Azraels Auftrag (German Edition)
begann mehrmals zu glühen, begleitet von leisem Brummen. Eine kaum sichtbare Wellenfront breitete sich von der Spitze in alle Richtungen aus. Nach wenigen Sekunden ertönte ein tiefer Klang, der an eine große Glocke erinnerte.
„Ja, das ist es! Raffiniert - sie können Ihren Antrieb verschiedenen Raumebenen anpassen. Und dadurch verschwinden sie quasi vor unseren Augen. Jetzt weiß ich, wonach ich suchen muss.“
„Was meinst du, Eleeya? Das versteh ich nicht ganz.“
„Ganz einfach. Erinnerst du dich an das Spiel, das du mir beigebracht hast?“
„Nein.“
Carlos grinste: „Oh doch Mika, stell dich nur nicht so an. Dafür erinnere ich mich ganz genau. Schach, das königliche Spiel, das Spiel der logischen Meister. Naive Langohren sind leichte Beute. Etwas, das man vor dem Frühstück. ..“
„Halt die Klappe, Carlos, ist ja schon gut. Ich war müde, und erkältet. Und überhaupt - Eleeya, komm zur Sache!“
„Ja, Mika, pass auf, ich zeige es dir.“
In etwa einer halben Meile Entfernung entstand vor dem Typhoon ein Würfel im All. Rot, Gelb und Blau waren die Hauptfarben. Jede der drei farbigen Richtungsachse bekam eine Bezeichnung: F, W und T. Es war immer wieder faszinierend, zu welcher räumlichen Darstellungen die Projektionsdisplays der Helme fähig waren. Selbst wenn man den Kopf bewegte, änderte sich der Standort der Projektion nicht. Das Abbild des Würfel stand festgefroren im Raum.
„Seht ihr? Das ist ein Modell unserer Welt mit ihren drei Dimensionen - Firmament, Weite und Tiefe.“
„Sie meint wieder mal Länge, Breite und Höhe", erwiderte Mika.
Eine kurze Pause entstand, dann änderte sich die Beschriftung des Würfels auf x, y und z.
„Bitte sehr,... auch gut.“
Eleeya schwieg. Nur das Säuseln des Antriebs war zu hören.
Carlos ahnte, was nun wieder geschehen würde: „Eleeya, jetzt sei nicht eingeschnappt und mach weiter.“
Die nächsten fünf Sekunden geschah nichts.
„Also gut, der Würfel ist unsere Welt. Doch um meine Idee besser erklären zu können, muss ich das Modell noch einfacher darstellen. Dazu mache ich unsere Welt erst mal flach... so ungefähr. Mika weiß ja bereits, wie das ist, wenn man einfach nur flach ist.“
„Eleeya, hör du wenigstens damit auf!“ seufzte Carlos.
Der Würfel wurde zum Quadrat mit einem gelb blauen Schachbrettmuster.
„Wir sind nun die Spielfiguren auf dem Schachbrett. Jede kann sich beliebig auf dem Spielfeld bewegen. Nun achtet mal auf das Brett...“
Das Schachbrett schwebte in die Höhe und hinterließ mehrere leuchtende Kopien. Eine neue Achse war entstanden, beschriftet mit einem roten Buchstaben t .
„Ich verschiebe nun das Brett in der Zeit. Jedes neue Brett in liegt eine Zehntelsekunde weiter in der Vergangenheit. Und nun achtet mal darauf, was passiert, wenn wir von oben draufschauen.“
Die Projektion änderte die Perspektive und kippte auf den Betrachter zu, so dass alle einzelnen Ebenen sich zu einer einzigen überlagerten.
Auf der Ebene entstand ein blaues Dreieck, das sich mit der Spitze voran bewegte.
„Das sind wir.“
Vor dem Dreieck entstand ein grüner Kreis.
„Und das ist das Kugelschiff der Yaara.“
Beide Symbole bewegten sich über das Schachbrett. Die Projektion veränderte erneut den Blickwinkel, so dass man wieder von der Seite drauf sah. Deutlich erkannte man das blaue Dreieck und die grüne Kugel. Doch plötzlich bewegte sich die Kugel nach oben und überquerte die nächste Ebene.
„Und genau das haben die Yaara gemacht: Sie haben sich um den Bruchteil einer Sekunde im Raum verschoben. Sie sind immer noch an derselben Stelle im Raum, nur sehen wir sie nicht mehr.“
Carlos wollte sich am Kopf kratzen, berührte aber nur die Helmschale. „Soll das heißen, Sie haben eine Art Zeitsprung gemacht?“
„Nein, eigentlich nicht, Sie selbst sind immer noch in Ihrer ursprünglichen Ebene, nur Ihr Echo wird verschoben.”
„Aha, ja klar.“ Mika bewegte die rechte Hand kreisend vor seinen Kopf.
„Aber dann müssten wir doch Ihr Echo um eine Zehntelsekunde früher sehen, hier, direkt vor uns", fragte Carlos.
In Eleeyas Stimme lag ein Schmunzeln: „Nein, denn das liegt ja auch wieder eine Zehntelsekunde früher.“
Carlos spürte Mikas Hand auf der Schulter. „Carlos, jetzt stell dich doch nicht so an. Öffne doch einfach deinen Geist, Eleeya hat es doch genau erklärt“, hetzte er. „Und was machen wir nun, Langohr?“
„Na gut, wenigstens einer versteht mich! Also, ich
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