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Babel 1 - Hexenwut

Babel 1 - Hexenwut

Titel: Babel 1 - Hexenwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
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dankbar war. Karl hatte einfach ein gutes Gespür fürs Geschäft.
    Er hatte die Wohnung über ihrem Büro gemietet, angeblich, weil er kurze Wege mochte. Babel hatte aber den Verdacht, dass
    er die Wohnung nur deshalb genommen hatte, weil es keine Nachbarn gab, die sich darüber beschweren konnten, wenn er die Musik zu laut aufdrehte. Dass das Haus kurz davorstand, in sich zusammenzufallen, schien ihn nicht zu stören.
    »Es ist zehn Uhr morgens, Karl.«
    »Könnte stimmen.«
    Sie deutete auf den Tequila.
    Er sah auf das Glas in seiner Hand, als wüsste er selbst nicht genau, wie es dort hingekommen war. »Ich mache heute unsere Buchhaltung. Die Vorsteuer ist fällig.«
    »Und deswegen musst du dich betrinken?«
    Er nickte gewichtig und zeigte auf die Blechkiste mit Quittungen, die ihm als Ablagesystem diente und in den Albträumen eines jeden Finanzbeamten mit Sicherheit eine Hauptrolle spielte.
    »Das Grauen hat einen Namen«, flüsterte er.
    »Und es heißt Steuererklärung?«, flüsterte sie zurück.
    Wieder nickte er, während Babel den Kopf schüttelte und ihre Jacke an die Garderobe hing. Auf dem Weg in die winzige Küche, die sich an das Büro anschloss, kam sie an einer Nische vorbei, in der ein riesiger Vogelkäfig stand, dessen Bewohner ein Bein angezogen hatte und vortäuschte zu schlafen. Als sie an ihm vorüberging, kribbelte es in ihren Fingerspitzen, wie immer, wenn sie in die Nähe des Käfigs kam.
    Kaum befand sich der Käfig in ihrem Rücken, krakelte es auch schon los: »Es riekt nach Dääämonn.«
    Sie versuchte, den Vogel zu ignorieren.
    »Dääämonn! Dääämonn! Dääämonn!«
    Seufzend goss sie Kaffee in einen Pott. Sie hätte wissen müssen, dass Xotl eine feine Nase hatte.
    Auf dem Rückweg krächzte es erneut: »Dääämonn!«
    »Ja, das sagtest du schon.« Sie blieb stehen und sah auf den
    Vogel hinab, der die Flügel spreizte und sie mit kleinen, gelben Augen vorwurfsvoll anschaute. Dabei entblößte er die kahlen Stellen an seinem Bauch. Er war ein ziemlich hässlicher Vogel, so viel stand fest.
    »Es riekt nach Dääämonn!«
    »Schon mal überlegt, dass das vielleicht du sein könntest, der hier so stinkt?«
    Xotl legte den Kopf schief und schien darüber nachzudenken, doch dann riss er nur den Schnabel auf und rief ein weiteres Mal: »Däääämonnl« Dabei rannte er auf der Stange aufgeregt hin und her.
    Mit dem Zeigelinger stupste Babel gegen den Käfig. »Willst du, dass ich dir den Hals umdrehe?«
    «... ktik...«
    Karl lugte um die Ecke und zwirbelte an seinem Bart. »Warum sagt der Papagei, dass du nach Dämon riechst, Babel?«
    »Keine Ahnimg.« Erhobenen Hauptes ging sie weiter und ignorierte Xod, der sich beleidigt umdrehte.
    Der Papagei war das einzige Überbleibsel ihrer Vergangenheit, das sie nicht entsorgt hatte, weil ihr das Tier irgendwie leidgetan hatte - schließlich war es nicht seine Schuld, dass es von einem Dämon besessen war. Allerdings wurde ihr Mideid immer wieder auf eine harte Probe gestellt, denn Xod besaß die Angewohnheit, alles und jeden zu beschimpfen, und es hatte sich herausgestellt, dass der Dämon eine besonders garstige und mitteilsame Natur besaß. Zwar war er schon so lange in dem Tier verankert, dass sich seine dämonischen Energiemuster nur noch schwach zeigten, trotzdem hatte sie ihn nie mit zu sich nach Hause genommen. Babel glaubte nicht, dass er sie in Versuchimg fuhren würde, aber Vorsicht war besser als Nachsicht, und so konnte Karl zur Not ein Auge auf sie haben. Im Grunde hatte sie Xod als mahnendes Beispiel behalten.
    Mit dem Pott Kaffee setzte sie sich auf ihren Platz auf der anderen Seite des Schreibtischs und legte ebenfalls die Füße auf die Tischplatte. Von dort aus blickte sie hinüber zu ihrer Jacke, in deren Innentasche sich noch immer der rote Brief befand - der Grund, warum Xotl so verrückt spielte.
    Im hellen Licht des Tages war es ihr ein Rätsel, warum sie ihn noch immer bei sich trug. Dabei war sie am Abend zuvor doch so fest entschlossen gewesen, ihn zu vernichten. Aber irgendwie ...
    Schon konnte sie wieder Sams schmeichelnde Stimme in ihrem Kopf hören, sein Flüstern im Dunkeln, das sie lockte: Interessiert es dich gar nicht, was auf der anderen Seite geschieht ... Stell dir nur vor, all diese Macht ... Komm schon, Babel, nur dieses eine Mal...
    Natürlich war es nie bei diesem einen Mal geblieben, und Babel hatte ihre Lektion gelernt: Um Leute, die solche Sätze sagen, sollte man grundsätzlich und immer einen

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