B178 - Tausend G-men und ein blondes Mädchen
rechtzeitig den Kopf herunter.
Die MP traf irgendeinen Gegenstand, der krachend zersprang.
Ich feuerte einen linken Haken auf den anderen ab. In der Eile und der Dunkelheit traf ich ihn ein paar Handbreiten zu tief. Er heulte auf wie ein Wolf im Mondschein und fiel um.
»Fahrt zur Hölle!« grölte eine Männerstimme. »Ihr verdammten…« Der Mann untermalte seine Wünsche mit Revolverschüssen, die er völlig blödsinnig gegen die Decke abfeuerte. Von oben fiel ein dicker Brocken Putz und zerplatzte auf dem Fußboden.
»He, Jerry!« rief Phil. »Ich habe den Lichtschalter gefunden. Soll ich aufblenden?«
»Sekunde noch!« antwortete ich und rief dann: »Ich mach euch einen Vorschlag! Nehmt die Arme hoch und laßt die Waffen fallen. Besser für euch, denn wenn wir das Licht einschalten und einer von euch hat noch ’ne Kanone in der Hand, müssen wir gezielt schießen!«
»Fahrt zur Hölle!« wiederholte der Mann mit der Hartnäckigkeit eines Betrunkenen, feuerte, und wieder fiel Putz von der Decke.
»Licht!« rief ich. Phil schaltete ein. Ein mittelprächtiger Kronleuchter flammte auf.
Vor meinen Füßen krümmte sich der Mann, den ich tief getroffen hatte. Es war Slate Cain.
Der Mann, der so hartnäckig seine Kugeln gegen die Decke jagte, war Ricco Eppolito.
Er stand breitbeinig ungefähr in der Mitte des Raumes, beide Hände am Griff eines schweren Colts, den Kopf in den Nacken gelegt und die Arme gegen die Decke gerichtet.
Als das Licht aufflammte, nahm er den Kopf herunter, glotzte mich aus großen, braunen und stark vorquellenden Augen an, ließ auch die Arme fallen und versuchte, den Lauf seiner Kanone auf mich zu richten. Er schwankte, als würde er mit Windstärke zwölf angeblasen.
Ich gab einem Stuhl, der in meiner Nähe stand, einen wuchtigen Fußtritt. Über den glatten Parkettboden der Halle segelte der Stuhl auf den Gangster zu.
Eppolito machte nicht die geringste Abwehr- oder Ausweichbewegung. Der Stuhl traf ihn in Kniehöhe und fegte ihn von den Füßen. Mit drei, vier Sätzen stand Phil neben ihm, bückte sich und riß ihm den Colt aus den Fingern.
Er setzte eine trockene, genau abgepaßte Rechte auf Eppolitos Kinn. Der Gangster streckte sich und schlief friedlich ein.
Phil richtete sich auf und stieß die angehaltenen Luft aus. »Sie sind blau, Jerry!« rief er. »Es riecht hier wie in einem ausgelaufenen Whiskyfaß.«
Ich kümmerte mich um Slate Cain, der nicht bewußtlos, aber von Schmerzen außer Gefecht gesetzt war. Ich hob ihn auf und setzte ihn auf einen Stuhl. Er war so erledigt, daß er sofort wieder herunterfiel.
»Wo sind Breck und Geary?«
»Nicht hier!« stöhnte er.
»Wer ist noch hier außer dir und Eppolito?«
»Carmine. – Ich brauche einen Arzt. Ich geh’ kaputt!«
Ich wußte, daß der Schmerz in zehn Minuten nachlassen würde. »Wo ist Carmine?«
»Unten!« jammerte er. »Keller!«
Die Treppe zum Keller lag auf der Rückseite des Aufgangs zur ersten Etage. Ich schaltete das Licht ein, bevor ich hinunterging.
Die Treppe mündete in einen Gang, der nach einem Dutzend Yards einen scharfen Knick nach rechts machte. Carmine feuerte, als ich diesen Knick erreichte, und ich nahm die Nase zurück. Er gab noch zwei Schüsse ab, als ich längst außer Reichweite war, und diese beiden Schüsse waren der beste Beweis dafür, daß er nicht weniger Whisky getankt hatte als seine Freunde.
Es ist nicht sehr schwierig, einen Mann auszutricksen, dem der Whisky das Gehirn vernebelt, das Auge trübt und die Hand unsicher macht.
Carmine reagierte auf die geringste Bewegung von mir mit einer Kugel. Es genügte, daß ich die Spitze des kleinen Fingers aus der Deckung der Seitenwand schob. Er hatte nie eine Chance zu treffen.
Ich zählte mit. Als er die letzte Kugel vergeudet hatte, zischte ich los.
Der Gang war lang und schmal. Ich raste mit Vollgas auf ihn los. Er hielt seinen Colt in der Hand, und auf diese Entfernung mußte selbst ein Mann mit einer drittel Gallone Whisky in der Figur treffen, wenn… ja, wenn er noch eine Kugel im Lauf hatte.
Für jeden gibt’s in solcher Situation einen Sekundenbruchteil der Unsicherheit, in der ihm der Gedanke, daß er sich verzählt haben könnte, durchs Gehirn zuckt.
Ich rannte auf Carmine zu, der aus Leibeskräften auf den Abzug drückte.
Kein Schuß löste sich. Ich hatte mich nicht verzählt.
Dann geschah der Zusammenprall. Fred Carmine war ein schmächtiger Bursche. Ich rannte ihn über den Haufen. Er schlug einen halben
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