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Babel 1 - Hexenwut

Babel 1 - Hexenwut

Titel: Babel 1 - Hexenwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
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machte es ihr schwer. »Runter von mir«, stöhnte sie.
    »Du hörst nicht zu!« Das Schütteln nahm zu, der Schmerz in ihrem Kopf breitete sich aus.
    Plötzlich schüttete ihr Gehirn explosionsartig Endorphine aus, und Hitzewellen breiteten sich von der Brust in die Arme aus. Ausgelöst wurde die Reaktion durch eine magische Verbindung, die Babel vor vielen Jahren eingegangen war. Es fehlte nicht viel, und vor Schreck wäre ihr beinahe das Herz stehen geblieben.
    Oh Gott, nicht jetzt!, dachte sie panisch, aber da hörte sie auch schon das tiefe Grollen vom Treppenabsatz her.
    »Hände weg von ihr!«
    »Er tut mir nichts«, krächzte sie, um Schlimmeres zu vermeiden, aber es war schon zu spät.
    Peking sprang auf und auf Sam zu. Während Babel versuchte, auf die Beine zu kommen, hörte sie es hinter sich krachen.
    Panisch rief sie: »Brich ihm nicht das Genick!«
    Ein Körper fiel zu Boden.
    Als sie sich umdrehte und sich ihre Sicht klärte, stand Sam über dem Plag, der, vermutlich bewustlos, zu seinen Füßen lag. Sie rappelte sich auf und konnte Sam gerade noch am Arm packen, bevor er Peking zweifellos krankenhausreif schlug.
    »Hör auf!«, keuchte sie und zerrte ihn von dem erschlafften Körper fort. »Er ist keine Bedrohung.«
    »Das hab ich gesehen.«
    »Das war keine Absicht. Er ist verwirrt.«
    Ruhig sah er sie an. »Und du kennst dich mit den Absichten eines Verrückten aus, ja?«
    »Ich brauche keinen Beschützer!«
    »Sah mir gerade anders aus.«
    Auf einmal wurde ihr nicht nur bewusst, wie nah sie beieinander standen, sondern auch, dass sie nur in Slip und T-Shirt vor ihm stand. Hastig ließ sie seinen Arm los und trat zurück. Sein Blick wanderte über sie. Wortlos drehte sie sich um und ging ins Schlafzimmer, wo ihre Trainingshose lag.
    Lauf weg!, schrie die Stimme in ihrem Kopf - und dieses Mal klang ihr Unterbewusstsein ganz nach ihr selbst.
    Als sich Babel umdrehte, lehnte Sam im Türrahmen, die Arme verschränkt und mit einem Blick wie eine lauernde Katze kurz vorm Sprung. Vorsichtshalber blieb sie auf der anderen Seite des Zimmers stehen und verschränkte ebenfalls die Arme vor der Brust, in der ihr Herz noch immer raste, als wolle es einen Marathon absolvieren. Nur hatte es jetzt nichts mehr mit Schrecken zu tun.
    Die vier Jahre, die sie sich nicht gesehen hatten, schmolzen zu einem Nichts zusammen.
    Der Brief hätte mir eine Warnung sein sollen.
    Seine Haltung war ihr so vertraut wie ihr eigener Anblick im Spiegel. Er trug keine Jacke, nur eine dunkle Jeans und ein helles T-Shirt, das in Brusthöhe Knitterspuren zeigte, wo Peking ihn gepackt hatte. Er vibrierte vor kaum unterdrückter Energie, aber in den letzten Jahren hatte er gelernt, ruhig zu stehen. Nur an seinen Augen erkannte man sein wirkliches Naturell und das Ausmaß seiner Gefühle. Dort stand noch immer diese nervöse
    Aggression eines Hundes, der nur darauf wartete, zuzubeißen. Seine Schultern waren noch breiter geworden, unter dem Shirt spannten sich die Muskeln. Babel wusste, dass er seit Jahren boxte, und die ganzen Schlägereien waren anscheinend ein gutes Workout gewesen. Sam hatte schon früher nach Ärger ausgesehen, aber jetzt wirkte er einfach nur gefährlich. Wie einer dieser Typen, bei denen es einem kalt den Rücken runterläuft, wenn sie mit einem in die U-Bahn steigen. Diese Kraft war keine Fassade, darüber konnte auch sein Gesicht nicht hinwegtäuschen. Das blonde Haar, die sinnlich geschwungenen Lippen, das alles war noch da, wie bei dem Jungen, in den sie sich vor so vielen Jahren verhebt hatte, nur gehörte das alles jetzt einem Mann - und der war immer noch so schön, dass es einem den Atem verschlug.
    Mit einem Mal waren all die Gefühle wieder da, die ihn so gefährlich für sie machten: die Anziehungskraft, das Fieber im Blut und die Lust auf Abenteuer.
    Von wegen darüber hinwegkommen. Wer einmal einen Kometen geliebt hat, erholt sich nie ganz davon.
    Beschämt über ihre eigene Schwäche senkte sie den Bück.
    »Hallo, meine Schöne«, flüsterte er, und sie seufzte.
    Die Endorphine rasten noch durch ihr Blut, und er konnte es natürÜch riechen. Seine Nase war mindestens so gut wie die von Toms Dogge.
    »Was willst du hier?«, fragte sie und vermied es, ihm in die Augen zu sehen.
    »Mhm«, war seine Antwort. Ein dunkler Ton, der sie verspottete.
    Natürlich, sie waren wieder bei dem angekommen, was er am liebsten tat: sie herausfordern. Als wären sie nicht einen Tag getrennt gewesen und noch immer

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