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AZRAEL

AZRAEL

Titel: AZRAEL Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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anrühren«, sagte Sillmann ruhig. »Er ist mein Sohn.«
    »Ja, das hat Frankenstein damals wahrscheinlich auch gesagt«, antwortete Berger zynisch. »Er ist ein verdammtes Ungeheuer! Und Sie haben es erschaffen. Sie und dieser Idiot Löbach. Ihr Sohn? Er kann sein, wer er will. Für mich ist er ein Monster, und genauso werden wir ihn auch behandeln, wenn er herkommt. Er hat fünf meiner Leute umgebracht, einfach so.«
    »Sie wollen ihn töten«, sagte Sillmann ruhig. Er schüttelte den Kopf und sah sekundenlang nachdenklich auf die zusammengekauerte Gestalt an der Wand neben sich herab. »Davon abgesehen, daß ich nicht glaube, daß Sie das schaffen – dann wäre alles umsonst gewesen.«
    »Hören Sie auf, Sillmann!« fauchte Berger. »Das zieht nicht mehr. Sie haben uns lange genug hingehalten.«
    »Ich werde nicht - «
    »Sie werden gar nichts mehr!« fiel ihm Berger in schneidendem Tonfall ins Wort. »Es ist vorbei, haben Sie das immer noch nicht begriffen? Das Projekt ist gestoppt. Wir sind hier, um die Akte endgültig zu schließen, aus keinen anderen Grund. Was denken Sie, habe ich vor - zuzusehen, wie er weiter durch die Gegend rennt und Menschen umbringt?«
    »Aber ich kann ihn aufhalten!« sagte Sillmann.
    Berger schnaubte. »Oh, das können wir auch. Und, mit Verlaub gesagt, besser.«
    »Sie verstehen nicht«, sagte Sillmann. Er blieb noch immer ganz ruhig, sowohl nach außen als auch innerlich. Sie sprachen hier über seinen Sohn, sein eigenes Kind, und trotzdem empfand er nicht einmal wirklichen Schrecken bei dem Gedanken, daß Berger und seine beiden Begleiter hier waren, um ihn zu töten. Er würde es nicht zulassen, so einfach war das.
    »Ich verstehe was nicht?« fragte Berger spöttisch. »Daß Sie uns seit sechs Jahren an der Nase herumführen? Wieviel haben Sie aus Washington kassiert, Sillmann? Fünf Millionen? Zehn? Oder war es mehr?«
    »Darum geht es nicht«, sagte Sillmann. »Begreifen Sie doch! Damals war er einfach noch nicht soweit, aber jetzt ist er es! Er ist genau das, was Sie haben wollten!«
    »Was?« fragte Berger. »Ist er der Terminator oder Alien?«
    »Sie sind ein Idiot, Berger«, sagte Sillmann ruhig. »Sie haben nie verstanden, worum es wirklich ging, nicht wahr?«
    »Ich verstehe immerhin, was dabei herausgekommen ist«, antwortete Berger. Die Beleidigung schien er nicht einmal zu registrieren. »Und ich werde es beenden.«
    »Sie wollen tatsächlich aufgeben?« fragte Sillmann. »Jetzt? Nicht fünf Minuten bevor, sondern nachdem wir Erfolg gehabt haben?«
    »Es ist vorbei, Sillmann«, sagte Berger noch einmal. »Endgültig.«
    »Ja«, sagte Sillmann leise. »Das fürchte ich auch.«
    Er beging nicht den Fehler, die Waffe zu ziehen, sondern feuerte durch den Stoff der Manteltasche hindurch. Die erste Kugel traf den Mann links von Berger und tötete ihn auf der Stelle, und der andere reagierte genau so, wie Sillmann erwartet hatte: Er versuchte nicht, eine Waffe zu ziehen, sondern warf sich mit einer blitzartigen komplizierten Drehbewegung nach rechts, die ihn zugleich aus der Schußbahn als auch in eine Position gebracht hätte, aus der heraus er Sillmann angreifen konnte.
    Es wäre ihm zweifellos auch gelungen, hätte Berger nicht falsch reagiert. Er machte einen erschrockenen Schritt zurück und prallte gegen ihn. Der Mann geriet für einen winzigen Moment aus dem Gleichgewicht. Er fing sich sofort wieder, aber seine Bewegungen hatten etwas von ihrer Eleganz und Schnelligkeit verloren. Nicht viel, aber genug für Sillmann, die Pistole aus der Manteltasche zu ziehen und zweimal hintereinander abzudrücken.
    38. Kapitel
    Sie wissen, daß das unmöglich ist«, sagte Bremer. Er wunderte sich selbst über die Ruhe in seiner Stimme, und zugleich fragte er sich, warum er eigentlich nicht laut über seine eigenen Worte lachte. Unmöglich? Es war genau umgekehrt. Wieviel von dem, was er in den vergangenen vierundzwanzig Stunden erlebt hatte, war eigentlich möglich? Sendig machte sich auch nicht einmal die Mühe, darauf zu antworten.
    Bremers Hände zitterten immer stärker. Seit Sendig zurückgekommen war, war die hysterische Furcht nicht mehr ganz so schlimm; er war nicht mehr allein, und er fühlte sich auf eine wenn auch vollkommen unlogische Art sogar sicherer, seit er wußte, daß das, was mit ihm geschah, irgendwie mit dem bewußtlosen Jungen auf der Trage zu tun hatte - vielleicht, weil es ihm trotz allem immer noch nicht gelang, ihn als seinen Feind zu betrachten. Wenn

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