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Azraels Auftrag (German Edition)

Azraels Auftrag (German Edition)

Titel: Azraels Auftrag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Oswald
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worden.
    „Der Typhoon gehört Ihnen, Sir“, meldete Mika formal. „Bringen Sie uns zum Waypoint 1.“
    Solange sie noch weit vom eigentlichen Einsatzort entfernt waren, sollte es keine Probleme geben, wenn er Carlos die Führung des Jets überließ. Technisch wusste er alles, und er hatte enormes Talent, wenn da nicht hin und wieder sein zügelloses Temperament wäre. Außerdem konnte Mika zu jeder Zeit übernehmen.
    Nach einer kurzen Pause ergänzte er: „Und mach mir keine Schande, Kumpel!“
    „Nein, SIR!“ antwortete Carlos erregt. Er strahlte übers ganze Gesicht, doch davon war durch die Sauerstoffmaske nichts zu erkennen.
    Carlos legte seine linke Hand auf den zweigeteilten Schubregler und verharrte für eine knappe Sekunde.
    „Na gut, dann wollen wir mal schnell rauf“, jodelte er und schob mit einem Ruck den Schubregler nach vorne in die Position MAXDRY. Augenblicklich erwachten die Turbinen zum Leben. Tiefe Vibrationen erreichten das Cockpit. Im rechten Display kletterten die Nadeln der beiden Triebwerke höher. 2 0 Prozent-, 30 Prozent-, 40 Prozent- orgelten die Turbinenschaufeln in den beiden Eurojet-Triebwerken. Noch hielt die Feststellbremse den Typhoon an Ort und Stelle fest.
    Ein unbestimmtes Gefühl beschlich Mika. „Was genau meinst du mit schnell rauf ? Was hast du denn jetzt wieder vor?“ hakte er nach.
    50 Prozent, 55 Prozent ...
    „Oh nein, das wirst du nicht tun ... dafür sind die Triebwerke noch gar nicht getestet worden.“
    Bei 70 Prozent schob Carlos die beiden Schubregler über die kleine Einrastung hinweg mit einem Ruck nach vorne in Position Maximum REHEAT. Mit donnerndem Brüllen erwachten die Triebwerke endgültig zum Leben, als sich die beiden Nachbrenner entzündeten. Ein zwei Meter langer Feuerstrahl schoss aus den Triebwerksöffnungen. Carlos löste die Feststellbremse und der Typhoon stürmte mit einem gewaltigen Aufbäumen der Nase los. Mika wurde brutal in den Sitz gepresst, als er Carlos Stimme hörte.
    „Dann wird es Zeit. Angst?“
    Mika keuchte und entgegnete: „Halt einfach die Klappe ... und flieg los.“
    Der Typhoon hatte seine Minimalgeschwindigkeit zum Abheben erreicht, als Carlos den elektronischen Steuerknüppel vollständig zu sich heranzog. Sofort reagierten die internen Avionikcomputer auf seinen Steuerwunsch und leitete in einem winzigen Sekundenbruchteil die entsprechenden Maßnahmen ein: Veränderung sämtlicher Steuerungsflächen, Anpassung der Schub-Gewichtsumkehr, Verteilung der Mengenlasten an Treibstoff innerhalb der verschiedenen Tank-Hohlräume und vieles mehr. Der Typhoon bäumte sich senkrecht auf, nur die neuen, extrem leistungsfähigen Eurojet Triebwerke verhinderten einen Absturz.
    Als Mika bemerkte, dass die Triebwerke mit diesem extremen Manöver locker zurechtkamen, legte sich ein breites Grinsen auf sein Gesicht.
    „Dann wollen wir doch mal sehen, was Pedro für uns gebastelt hat“, sagte Carlos. „Magst du H.I.M?“
    Mika wurde stutzig.
    „Wen?“
    Der Typhoon stand senkrecht wie ein Spaceshuttle in der Luft und wurde rasant schneller. Auf einem leuchtenden Feuerstrahl schraubte sich der Kampfjet senkrecht in die Höhe.
    „Na H.I.M.!“ Mika wusste nicht, was Carlos meinte. Die Triebwerke arbeiteten nun mit 110 Prozent Volllast, ein Zustand, der enorme Mengen an Treibstoff verbraucht.
    Im selben Moment ertönte in großer Lautstärke das Lied „Wicked Game“ und hatte Mühe, sich gegen das Donnern der Triebwerke durchsetzen zu können.
    „Klar mag ich H.I.M. Und das also hat Pedro dir eingebaut?“
    „Uns, mein Commodore, uns. Läuft rein über Interlink, unsere Flightcontrol bekommt nichts davon mit.“
    „Und was ist, wenn die Blackbox ausgewertet wird?“
    „Wenn die mal ausgewertet wird, kann es uns eh’ egal sein“, grinste Carlos.
    „Und du bist sicher, Flightcontrol hört nichts?“
    „Also, ich denke, Pedro ist ein begnadeter Techniker. Der weiß, was er tut. Nein, ich denke, das passt schon alles. Na ja, eigentlich war von ihm auch nichts anderes zu erwarten. Wir Spanier sind halt in allen Punkten spitze!“
    „Sag mal, Carlos, du bist sicher, dass du Spanier bist? Hast du deine leiblichen Eltern jemals kennen gelernt?“ feixte Mika.
    Im Com war irgendwas zu hören das wie El torrgo ne da lapetha klang. Mika musste grinsen.
    Carlos legte den Kopf in den Nacken und schaute durch das Cockpitdach. Der Anblick, der sich aus dieser Perspektive bot, war atemberaubend. Alle Typhoons führten ebenfalls das

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