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nach.
„Ich lag einige Tage im Koma. Die Ärzte hatten mich eigentlich schon aufgegeben, aber nach einer Woche wachte ich wieder auf … leider“, antwortet er und seufzt niedergeschlagen.
„ Du hattest Glück gehabt“, sage ich leise.
„ Nein, nein, du hattest Glück gehabt, Luisa, aber nicht ich!“
„ Soll das ein Vorwurf sein?“, frage ich gekränkt.
A ber Thomas geht auf meine Befindlichkeit nicht ein, sondern erzählt weiter.
„ Zwei Tage später erfuhr ich, dass meine Freundin schwanger war, und eine Woche später, dass das Kind nicht von mir war. Ich verfiel dem Alkohol und verlor alles was ich besaß. Meine Wohnung, Auto, Geld, meinen Job als Landschaftsarchitekt … und die Lust am Leben.“
„ Aber das ist viele Jahre her. Du hättest dich langsam wieder aufrappeln können“, werfe ich zaghaft ein.
„ Wenn man mal berücksichtigt, dass ich eine Entziehungskur und mehrere Therapien hinter mir habe und wieder für einen bescheidenen Lohn in einer Gärtnerei arbeite, habe ich mich doch wieder resozialisiert“, meint er und lächelt sarkastisch.
„ Ja, so gesehen, hast du Recht“, stimme ich ihm aufmunternd zu, bevor wir beide unseren Gedanken nachhängen.
„ Rosalie würde sich sehr freuen, dich wieder zu sehen“, unterbreche ich die brütende Stille, die uns wie eine Dunstglocke eingehüllt hat.
„ Luisa … was hast du eigentlich davon? Ich nehme dir die besorgte Samariterin einfach nicht ab. Du hast nie etwas getan, ohne davon zu profitieren!“, greift er mich plötzlich an.
„ Schrei mich nicht so an!“, entgegne ich gereizt und deute auf meinen Kopfverband.
„ Dann sag’s mir! Verdammt sag’s mir endlich, aber rede nicht um den heißen Brei!“, schreit er und schlägt mit der Hand auf den Tisch.
„ Nun gut, dann sag ich’s dir! Es ist ganz einfach. Rosalie ist mit einem Mann zusammen, den sie nicht richtig liebt. Aber ich liebe diesen Mann und will ihn haben.“
Thomas blickt mich seltsam, um nicht zu sagen erschüttert an, ganz so, als hätte ich mir angemaßt ihn zu einem Mord anzustiften.
„So, so, Luisa will etwas haben und geht wie selbstverständlich davon aus, dass es ihr zusteht. Nein, schlimmer noch, dass sie es auch bekommt!“, resümiert er spitz und lässt seine Augen wie ein Samuraischwert blitzen.
„ Wenn ich bitte noch einmal zusammenfassen darf! Du willst eine Beziehung zerstören und mich als Köder einsetzen!
„ IST DAS RICHTIG … FRAU ELSTER!“
„ Ja … äh, nein“, stammele ich verwirrt.
„ DOCH!!!“
Ich verziehe mein Gesicht und verweise nochmals nachdrücklich auf meinen Kopf, der wieder anfängt zu schmerzen.
„Beruhige dich! Vielleicht habe ich mich etwas unglücklich ausgedrückt“, werde ich versöhnlich.
Thomas schweigt.
„Aber was, in drei Teufels Namen, ist verwerflich daran, wenn ich zwei Menschen, die nicht füreinander bestimmt sind, auseinander bringe und somit vier Menschen zu ihrem Glück verhelfe!“, gebe ich zu bedenken.
„ Du hast eine sehr eigenwillige Art, dir Dinge so zurechtzuschustern, dass sie passen“, wirft er mir vor. Aber in einer wesentlich versöhnlicheren Manier, die mich zuversichtlich stimmt.
„ Ich will ja nicht kleinlich sein, aber ich habe nun mal ein Händchen dafür“, bemerke ich in aller Bescheidenheit und würge mir eine Schmerztablette herunter.
„ Vertrau mir, … bitte, du hast nichts zu verlieren, du kannst nur gewinnen“, beschwöre ich ihn.
„ Also gut. Was schlägst du vor?“
„ Du ziehst vorläufig zu mir“, entscheide ich unüberlegt. Bis mir einfällt, dass ich ja eigentlich selbst obdachlos bin.
„ Nein, du ziehst zu Hugo und meiner Mutter, die werden dich herzlich aufnehmen“, verbessere ich mich und fordere ihn auf, seine Sachen zu packen.
„ Was ist das?“, frage ich Thomas, der soeben im Begriff ist, sein Hühnerhaus abzuschließen.
Ich höre ganz deutlich eine singende Frauenstimme.
„Gibt es bei euch auch Pennerinnen?“
„ Nicht das ich wüsste“, antwortet er verdutzt und lauscht ungläubig.
Erst als wir uns dem Lagerfeuer nähern, erkenne ich meine Mutter, die mit Hugo im friedlichen Einvernehmen zwischen den Pennern sitzt und ihre Gastgeber mit deutschen Volkswaisen beglückt.
„Da seid ihr ja endlich“, prostet uns Hugo gutgelaunt, mit einer Bierdose in der Hand, zu. Wogegen meine Mutter aufspringt und Thomas wie einen verlorenen Sohn in ihre Arme schließt.
„ Alles wird gut. Du und Rosalie seid füreinander bestimmt“,
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