Azraels Auftrag (German Edition)
experimentelles Spiel, wie es sich schon an Tausenden anderen Orten vollzogen hatte.
Die unterschiedlichen Katalysatoren, die ich hinzugefügt hatte, bewirkten innerhalb weniger Jahrtausende die Entwicklung einer komplette Flora und Fauna. Und seit etwa hundert Jahren warteten vorbereitete DNS-Stränge auf ihren Einsatz.
Dann ging alles sehr schnell. In den letzten Monaten verbanden sich die DNS Stränge mit einer Art Protoplasma, das große Ähnlichkeit mit organischen Zellverbänden aufwies.
Der danach eingeleitete Wachstumsprozess ließ einen Körper entstehen. Seine äußere Form hatte sich humanoid entwickelt.
Doch es war lediglich eine leere Hülle ohne Bewusstsein. Alle notwendigen Verbindungen waren vorhanden, wartend, lauernd. Und so verbrachte eine leere Hülle die letzten Tage, bis endlich das Meditationskonzentrat eintreffen konnte.
„Eleeya, bist du soweit?“ wiederholte ich meine Frage.
Ihr geistiges Abbild nickte mir entgegen, ein zartes Lächeln formte sich.
„Ja, ich bin so weit. Ich kann sowieso nichts dazu beitragen.“
Ich warf ihr ein Petzauge zu.
„Du ahnst nicht, wie Recht du damit hast. Also, dann los.“
Der Prozess begann, und es war wie ... immer.
Eleeyas Gedankenkonzentrat wurde auf die Reise geschickt. Für uns Zurückgebliebene erschien es, als würde sich ihr Geist in sich zurückziehen, bis niemand mehr ihre Anwesenheit spürte. Die gewaltige Entfernung, die Eleeyas Bewusstsein überbrückte, hatte keine Auswirkungen. Doch der Schock bei Ihrer Ankunft war riesig. Eben noch war sie Teil eines geistigen Verbundes, in dem ihr eine Vielzahl von Sinnen und Verständigungsmöglichkeiten zur Verfügung standen. Doch nun musste sie in der speziell für sie erschaffenen Trainingswelt lernen, mit nur sieben Sinnen zurechtzukommen.
Den größten Teil ihrer Erinnerungen hatte ich isoliert, quasi eingefroren. Nur rudimentäre Begriffe waren ihr geblieben. Als Ersatz hatte ich ihr eine Art Pseudoerinnerung mitgegeben, die es Ihr ermöglichen würde, sich entsprechend ihres Auftrages zu entwickeln.
Als Eleeyas Bewusstsein ihren neuen Körper erreichte, funktionierten alle Sinnesorgane perfekt.
Schlagartig erfasste ihr Bewusstsein die Flut der neuen Eindrücke. Das gesamte Erkennen und Wahrnehmen war vorhanden. Ihr Bewusstsein versuchte verzweifelt, es auf unterschiedlichste Arten zu interpretieren.
Das Ergebnis war ein surrealer Traum, durch den sie sich bewegte. Schrittweise würde sie ihre Sinneseindrücke wieder zuordnen können. Und dann würde ihr Bewusstsein das befreien, was sich durch den Schock komplett zurückgezogen hatte - ihr eigenes Ich.
Ramstein Take-Off
Mika kletterte die Leiter hinauf und stieg vorne ins Cockpit ein. Er brummte verstimmt, als er merkte, dass sein Sitz verstellt war, daher aktivierte er auf der linken hinteren Konsole die Servomotoren, die den Schleudersitz auf die richtige Höhe und Position bewegten.
Ja, das war schon besser. Die Füße ruhten entspannt auf den vorderen Pedalen, seine linke Hand umfasste bequem den Schubregler. Gewohnheitsmäßig umfasste seine rechte Hand den Steuerungshebel des Eurofighters, der zwischen seinen Beinen platziert war. Der Stick bildete zusammen mit dem Multifunktions-Schubregler auf der linken Konsole die Haupt Bedienkomponente des Typhoon, in Fachkreisen auch HOTAS genannt: H ands O n T hrottle A nd S tick.
Mika setzte seinen Helm auf, der die Aufschrift DAYWALKER trug und nickte Pedro zu. Carlos’ Helm trug den Aufdruck RAVENMOON.
Wenige Sekunden später war im Helm eine Stimme zu vernehmen: „GT-034, 036, 037, 038, 039, 040 - hier Flightcontrol. Begeben sie sich zügig zur Startposition auf Landebahn 03, Start in Nord-Ost Richtung. Nehmen sie den Taxiway 3-Bravo. Angeführt werden sie von DAYWALKER in GT-034. Nach erfolgter Aufstellung übernimmt er das Kommando. GT-034: Take-Off nach eigenem Ermessen. Ihre Waypoints bekommen sie per MIDS übertragen. Genaue Einweisung erhalten sie dann in der Luft.“
Im selben Moment war ein starkes Prasseln im Com zu vernehmen. Mika hatte den Blick zum Tower gewandt und sah eine riesige Blitzkaskade in großer Entfernung, die fast ein Viertel des Horizonts überspannte. Obwohl die Entfernung mehrere Kilometer betrug, erklang der zornige Donner fast unmittelbar. Es war ein trockenes Knistern, das eher an alte Frankensteinfilme erinnerte als an ein gewöhnliches Gewitter.
„Wow, Carlos, hast du das gesehen?“
„Mhhm ...“
„OK, los geht’s.“ Mika
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