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heute noch in Kontakt bin«, sagt er. »Immer wenn ich etwas mache, was ich großartig finde, wie zum Beispiel Alicia Keys in einem Raum voller Leute zu interviewen, sende ich diesem Ich eine Botschaft und lasse es wissen, wenn alles gut geendet hat. Ich glaube, dass ich mit neun dieses Signal aus der Zukunft aufgeschnappt habe und dass mir das die Kraft gegeben hat durchzuhalten. Ich konnte die Verbindung zwischen der Person, die ich jetzt bin, und der, die ich damals war, herstellen.«
Aber David bekam auch Unterstützung von seinen Eltern. Ihnen ging es weniger darum, sein Selbstvertrauen zu entwickeln, als dafür zu sorgen, dass er einen Weg fand, produktiv zu sein. Es spielte keine Rolle, wofür er sich interessierte, solange er dabeiblieb und Spaß dabei hatte. Sein Vater war ein großer Football-Fan, erinnert sich David, aber »der Letzte, der gefragt hätte: ›Wie kommt es, dass du nicht auf dem Football-Platz bist?‹« Eine Zeitlang lernte David Klavier, dann Cello. Als er ankündigte, dass er zum Schlagzeug überwechseln wolle, waren seine Eltern überrascht, aber sie blieben ihrer Linie treu. Sie akzeptierten sein neues Hobby. Es war ihre Weise, ihren Sohn gutzuheißen.
Wenn David Weiss’ Geschichte der Verwandlung bei uns etwas zum Klingen bringt, dann hat das einen guten Grund. Sie ist ein perfektes Beispiel für das, was der Psychologe Dan McAdams eine »erlösende Lebensgeschichte« nennt – und ein Zeichen der geistigen Gesundheit und des Wohlbefindens.
Am »Foley Center for the Study of Lives« an der Northwestern University untersucht McAdams die Geschichten, die Menschen aus ihrem Leben erzählen. 10 Wir alle schreiben unsere Lebensgeschichte, als seien wir Romanschriftsteller, glaubt McAdams, mit Anfängen, Konflikten, Wendepunkten und Enden. Die Weise, wie wir unsere vergangenen Misserfolge charakterisieren, hat einen großen Einfluss darauf, wie zufrieden wir mit unserem augenblicklichen Leben sind. Unglückliche Menschen betrachten einen Misserfolg als Gift, das etwas an sich Gutes ruiniert hat (»Ich war nie mehr derselbe, nachdem meine Frau mich verlassen hatte«), während produktive Erwachsene ihn als verkappten Segen betrachten (»Die Scheidung war das schmerzhafteste Ereignis in meinem Leben, aber ich bin so viel glücklicher mit meiner neuen Frau.«) Diejenigen, die sich im Leben verwirklicht haben – und ihrer Familie, der Gesellschaft und letztlich sich selbst etwas zurückgeben –, finden in ihren Stolpersteinen einen Sinn. In gewisser Weise hat McAdams einer der großen Einsichten der westlichen Mythologie neues Leben eingehaucht: dass da, wo wir stolpern, auch unser Schatz liegt.
Für viele Introvertierte wie David ist die Jugend der große Stolperstein, ein dunkles und verschlungenes Dickicht von geringem Selbstwert und sozialem Unwohlsein. Während der Pubertät sind Lebhaftigkeit und Geselligkeit gefragt, während Eigenschaften wie Tiefe und Sensibilität nicht viel zählen. Aber vielen Introvertierten gelingt es auch, eine Lebensgeschichte für sich zu schreiben, die der von David ähnelt. Unsere Charlie-Brown-Augenblicke sind der Preis, den wir zahlen müssen, damit wir unser Schlagzeug fröhlich durch die Jahrzehnte hindurch spielen können.
SCHLUSS
Wunderland
Unsere Kultur hat eine Tugend daraus gemacht, nur extravertiert zu leben. Wir haben die innere Reise, die Suche nach einer Mitte, geächtet. Deshalb haben wir unsere Mitte verloren und müssen sie wiederfinden.
Anais Nin
Ganz gleich, ob Sie selbst introvertiert sind oder ob Sie ein extravertierter Mensch sind, der einen introvertierten liebt oder mit ihm arbeitet, ich hoffe, sie profitieren von den Einsichten in diesem Buch. Hier sind ein paar Anregungen, die Sie mitnehmen könnten:
Liebevolle Güte ist für alle wesentlich, Geselligkeit optional. Hegen und pflegen Sie die Ihnen nächsten und liebsten Menschen. Arbeiten Sie mit Kollegen, die Sie mögen und respektieren. Überprüfen Sie neue Bekanntschaften daraufhin, wer in diese beiden Kategorien fallen könnte oder wessen Gesellschaft Sie um ihrer selbst willen schätzen. Machen Sie sich nicht mit dem Gedanken verrückt, dass Sie mit allen anderen Kontakt haben müssen. Beziehungen machen jeden glücklich, auch Introvertierte, aber stellen Sie immer Qualität über Quantität.
Das Geheimnis des Lebens ist, sich selbst ins rechte Licht zu rücken. Für die einen ist dies das Rampenlicht am Broadway oder ein sonnenverwöhnter Strand, für andere ein
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