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Babel 1 - Hexenwut

Babel 1 - Hexenwut

Titel: Babel 1 - Hexenwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
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Gespür für Magie. Das lag an ihrer Herkunft und dem alten Wissen, das unter ihnen noch immer weitergegeben wurde. Zu Beginn waren die Albennachkommen noch in den Wäldern geblieben, aber mit der Ausdehnung der Städte wurden sie immer weiter daraus verdrängt. Irgendwann war ihnen nichts anderes mehr übrig geblieben, als den Schritt in die Städte selbst zu wagen, genauso wie Füchse und Marder. Aber wie hieß es so schön: Du kannst den Alb aus dem Wald holen, aber nicht den Wald aus dem Alb. Es war also nicht verwunderlich, dass ihre Manieren manchmal zu wünschen übrig ließen, ganz gleich, was Hollywood über sie behauptete. Trotzdem waren sie noch immer so naturverbunden wie die letzten Nomadenstämme. Sie mochten keine Hochhaussiedlungen und lebten häufig auf der Straße. Das Konzept von Wänden war ihnen fremd geblieben.
    Doch nicht nur diese Eigenschaft blieb ihnen. Schon die Alben hatten Menschen mit ihren Blicken und Stimmen in die dunklen Walder gelockt, um sie an sich zu binden. Diese Kunst der Verführung beherrschten die Plags auch noch nach Jahrtausenden, obwohl sich ihr Blut immer stärker mit dem von Menschen mischte. Es war diese eine Fähigkeit, die ihnen allen zu eigen war, ebenso wie das besondere Energiemuster, das sie ausstrahlten. Von klein auf trainierten sie Stimme, Mimik und Gestik und konnten sie so einsetzen, dass man ihnen einen Zwanziger zusteckte und es für Kleingeld hielt. Das war ihre beste Waffe.
    Der Junge schlenderte durch das Büro, während Karl und Babel darauf warteten, dass er erklärte, warum er hier war. In den vier Jahren, die sie das Büro nun schon betrieben, hatte sich nicht ein einziger Plag zu ihnen verirrt, wofür es einen einfachen Grund gab: Plags mochten Hexen ebenso wenig wie Tretminen auf dem Gehweg und Herpes. Hinter jeder Hexe vermuteten sie einen Nekromanten, der nichts Besseres zu tun hatte, als die Toten zurückzuholen. Es erschien ihnen widernatürlich, dass Hexen mit Hilfe der Magie die Natur veränderten und solche Macht darüber ausüben konnten.
    Daher war es nicht verwunderlich, dass sie einen großen Bogen um Babel machten. Mit schöner Regelmäßigkeit fand sie zwar neue Schmierereien an der Häuserwand, die besagten: B W ITCH, GO H OME !, aber weiter hatte sich noch keiner von ihnen vorgetraut - schließlich wussten sie, wozu eine Hexe fähig war.
    »Was ist das?«, fragte der Junge, als er Xod entdeckte, der wie aufs Stichwort krakeelte: »Drääägspatz! Drääägspatz!«
    »Ein Papagei«, antwortete Babel im selben Moment, als der Junge zu dem Vogel sagte: »Spinnst wohl!«
    Dann beugte er den Kopf vor und besah sich Xod genauer. »Das ist kein Papagei.«
    »Doch, ist es.«
    »Nein, ist es nicht.«
    »Klar. Es ist bunt und spricht, was soll es sonst sein?«
    Er betrachtete Xotl misstrauisch. »Die Papageien im Zoo sehen anders aus.«
    »Das liegt daran, dass der hier exotisch ist.«
    »Alle Papageien sind exotisch, die kommen ja schließlich nicht aus Garmisch.«
    Ihr linkes Auge begann zu zucken.
    »Und warum ist ein Bannkreis um den Käfig gezeichnet?«
    »Das ist kein Bannkreis, nur Dreck. Wir müssen bald Früh-jahrsputz machen.«
    Plötzlich hielt der Plag die Luft an, und sie tat es ihm gleich.
    »Da steckt 'n Dämon drin!«
    »Nein, tut es nicht.«
    »Na klar. Ich seh's doch.« Entsetzt sah er sie an. »Du hast einen Dämonenpapagei?« Er stellte die Frage, als würde er sagen: Bist du irre?
    Sie seufzte. »Es war ein Missgeschick. Und weiter wollen wir das Thema auch nicht vertiefen. Sag mir lieber, was du hier willst.«
    Es dauerte noch einen Moment, bis sich der Junge von Xod losreißen konnte, dann kam er herübergeschlendert, blieb jedoch einige Schritte von ihr entfernt stehen. Die Tür behielt er im Blick.
    Schlaues Bürschchen.
    »Ich soll eine Nachricht überbringen.«
    »Ich kann mich vor Spannung kaum halten.«
    »Du sollst mit mir kommen. Tom muss mit dir reden.«
    Sie wartete, aber mehr schien nicht zu kommen. »Das ist alles? Tom muss mit mir reden?«
    Er nickte.
    »Dann schlage ich vor, dass dieser Tom seinen Hintern hierher bewegt, wenn er etwas von mir will. Wir haben geöffnet von jetzt bis ...« Fragend sah sie Karl an.
    »18 Uhr?«
    Sie nickte zustimmend und blickte wieder zu dem Jungen. »18 Uhr.«
    Die Antwort schien ihm nicht zu gefallen. Stirnrunzelnd steckte er die Hände in die Hosentaschen. »Du kommst nicht mit?«
    »Zu den Plags, die Hexen nicht leiden können? Zu einem Tom, den ich nicht kenne und der

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