B155 - Die Mafia schickte ihre Henker
kein Mensch befand sich mehr in der Wohnung. Ich ging zu Gloria hinüber. Sie lebte. Ihr Atem ging leise, kaum spürbar. Sie brauchte sofort einen Arzt.
Phil und Steve betraten die Wohnung. Sie hatten zwei Männer bei sich. Hinter ihnen drängten sich die Schaulustigen, die einen Blick in die Wohnung werfen wollten. Ich sah die blauen Uniformen einiger Polizisten, die sich bemühten, die Leute zurückzudrängen.
Phil stellte mir die beiden Männer vor. »Das hier ist Mr. Davis, er ist Arzt.«
»Gut, daß Sie hier sind«, sagte ich. »Kümmern Sie sich bitte um das Mädchen.« Dann wandte ich mich dem zweiten Mann zu. Es war der Hausmeister.
Das Gespräch mit ihm war reichlich unergiebig. Er wußte nichts, hatte nichts gesehen und nichts gehört. Nicht einmal die Schüsse. Er behauptete, im Keller gewesen zu sein, um die Klimaanlage zu kontrollieren.
Als er begann, mir Fragen zu stellen, was das Ganze zu bedeuten habe, schickte ich ihn weg.
Doc Davis hatte mit seinen Bemühungen Erfolg. Gloria kam wieder zu sich.
»Es war ein brutaler Schlag«, sagte der Arzt, »aber ich glaube, die Sache ist nicht weiter- gefährlich. Wahrscheinlich muß sie nicht einmal ins Krankenhaus.«
Ich bedankte mich bei dem Arzt und verabschiedete mich von ihm. Bei dem anschließenden Verhör des Mädchens war seine Anwesenheit nicht erforderlich.
»Wer sind Sie?« fragte Gloria. Wir stellten uns vor. Dann fragte sie: »Wo ist Mike?«
»Über alle Berge«, sagte Phil. »Würden Sie uns bitte einige Fragen beantworten, Miß O’Hara?«
Gloria nickte. »Gern. Aber wenn Sie gestatten, möchte ich mich vorher im Bad ein bißchen zurechtmachen. Ich glaube, ich sehe fürchterlich aus.«
Sie ging hinüber ins Badezimmer und schloß die Tür hinter sich. Dann hörten wir Wasser laufen. Wir waren jetzt allein und ungestört. Um den toten de Sica draußen auf dem Gang kümmerten sich die Cops.
»Allmählich sehe ich klar«, sagte Phil. »De Sica hat Mike Fabini hierhergelockt. Wahrscheinlich steckt diese Gloria mit ihm unter einer Decke. De Sica wollte Fabini zwingen, ihn dorthin zu bringen, wo seine Tochter versteckt ist.«
»Es hätte doch genügt, wenn de Sica Fabini gezwungen hätte, anzurufen und zu befehlen, daß das Mädchen freigelassen werden sollte«, meinte Steve.
»Wahrscheinlich nehmen die Leute, die das Mädchen bewachen, nur von dem alten Fabini Befehle an und nicht von Mike. Deshalb wollte de Sica seine Tochter selbst befreien. Mike sollte ihn hinführen.«
»Warum ist Mike Fabini eigentlich geflohen?« überlegte Steve. »Er wird doch offiziell überhaupt nicht gesucht?«
»Wahrscheinlich eine Kurzschlußreaktion«, meinte ich. »Mike Fabini hat Marietta entführt. Als er uns sah, glaubte er wahrscheinlich, daß wir gekommen waren, um ihn deshalb zu verhaften.«
»Dann steht zu befürchten, daß er jetzt versuchen wird, alle Beweise seiner Tat zu beseitigen«, führte Phil den Gedanken weiter. »Das bedeutet, daß er das Mädchen für immer verschwinden läßt.«
»Und für uns bedeutet das, daß wir Mike Fabini so schnell wie möglich finden müssen. Und das Mädchen auch«, sagte ich. »De Sica hat wahrscheinlich aus Fabini herausgeprügelt, wo seine Tochter gefangengehalten wird. Aber de Sica ist tot und Fabini geflohen. Eine Fahndung dürfte’ wenig Aussicht auf Erfolg haben. Aber vielleicht hat diese Gloria etwas mitbekommen. Wo bleibt sie eigentlich so lange?«
»Ich sehe mal nach«, sagte Phil. Er ging hinüber zur Badezimmertür und klopfte höflich an. Nur das gleichmäßige Rauschen des Wassers antwortete.
»Miß O’Hara!«
Auch diesmal keine Antwort.
»Mach auf!« sagte ich.
Phil versuchte es. Die Tür war verschlossen. Phil warf sich mit der Schulter dagegen. Krachend flog sie auf.
Das Girl war fort. Fußabdrücke unter dem Badezimmerfenster wiesen aus, welchen Weg sie genommen hatte.
Ich überlegte sekundenlang, dann sah ich Phil an.
»Sie hat Mike Fabini per Telefon in die Falle gelockt, wenn auch unter Zwang. Jetzt sitzt ihr die Angst im Nacken, denn sie weiß bestimmt, was ihr blüht, wenn Fabinis Leute sie erwischen!«
Phil nickte. Und damit standen wir genaugenommen wieder am Anfang.
Mit dem Tod des mächtigen Mafia-Chefs Frank de Sica, war der Bandenkrieg zwar mit großer Wahrscheinlichkeit zu Ende, nicht aber der Kidnappingfall, auf den wir angesetzt waren.
Wenige Augenblicke später traf die Mordkommission ein. Unter Leitung meines Freundes Lieutenant Harry Easton, den wir auch
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