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Titel: B00B5B7E02 EBOK Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cain
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»Kristen ist auch nervös«, berichtete sie. »Renées Mutter sagt, dass sie am Abend vor einem Wettkampf furchtbare Angst hat.« Aber ich kannte Kristen und Renée gut, und ich wusste, dass sie nicht so viel Angst hatten wie ich.
    Es hätte mir wahrscheinlich geholfen, wenn ich mich damals schon besser gekannt hätte. Wenn Sie Eltern einer angehenden Eiskunstläuferin sind, helfen Sie ihr zu akzeptieren, dass sie heftiges Lampenfieber hat, ohne ihr den Gedanken einzugeben, dass es fatal für den Erfolg ist. Wovor sie am meisten Angst hat, ist, in der Öffentlichkeit zu versagen. Sie desensibilisiert sich gegen diese Angst, indem sie sich an Wettkampfsituationen und auch an ein etwaiges Scheitern gewöhnt. Ermutigen Sie sie, an Wettkämpfen, bei denen nichts auf dem Spiel steht, teilzunehmen, weit weg von zu Hause, wo sie anonym ist und niemand es mitbekommt, wenn sie stürzt. Achten Sie darauf, dass sie sich gründlich vorbereitet hat. Wenn sie in einem unbekannten Stadion laufen will, versuchen Sie dafür zu sorgen, dass sie dort vorher ein paarmal üben kann. Sprechen Sie darüber, was schiefgehen könnte und wie man damit umgeht: »Auch wenn du wirklich hinfallen solltest und auf dem letzten Platz landest, geht das Leben doch weiter!« Und vor allem helfen Sie ihr zu visualisieren, wie es sich anfühlt, ihre Figuren problemlos zu laufen.
    Eine Leidenschaft zu einer Sache zu entwickeln kann ein Leben verwandeln, nicht nur für die begrenzte Zeit, in der das Kind zur Schule geht, sondern weit darüber hinaus. David Weiss, Schlagzeuger und Musikjournalist, ist ein gutes Beispiel für jemanden, der sich in der Kindheit und Jugend wie die Comicfigur Charlie Brown fühlte und dem es doch gelang, sich ein Leben der Kreativität, Produktivität und Bedeutung aufzubauen. Er liebt seine Frau und seinen erst wenige Monate alten Sohn. Er geht gern zur Arbeit. Er hat einen breit gefächerten und anregenden Freundeskreis und lebt mit seiner Familie in New York, einer Stadt, die er für die beste der Welt hält. Wenn man sein Leben an den klassischen Maßstäben von Liebe und Arbeit misst, ist Davids Leben ein strahlender Erfolg.
    Aber es war nicht immer so klar, wenigstens nicht für David, dass sein Leben sich so entwickeln würde. Als Kind war er scheu und linkisch. Das, was ihn interessierte, Musik und Schreiben, galt nichts bei den Menschen, die damals am meisten für ihn zählten: seinen Altersgenossen. »Ich bekam immer zu hören, das sind die besten Jahre deines Lebens«, erinnert er sich. »Und ich sagte mir insgeheim: ›Hoffentlich nicht!‹ Ich habe die Schule gehasst. Ich dachte immer: ›Ich muss hier raus.‹ Als ich in der sechsten Klasse war, kam der Film Revenge oft the Nerds (»Die Rache der Eierköpfe«) heraus, und ich sah aus wie einer von der Besetzungsliste. Ich wusste, dass ich intelligent war, aber ich bin in den Vororten von Detroit groß geworden, und dort geht es zu wie in den übrigen 99 Prozent des Landes: Wenn man gut aussieht und sportlich ist, hat man keine Probleme. Aber ist man allem Anschein nach zu intelligent, achten einen die anderen eher nicht, sondern versuchen, einen fertigzumachen. Intelligenz war meine beste Eigenschaft, und ich hatte definitiv Freude, sie zu gebrauchen, aber es war auch etwas, was man versuchen musste nicht allzu deutlich zu zeigen.«
    Wie kam es zu einer Änderung? Der Schlüssel für David war das Schlagzeug. »Irgendwann«, sagt David, »habe ich meine ganze Kindheitsproblematik überwunden. Und ich weiß auch wie: indem ich anfing, Schlagzeug zu spielen. Das Schlagzeug ist meine Muse, mein Yoda. Als ich in der Mittelstufe war, gab die Jazzband aus der Highschool bei uns ein Konzert, und ich fand, der bei Weitem Coolste war der Schlagzeuger. Für mich waren Schlagzeuger eine Art Sportler, aber Sportler, die Musik machten, und ich liebte Musik.«
    Zunächst ging es für David beim Schlagzeugspielen vor allem um soziale Anerkennung; er wurde auf Partys von Kerlen, die doppelt so groß waren wie er, nicht mehr vor die Tür gesetzt. Aber bald ging es tiefer: »Ich begriff plötzlich, dass es eine Form des kreativen Ausdrucks war, und das war für mich wie eine Erleuchtung. Ich war fünfzehn. Damals schwor ich mir, dabeizubleiben. Mein ganzes Leben hat sich mit dem Schlagzeugspielen verändert, und es ändert sich ständig weiter.«
    David erinnert sich noch sehr deutlich daran, wie er sich mit neun gefühlt hat. »Ich habe den Eindruck, dass ich mit diesem Jungen

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