Azraels Auftrag (German Edition)
man den eigentlichen Abstand zum Typhoon nicht ausmachen konnte.
Einzelne Details zeigten sich, und leuchtende Punkte wurden sichtbar, zwischen denen sich Verbindungslinien spannten.
Der Typhoon stürzte zurück in den normalen Raum.
Innerhalb eines Sekundenbruchteils sah man wieder die Sterne. Die Instrumente erkannten wenige, verstreute Kugelelemente des Feindes.
Vor dem Typhoon befand sich fast kein einziges Schiff mehr.
„Ich glaube, ich spinne“, schrie Mika. „Seht euch das an, hat das schwarze Ding eben fast die gesamte feindlichen Flotte gefressen?“
Es entstand eine kurze Pause, dann meldete sich Eleeya: „Ja, so kann man es nennen. Und es hat sich auch gewaltig daran verschluckt. Du kannst froh sein, dass wir noch am Leben sind!“
„Wie meinst du das, es hat sich verschluckt! Es hat doch die Dinger einfach aufgesaugt.“
„Ach, du meinst also, dass das, was du eben gesehen hast, alles war? Um ein Haar hätte es uns einfach eingesaugt, du hast ja keine Ahnung, was gerade geschehen ist. Lass dir gesagt sein, das eure Wahrnehmungen hierfür nicht geeignet sind! Ihr habt doch keine Vorstellung von dem, was sich zutragen hat. Verlang das nächste Mal nichts, was Du nicht abschätzen kannst.“
Mika wurde sehr ernst als er sagte: „Die Frage, ob ich es abschätzen kann oder nicht, steht dir in keinem Maß zu! Ich werde dies nie wieder erwähnen: du tust, was ich sage, egal, wie die Konsequenzen aussehen, hast du das verstanden? Wir können gerne im Vorfeld über alles Mögliche reden, doch wenn ich einen Befehl gebe, wirst du ihn ausführen, ist das klar?“
Stille herrschte im Cockpit.
In einer Kurve lenkte er den Typhoon zurück zu den restlichen Kugelhaufen.
„He, Kumpel, was machen die Energievorräte?“ fragte Mika. „Sind die Waffen wieder klar?“
Ein kurzer Blick auf die Anzeigen bestätigte Carlos’ Annahme.
„Waffen zu einhundert Prozent bereit. Lass uns im nächsten Anflug das Katana einsetzen. Nun haben den benötigten Abstand!“
„Einverstanden. Wir erreichen Feuerdistanz in zwanzig Sekunden. Dann mal los!“
Noch war der Cluster mit bloßem Auge nicht sichtbar, doch das Helmdisplay präsentierte eine Vergrößerung.
Von der ehemaligen Flotte des Feindes waren drei kleine Gruppen übrig geblieben. Zwei befanden sich im Vordergrund, eine weitere, wesentlich kleinere, wurde von ihnen verdeckt.
„OK, nimm dir in der ersten Welle die beiden vorderen vor. Ich tauche wie beim Manöver Delta Vier ab. In der zweiten Welle holen wir uns den Rest. Das klappt ja besser, als ich gedacht habe“, polterte Mika.
Carlos hatte die Waffen bereits mit ihren Zielen gekoppelt.
„Katana Eins,... FEUER!“
Ein Rucken ging durch den Typhoon. Aus den beiden Flügelspitzen schoben sich zwei leuchtende Stäbe. Jeder dieser strahlenden Speere hatte eine Länge von nahezu zwanzig Metern. Langsam entfernten sie sich vom Typhoon und beschleunigten.
Nach etwa einhundert Metern wirkte es, als ob sie sich miteinander verflechten würden. Die Farbe änderte sich auch von tiefem Blau in strahlendes Weiß.
„Ladung abgeschlossen! Zweites Katana FEUER!“
Wiederholt lösten sich aus dem Typhoon die Energieerscheinungen.
Die erste Waffe näherte sich dem Ziel, das aus hunderten einzelner Kugeln bestand.
Eine Veränderung ging durch die Waffe. Etwas in ihrem Innern leuchtete auf, und aus einem Band wurden zwei. Dasselbe geschah wieder mit den beiden neuen Einheiten: aus den Vieren wurden Acht, dann Sechzehn, dann zweiunddreißig Lichtbalken! Innerhalb eines Augenblicks hatte die energetische Zellteilung tausende energetischer Splitter erzeugt.
Für den Feind ging alles viel zu schnell! Jeder einzelne Splitter schien sein eigenes Ziel zu kennen und nahm Kurs auf seine Kugel. Die Waffe nutzte die Zwischenräume zwischen den gekoppelten Kugeln und bewegte sich geschickt tiefer ins Innere. Jeder Stachel traf sein Ziel fast zeitgleich.
Die Einstichstelle leuchtete auf. Dann schien es, als ob eine fremde Kraft die Kugeln aufblasen würde. Ein Lichterspiel tobte im Innern, wurde schwächer und verlor sich in einem letzten Glimmen.
Die Kugeln waren verschwunden!
Der zweite Cluster wurde wenige Sekunden später getroffen. Doch im letzten Moment vor dem Einschlag ging eine Bewegung durch den Kugelhaufen. Ein großes Segment spaltete sich ab und entfernte sich. Zwar änderten die Stacheln sofort ihre Richtung und konnten einige der Kugelelemente erreichen, doch der Großteil der abgespaltenen Gruppe
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