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Babel 1 - Hexenwut

Babel 1 - Hexenwut

Titel: Babel 1 - Hexenwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
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auch noch dafür bezahlten. Ein verschwundener Gegenstand hier, ein unliebsamer Geschäftskonkurrent dort, eine untreue Ehefrau und noch viel öfter ein untreuer Ehemann - Karl erfuhr die Probleme eines jeden, der an einer Lösung interessiert war, und brachte irgendwann im Laufe des Gesprächs eine neue Idee ein.
    Glauben Sie an Magie?
    Es war erstaunlich, was die Leute bereit waren zu glauben, wenn sie sich nicht zu helfen wussten. Die Kunden fragten nie, wie sie ihr Problem genau lösten, sie waren einfach froh, dass sie es taten. Gesetzestreue spielte dabei keine so große Rolle, Karl und Babel zogen jedoch die Grenze bei Kapitaldelikten - dafür waren sie nicht zu haben, ansonsten allerdings für fast alles. Es hatte sich herausgestellt, dass Babels kriminelle Ader ebenso stark ausgeprägt war wie die ihrer Mutter und ihrer Schwester, sie hatte nur eine Hilfestellung benötigt.
    Während sie sich das Fax durchlas (der Sänger hieß Lomar, was es aber nicht besser machte), nahm sie plötzlich im Augenwinkel eine Bewegung wahr. An der Tür war ein Schatten aufgetaucht, und die Härchen auf ihren Armen stellten sich auf. Das Energiemuster im Raum veränderte sich.
    Hastig nahm sie die Füße vom lisch und drehte den Ring mit der Metallspitze nach innen, damit sie auf ihr Blut zugreifen konnte, sollte es nötig sein. In wenigen Sekunden hatte sie ein Energienetz aufgebaut, das Karl und sie einhüllte, ohne dass er es merkte, und das die üblichen Flüche auffangen würde.
    Die Klinke wurde langsam nach unten gedrückt, nun sah auch Karl auf. Als die Tür aufschwang, verschwanden seine Hände unter der Tischplatte, unter der eine Schreckschusspistole klebte. Seit er von seiner Exgeliebten verflucht worden war, die sich nach der Trennung an eine Hexe namens Madam Vendome gewandt hatte, war er vorsichtig geworden. Aber der Schatten entpuppte sich nicht als Hexe, sondern als Teenager.
    Der kleine Kerl trug eine rot-schwarz gestreifte Hose mit Hosenträgern, offene Springerstiefel ohne Schnürsenkel, und auf seinem Kapuzenshirt stand in schrägen LetternS TAATSFEIND. Seine Ohren waren von oben bis unten mit Ringen geschmückt, und auch durch seine rechte Augenbraue zog sich ein Ring. Die Nase wurde von Sommersprossen geziert. Er war höchstens fünfzehn und sah aus wie ein Punk.
    Das war er aber nicht. Genau genommen war er nicht einmal ein richtiger Mensch.
    Selbst wenn sich das Energiemuster nicht verändert hätte, hätte Babel ihn an seinen Augen erkannt. In dem kindlichen Gesicht wirkten sie auffallig. Groß und von einem Goldbraun wie kristallisierter Honig. Lange, dunkle Wimpern warfen Schatten auf die Wangen. Es fiel einem nicht leicht, sich wieder von ihnen zu lösen, denn sie besaßen eine seltsame Wirkung - sie waren wie Magneten, die den Blick anzogen und festhielten. Unwissende Beobachter mochten glauben, es läge daran, dass diese Augen so schön waren. In Wirklichkeit gab es dafür jedoch einen anderen Grund. Sein Energiemuster erreichte Babel wie Nieselregen, während die Energiewellen von normalen Menschen stromlinienförmiger und energischer waren.
    »Ein Plag«, stellte sie überrascht fest, als Karl gleichzeitig fragte: »Hast du dich verirrt?«
    Aber der Junge antwortete nicht, sondern starrte Babel nur an. Sie starrte zurück.
    »He, Bursche, bist du taub?«
    »Das ist kein Junge, Karl. Das ist ein Plag.«
    Jetzt war es an Karl, die Stirn zu runzeln.
    Er hörte nicht zum ersten Mal von den Plags. Er war nur noch nie einem begegnet.
    »Das soll ein Elf sein?«
    Der Junge warf ihm einen finsteren Blick zu. »Alb, Alter. Wenn's schon sein muss.« Für einen Jungen war die Stimme tief, und es fiel nicht schwer, sich vorzustellen, wie sie am Lagerfeuer die Nacht durchdrang und die Zuhörer fesselte.
    Babel lachte leise. »Sie nennen sich selbst Plags.«
    »Von Plage?«
    Der Junge trat einen Schritt ins Büro und sah sich neugierig um. »Genau.«
    Karl schüttelte den Kopf. Er wirkte enttäuscht. Anscheinend hatte er sich einen inkarnierten Naturgeist anders vorgestellt. Wer konnte es ihm verübeln? Zart war an diesem Burschen hier höchstens sein Taktgefühl, ansonsten sah er genauso aus wie die Jugendlichen, von denen ältere Leute immer behaupteten: »So was gab's zu unseren Zeiten nicht!«
    Als die Naturgeister der alten Zeit in dieser Ebene Fleisch geworden waren, hatten sie ihre magischen Fähigkeiten eingebüßt. Im Gegensatz zu den meisten Menschen besaßen ihre Nachkommen jedoch ein feines

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