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AZRAEL

AZRAEL

Titel: AZRAEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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etwas gesucht. Etwas ganz Bestimmtes. Und schließlich haben sie es gefunden.« Er deutete auf Mark. »Ihn.«
    »Was?«
    »Er ist etwas Besonderes«, sagte Sendig. »Verstehen Sie mich nicht falsch - er ist weder Superboy noch irgendeine Art Wunderkind. Aber er war da und er war jederzeit und völlig gefahrlos greifbar.«
    Bremers Augen weiteten sich vor Unglauben, als er begriff, was Sendig meinte. »Moment«, sagte er. »Sie... Sie wollen behaupten, Sillmann hätte mit seinem eigenen Kind experimentiert?«
    »Schockiert Sie das?« fragte Sendig ruhig. »Bremer, in welcher Welt leben Sie? Wissen Sie überhaupt, wozu Menschen fähig sind?«
    »Aber das ist... «
    »Ungeheuerlich?« schlug Sendig vor. »Unmenschlich? Grausam? Möglich. Ich werde Sillmann fragen, wenn wir ihn treffen. Vielleicht hatte er auch andere Gründe, wer weiß. Ich habe das alles nicht auf einmal herausgefunden. Ich trage seit sechs Jahren Stücke eines Puzzlespieles zusammen, und ich habe längst nicht alle gefunden. Aber was ich weiß, ist, daß Löbach und Sillmann offensichtlich mit dem Jungen experimentiert haben. Sie haben eine neue Version von AZRAEL ge bastelt - sozusagen eine Mark-Sillmann-Version.«
    »Das verstehe ich nicht«, gestand Bremer.
    »Drogen wirken auf die Körperchemie des Menschen«, sagte Sendig. »Und die ses neue AZRAEL, das Löbach ent wickelt hat, wirkte ganz gezielt auf die des Jungen. Er muß die Droge sozusagen maßgeschneidert haben. Die Idee war nicht einmal besonders neu, aber Löbach und Sillmann waren die ersten, die sie in die Tat umgesetzt haben. An ihren eigenen Kindern. Mark Sillmann und Claudia Löbach. Und soviel ich weiß, hatten sie Erfolg.« Sein Gesicht verdüsterte sich. »Wahrscheinlich mehr, als sie wollten. Das gehört zu den Mosaiksteinen, die mir noch fehlen. Ich weiß nicht, was genau geschehen ist. Löbach muß wohl eine neue AZRAEL-Gruppe gegründet haben. Mark, Claudia und noch sechs oder sieben andere Kinder, alle ungefähr im gleichen Alter. Ich schätze, daß es ein, zwei Jahre lang gutgegangen ist.«
    »Und dann?«
    »Irgend etwas ist passiert«, antwortete Sendig. »Niemand weiß genau, was. Irgend etwas.. . Unvorstellbares. Sie haben es ja selbst gesehen. Irgend etwas ist schiefgegangen, aber ich weiß nicht, was. Und ich bin ziemlich sicher, daß Löbach und Sillmann es auch nicht genau wußten. Auf jeden Fall waren vier von ihnen tot - und der Rest vielleicht noch schlimmer dran.« Er sah wieder auf Mark herab, und es vergingen lange Sekunden, bis er weitersprach. »Aber was immer es war – es hat mit ihm zu tun.«
    »Wieso?« fragte Bremer.
    Sendig lachte bitter. »Mann, ich denke, Sie sind Polizeibeamter! Zählen Sie zwei und zwei zusammen. Er war nicht mehr in diesem Keller, als wir gerufen wurden, oder?«
    »Sillmann wird ihn weggeschafft haben«, vermutete Bremer.
    »Natürlich hat er das«, sagte Sendig. »Aber er ist auch der einzige, der nicht den Verstand verloren hat, nicht wahr? Er ist einfach verschwunden. Und jetzt taucht er nach sechs Jahren wieder auf, und plötzlich scheint alles von vorne loszugehen. Ich weiß, es fällt schwer, es zu glauben, wenn man ihn so da liegen sieht, aber ich schätze, daß dieser harmlose Junge die anderen auf dem Gewissen hat. Auch wenn es nicht seine Schuld ist.«
    »Was ist... mit dem Mädchen geschehen?« fragte Bremer schleppend. Er hatte Mühe, sich auf das Sprechen zu konzentrieren. Sendigs Geschichte schockierte ihn zutiefst. Er wußte, daß Menschen zu den furchtbarsten Dingen imstande waren, aber das war... monströs.
    »Bis vor ein paar Stunden hatte ich keine Ahnung«, sagte Sendig. »Das war einer der fehlenden Steine. Ich habe mich die ganze Zeit über gefragt, warum er es überstanden hat und das Mädchen nicht. Bis ich die Cassette in Artners Wohnung gesehen habe. Das Mädchen auf dem Film ist Claudia Löbach. Sie ist ein paar Jahre älter geworden, aber es gibt gar keinen Zweifel.«
    »Oh«, sagte Bremer. »Jetzt verstehe ich, warum Sie so erschrocken waren, als ich sie wiedererkannt habe.«
    »Sie verstehen?« Sendig lachte leise. Ohne sich zu Bremer herumzudrehen oder den Blick auch nur eine Sekunde von Marks Gesicht zu wenden, sagte er. »Das glaube ich nicht, Bremer. Das Mädchen auf dem Videoband und die Kleine, mit der sich Mark in der Klinik getroffen hat, sind ein und dieselbe Person, sagen Sie?«
    »Ja«, antwortete Bremer. »Was... was soll das? Sie haben sie doch auch gesehen, als sie zusammen aus Sillmanns

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