne.
    Azazel verfügt über Kräfte, die den unseren weit überlegen sind. Darüber hinaus besitzt er jedoch keine angenehmen Eigenschaften, denn er ist ein überaus selbstsüchtiges Wesen, das seine eigenen belanglosen Angelegenheiten stets über meine wichtigen Bedürfnisse stellt.
    Dieses Mal erschien er auf der Seite liegend. Seine kleinen Augen waren geschlossen, und sein winziger Schwanz peitschte träge durch die Luft.
    »Oh Mächtiger«, sagte ich, denn er bestand darauf, daß man ihn mit diesem Namen ansprach.
    Er öffnete die Augen und stieß sofort ein ohrenbetäubendes Pfeifen aus, am obersten Rand meiner Hörskala. Sehr unangenehm.
    »Wo ist Ashtaroth?« rief er. »Wo ist meine liebste Ashtaroth, die eben noch in meinen Armen lag?«
    Dann bemerkte er mich und sagte mit einem Zähneknirschen: »Ach, du bist's! Ist dir klar, daß du mich gerade in dem Augenblick gerufen hast, als Ashtaroth ... Aber lassen wir das.«
    »Stell dir vor«, sagte ich, »wenn du mir rasch geholfen hast, kannst du eine halbe Minute nachdem du verschwunden bist wieder in dein Kontinuum zurückkehren. Ashtaroth wird sich über deine plötzliche Abwesenheit gewundert haben, aber sie wird noch nicht wütend sein. Dein Wiederauftauchen wird sie mit großer Freude erfüllen, und was immer ihr gerade getan habt, könnt ihr noch einmal tun.«
    Azazel dachte einen Augenblick nach und sagte dann mit einem für seine Verhältnisse liebenswürdigen Tonfall: »Dein Geist ist klein, du primitiver Wurm, aber verschlagen. Das kann jemandem mit meinen überragenden geistigen Fähigkeiten, dem seine offene und aufrichtige Natur Schwierigkeiten bereitet, zum Vorteil gereichen. Was für eine Hilfe benötigst du?«
    Als ich ihm von Artaxerxes' und Philomels Misere erzählte, dachte er einen Augenblick nach und sagte dann: »Ich könnte ihm stärkere Muskeln schenken.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Muskeln allein sind nicht genug. Geschicklichkeit und Mut ist, was er am dringendsten braucht.«
    Azazel erwiderte entrüstet: »Soll ich mir etwa meinen Schwanz dafür ausreißen, um seine geistigen Fähigkeiten zu vergrößern?«
    »Hättest du etwas besseres vorzuschlagen?«
    »Natürlich. Schließlich bin ich dir nicht umsonst unendlich überlegen. Wenn dein schwächlicher Freund seinen Feind nicht direkt angreifen kann, wie wäre es dann mit wirkungsvollen Ausweichmanövern?«
    »Du meinst, indem er sehr schnell davonläuft?« Ich schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, daß das besonders eindrucksvoll wäre.«
    »Ich habe nicht gesagt, daß er flüchten soll; ich meinte Ausweichmanöver. Ich müßte lediglich seine Reaktionszeit stark verkürzen, was bei meinen Fertigkeiten ein Leichtes ist. Damit er seine Kraft nicht sinnlos verschwendet, könnte ich es so einrichten, daß diese kürzere Reaktionszeit von einem Adrenalinschub ausgelöst wird. Mit anderen Worten, er wird nur über diese Fähigkeit verfügen, wenn er sich in einem Zustand der Furcht, der Wut oder anderer starker Gefühle befindet. Du mußt lediglich ein kurzes Treffen mit ihm arrangieren, und ich werde mich um alles kümmern.«
    »Abgemacht«, sagte ich.
    Innerhalb der nächsten Viertelstunde besuchte ich Artaxerxes in seinem Zimmer im Studentenwohnheim und gab Azazel Gelegenheit, von der Brusttasche meines Hemdes aus einen Blick auf ihn zu werfen. Azazel war somit in der Lage, das autonome Nervensystem des jungen Mannes aus nächster Nähe zu beeinflussen und dann zu seiner Ashtaroth zurückzukehren und das fortzusetzen, wobei ich ihn gestört hatte.
    Als nächstes verfaßte ich einen Brief, imitierte dabei geschickt die Schreibweise eines Collegestudenten - mit Wachsstift

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