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dass diese Schüler eine Chance bekommen, ihre Gedanken sprachlich zu äußern.« Stellen wir uns vor, wie anders Mayas Erfahrung gewesen wäre, wenn ihre Gruppe kleiner gewesen wäre und jemand sich die Zeit genommen hätte zu sagen: »Samantha, du sorgst für den geordneten Ablauf der Diskussion. Maya, du machst Notizen und liest sie der Gruppe vor.«
◆ Denken wir aber auch an Anders Ericssons Forschung über das gezielte Üben in Kapitel 3. Auf vielen Gebieten ist es unmöglich, Meisterschaft zu erlangen, wenn man nicht weiß, wie man allein arbeitet. Die extravertierten Schüler sollten sich das strategische Denken ihrer introvertierten Mitschüler zum Vorbild nehmen. Lehren Sie alle Kinder, zeitweise für sich zu arbeiten.
◆ Setzen Sie stille Kinder im Klassenzimmer nicht auf Plätze mit hoher Interaktion, rät der Kommunikationsprofessor James McCroskey. 6 Sie werden auf diesen Plätzen auch nicht mehr als sonst reden, aber sie werden sich bedrohter fühlen und Probleme haben, sich zu konzentrieren. Erleichtern Sie es introvertierten Kindern, sich am Unterricht zu beteiligen, aber bestehen Sie nicht darauf. »Sehr ängstliche junge Menschen zu zwingen, mündliche Leistungen zu bringen, ist schädlich«, schreibt McCroskey. »Es steigert die Angst und senkt das Selbstwertgefühl.«
◆ Wenn es in Ihrer Schule einen Eingangstest gibt, überlegen Sie es sich zweimal, bevor Sie die Entscheidung über die Aufnahme eines Kindes von seiner Leistung in einer Spielgruppe abhängig machen. Viele introvertierte Kinder verstummen in Gruppen mit Fremden, und Sie werden nicht einmal die kleinste Ahnung davon haben, wie diese Kinder sind, sobald sie sich wohl und entspannt fühlen.
Als Nächstes folgen einige Überlegungen für Eltern. Wenn Sie in der glücklichen Lage sind, sich aussuchen zu können, wo Ihr Kind zur Schule geht, indem Sie zum Beispiel eine Schule mit einem speziellen Unterrichtsschwerpunkt ins Auge fassen, in ein Viertel ziehen, dessen öffentliche Schulen Ihnen gefallen oder Ihre Kinder auf eine Schule in privater oder kirchlicher Trägerschaft schicken, könnten Sie darauf achten, dass die Schule
◆ unabhängige Interessen belohnt und Autonomie betont,
◆ Gruppenunterricht in Maßen und in sorgfältig angeleiteten Kleingruppen anbietet,
◆ Freundlichkeit, Fürsorge, Empathie und verantwortliches Verhalten wertschätzt,
◆ auf aufgeräumte Klassenzimmer und Flure Wert legt,
◆ kleine Klassen hat, die strukturiert und ruhig sind,
◆ Lehrer einstellt, die Verständnis für Kinder mit schüchternem/ ernsthaftem/introvertiertem/hochsensiblem Wesen haben,
◆ ihre schulischen / sportlichen / außerschulischen Aktivitäten auf Themen konzentriert, die Ihrem Kind besonders entgegenkommen,
◆ ein Anti-Mobbing-Programm tatkräftig umsetzt,
◆ für ein tolerantes, bodenständiges Klima sorgt,
◆ gleichgesinnte Schüler anzieht, beispielsweise intellektuell, künstlerisch oder sportlich begabte Schüler, je nach der Vorliebe Ihres Kindes.
Eine handverlesene Schule mag für viele Familien vielleicht unrealistisch sein. Aber ganz gleich, wie die Schule aussieht, man kann dennoch viel tun, um einem introvertierten Kind unter die Arme zu greifen. Finden Sie heraus, welche Themen Ihr Kind am meisten faszinieren, und unterstützen Sie es dabei, entweder mithilfe von Tutoren oder mit Extraprogrammen, wie zum Beispiel Jugend-forscht-Wettbewerben oder Kursen in kreativem Schreiben. Im Falle von Gruppenarbeit bringen Sie ihm bei, sich in größeren Gruppen Rollen auszusuchen, in denen es sich wohlfühlt. Einer der Vorteile der Gruppenarbeit für Introvertierte ist, dass dabei oft viele verschiedene Nischen zur Verfügung stehen. Fordern Sie Ihr Kind auf, die Initiative zu ergreifen und für sich die Rolle zu beanspruchen, für die es sich am meisten interessiert: Notizen zu machen, ein Bild zu zeichnen oder Ähnliches. Es wird sich in der Gruppe wohler fühlen, wenn es weiß, worin sein Beitrag bestehen soll.
Sie können ihm auch helfen zu üben, vor anderen zu sprechen. Vermitteln Sie ihm, dass es sich Zeit lassen darf, um seine Gedanken zu sammeln, bevor es spricht, selbst wenn es den Anschein hat, dass alle anderen sofort losreden. Geben Sie ihm gleichzeitig den Rat, dass es um einiges einfacher ist, gleich am Anfang einen Beitrag zu einer Diskussion zu leisten, als abzuwarten, bis jeder etwas gesagt hat, und die Anspannung ansteigen zu lassen, bis es sich schließlich zu Wort meldet. Wenn es nicht sicher
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