Babel 1 - Hexenwut
überrascht von der Heftigkeit, mit der sie auf diesen Mann reagierte. Als würde sie ihn schon viel länger kennen als nur die paar Tage. Wo kam diese plötzliche Nähe nur her?
»Was werden wir weiter unternehmen?«, wechselte er plötzlich das Thema, als hätte er ihre Unsicherheit bemerkt.
»Das weiß ich noch nicht. Ich habe das dumme Gefühl, dass der Täter uns über kurz oder lang ohnehin über den Weg laufen wird, wenn er sich die Konkurrenz vornehmen will.«
Dass sie es aussprach, brachte etwas zwischen sie: eine dunkle Ahnung, die wie Dreck auf ihrer Haut klebte und die sie nicht loswurde. Auf einmal wurde ihr diese ganze Situation unerträglich. Die Ungewissheit, Sams plötzliches Auftauchen und dieses nagende Gefühl der Vorhersehung in ihrem Hinterkopf - und im Wirbel all dieser Dinge war da Tom, mit dem alles so leicht erschien. Der ihre Einwände beiseiteschob, als könnte man das mit allen Problemen so machen. Der sie für einige Momente glauben ließ, dass es tatsächlich keine Rolle spielte, wer sie waren.
Sie wollte ihn berühren. Teilhaben an dieser Gewissheit, die er verspürte.
Pass auf, Babel! Das ist die Macht der alten Geister in ihm, und schon bist du wie eine Motte im Licht.
Aber genau das ist er ja, ein Licht in der Dunkelheit.
Sie wollte die düsteren Gedanken abstreifen wie eine Schlange ihre Haut, und plötzlich hörte sie sich sagen: »Willst du jetzt den Sex auf dem Küchenboden?«, als wäre es eine Fremde, die sprach.
Erstaunt sah er sie an, dann grinste er nachsichtig. Vielleicht, weil er sie durchschaut hatte. »Ich denke, den gibt's nicht beim ersten Mal.«
»Was soll's.« Sie zuckte mit den Schultern. »Ich meine, Regeln sind dazu da, sie zu brechen. Außerdem, wer weiß schon, ob ich noch dazu komme, Küchensex zu haben, wenn's mich vorher erwischt.«
Über diesen Scherz konnte er nicht lachen. Sie starrten sich an, die Luft zwischen ihnen mit Spannung geladen, die ausnahmsweise nichts mit Babels Magie zu tun hatte.
Jedes Detail an ihm nahm sie überdeutlich wahr: die breite Brust, seine grünen Augen, überschattet mit Sorgen, die kräftigen Arme und die Ringe in seinem Ohr. Jeder versehen mit seiner eigenen Erinnerung, mit Geschichten, die er ihr vielleicht irgendwann erzählen würde.
Langsam ging sie auf ihn zu, als wolle sie ihm Gelegenheit geben, sich zurückzuziehen.
Überleg dir gut, ob du dich auf eine Hexe einlassen willst.
Aber er rührte sich nicht von der Stelle, also griff sie nach seinem T-Shirt, und im selben Moment, in dem sie den Kopf zu ihm hob, beugte er sich zu ihr herab, und ihre Münder trafen aufeinander. Ihre Zunge suchte seine, spürte seine Wärme. Sie drängte sich an ihn, als wäre er ein Rettungsanker.
Seine Arme schlossen sich fest um sie, und mit seinem Körper drängte er sie nach draußen. Trotz des Geplänkels war ihnen beiden klar, dass ein Bett viel eher ihren Absichten entgegenkam. Am Fuß der Treppe griff er in ihr Haar und wickelte sich die dicken Strähnen ums Handgelenk. Mit flammendem Blick sah er auf sie herab, und plötzlich war es ihr gleich, dass ihre Schultern schmerzten. Unter diesem Blick verwandelte sich der Schmerz in Lust.
Seine andere Hand legte er auf ihren Po und drückte sie noch näher an sich. Sie spürte, dass er bereits hart war, und in diesem Moment konnte sie an nichts anderes denken als daran, ihn in sich zu haben. Da war dieser Instinkt, der sie zu ihm hindrängte, diese Sehnsucht, die nichts mit ihren Gedanken und alles mit ihrem Fühlen zu tun hatte. Sie spürte das Drängen in ihrem Unterleib nach diesem einen Moment, wenn sich alles Denken auflöst und man ganz in seinem Körper ist und jede Zelle spüren kann.
Sie zerrte an seinem T-Shirt. Nichts sollte zwischen ihnen sein. Sie wollte die Tätowierungen sehen und sie mit der Zunge nachfahren. Seinen Geschmack aufnehmen. Der Geruch nach Moos und Wald hüllte sie ein, so ganz anders als das, was sie täglich wahrnahm. Er war wie der Einbruch der Natur in die Zivilisation, die Rückeroberung dessen, was den Wäldern vor langer Zeit genommen worden war. Eine Macht, mit der man rechnen musste.
Das T-Shirt landete auf dem Fußboden, und hungrig fiel sie über ihn her, belegte seine Haut mit Küssen und biss sanft in die Muskeln, die unter ihrem Ansturm zitterten.
»Schaffen wir's noch bis nach oben?«, fragte er stöhnend, und sie öffnete seine Gürtelschnalle und zog den Gürtel ungeduldig heraus. Mit einem lauten Scheppern knallte er auf den
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