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AZRAEL

AZRAEL

Titel: AZRAEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nicht?« antwortete Sendig, beinahe ebenso leise, aber in einem gänzlich anderen Ton. »Wegen dem, was Sie gesehen haben.« Er machte eine Kopfbewegung zur Tür. »Wegen des Dings, das dort draußen auf Sie wartet. Aber wissen Sie was, mein Freund? Sie können rennen, so weit und so lange sie wollen - es wird immer schon da sein, wenn Sie ankommen. Es ist nicht dort draußen. Es ist in Ihnen. «
    Bremer sah ihn groß an. »Sie wissen - ?«
    Sendig unterbrach ihn; Die Karikatur eines Lächelns verzerrte seine Lippen, aber nicht einmal sie vermochte die Furcht in seinem Blick auszulöschen. »Sehen Sie doch in den Spiegel, Mann«, sagte er. »Ich weiß nicht, was Sie dort draußen gesehen haben, oder vorhin, im Treppenhaus im Präsidium, und, ehrlich gesagt, ich bin auch nicht scharf darauf, es zu wissen. Aber was immer es ist, es treibt Sie vor Angst fast in den Wahnsinn - habe ich recht?«
    Bremer nickte. Er schwieg.
    »Sehen Sie«, sagte Sendig leise und nun gar nicht mehr lächelnd, »und das ist der Grund, aus dem wir hier sind. Aus dem dieser arme Junge da wahrscheinlich die Nacht nicht überlebt, aus dem ein Dutzend Menschen gestorben oder verrückt geworden sind und aus dem sie uns jagen.«
    » Sie. Es sind die gleichen, die Sie damals -«
    »Die mich gekauft haben, ja«, fiel ihm Sendig ins Wort. »Sprechen Sie es ruhig aus. Ich habe mich kaufen lassen, und es war der größte Fehler meines Lebens. Sie haben mir nicht gesagt, was ich wirklich dafür bezahlen muß.«
    »Und wer sind… sie?« fragte Bremer zögernd.
    Sendig hob die Schultern. »Ich weiß es nicht. Der MAD, der Verfassungsschutz, die Amerikaner. . Wahrscheinlich alle zusammen. Ich habe versucht, es herauszubekommen, aber es ist mir nicht gelungen. Auf jeden Fall steckt die CIA mit drin und das Pentagon. Es sind die gleichen, die Sillmann bezahlt haben, aber das ist auch alles, was ich weiß.«
    »Sillmann?«
    »Sillmann«, bestätigte Sendig. Er warf einen prüfenden Blick in Marks Gesicht, als wolle er sich davon überzeugen, daß der Junge noch schlief und nicht etwa hörte, was er sagte. »Seinen Vater. Und Löbach. Und wahrscheinlich noch eine ganze Menge anderer. Die meisten von ihnen dürften mittlerweile tot sein. Es lohnt sich selten, ein Geschäft mit dem Teufel zu machen.« Er schwieg für einige Sekunden, dann griff er in die Manteltasche und zog eine Packung Zigaretten hervor. Die Luft im Wagen wurde schon nach dem ersten Zug schlecht, und Bremer mußte husten, aber er protestierte nicht.
    »Ich habe Sie belogen, als ich behauptet habe, daß ich nicht weiß, was die Schrift an Löbachs Wand bedeutet«, fuhr er nach einer Weile fort »AZRAEL - erinnern Sie sich ?«
    »Der Todesengel?«
    »Auch«, sagte Sendig. »Aber in diesem Fall nicht. Es ist der Name einer Droge. Ich weiß nicht alles darüber, aber genug, um mir den Rest zusammenreimen zu können. Löbach und Sillmann haben sie gemeinsam entwickelt. Ich glaube, sie hatten vor, so etwas wie eine unschädliche Ersatzdroge zu entwickeln, eine Art Methadon, vielleicht sogar wirklich in bester Absicht. Aber herausgekommen ist etwas ganz anderes. Inwieweit kennen Sie sich mit Drogen aus, Bremer?«
    »Soweit mein Job es verlangt«, antwortete Bremer. Nach einer Sekunde fügte er hinzu: »Nicht besonders.«
    »Aber Sie wissen immerhin, daß es Drogen gibt, die das Bewußtsein auf eine ganz bestimmte Weise verändern?« fragte Sendig. »Ich meine, sie erzeugen nicht nur Halluzinationen, sondern... erweitern Ihr Bewußtsein.«
    »Das sagt man«, sagte Bremer. »Aber ich glaube es nicht.«
    »Glauben Sie es ruhig«, antwortete Sendig. »AZRAEL wirkt jedenfalls genau so. Sie gehen auf einen Trip, aber es ist ein ganz besonderer Trip. Sehen Sie - Sillmann und Löbach haben am Anfang wahrscheinlich nicht einmal selbst gewußt, was sie da gefunden haben, aber ich denke, es muß ihnen sehr schnell klargeworden sein. AZRAEL war nicht irgendein Acid, das man sich einwirft, sondern ein...« Er suchte nach Worten und zog zwischendurch nervös an seiner Zigarette. »Haben Sie schon einmal von Peyote gehört?«
    Bremer verneinte.
    »Eine Droge, die - unter anderem - die südamerikanischen Indianer konsumieren«, sagte Sendig. »Nehmen Sie sie allein, wirkt sie wie irgendeine Droge. Aber in der Gruppe eingenommen, und vor allem über längere Zeit, bewirkt sie tatsächlich eine Art von Gemeinschaftserlebnis.«
    Sie meinen, gemeinsame Halluzinationen?« vergewisserte sich Bremer.
    »Auch«, bestätigte

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