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Babel 1 - Hexenwut

Babel 1 - Hexenwut

Titel: Babel 1 - Hexenwut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
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siebzehn.
    »Herrgott, ich weiß, was du hier willst, das meinte ich nicht«, erwiderte sie gereizt.
    »Warum fragst du dann?«
    »Weil ich zu überrascht war, um zu sagen, dass du verschwinden sollst. Außerdem meinte ich, was du ausgerechnet jetzt hier willst? Mitten in der Nacht. Nach vier verfluchten Jahren!«
    Sein Lachen war so dunkel wie seine Stimme, und es erinnerte Babel an die Tage ihrer Jugend, in denen sie so viel mit ihm gelacht hatte. Sie verbanden eine Menge Erinnerungen und auch einige sehr dunkle Stunden.
    War er an Hilmars Bild vorübergegangen, als er ins Haus eingedrungen war? Hatte er bei seinem Anblick etwas empfunden?
    Kometen ist es gleichgültig, was sie zerstören, oder?
    In diesem Moment beging sie den Fehler und sah ihm doch in die Augen, deren Farbe sie im Schatten nicht erkennen konnte und deren Blick sich dennoch in ihren brannte.
    Er kam einen Schritt auf sie zu. »Du hast nicht auf meine Briefe geantwortet.«
    »Hattest du das erwartet?«
    »Wäre doch nur höflich gewesen.«
    Und da waren sie wieder an dem Punkt angelangt, den Babel so liebte: sich vorzustellen, wie sie ihn mit einem stumpfen Gegenstand erschlug.
    Nachdem sie sich ein ums andere Mal geschworen hatte, den Mistkerl mit einem Albtraumzauber für den Rest seines Lebens zu belegen, wenn er es wagen sollte, wieder bei ihr aufzutauchen, hatte es das letzte Mal nicht länger als zweiundsiebzig Stunden gedauert, bis sie wieder in seinem Bett gelandet war. Deshalb war sie auch fortgegangen, in eine andere Stadt. Aber natürlich hatte es nichts genützt. Binnen eines Jahres hatte er sie ausfindig gemacht und war ihr gefolgt. Und seit seinem ersten Brief mit neuer Adresse wartete sie darauf, dass er vor ihrer Tür stehen würde.
    Aber ausgerechnet heute Nacht hatte er entschieden, es zu
    tun und dieses Katz-und-Maus-Spiel zu beenden? Bei ihm fiel es Babel schwer, an Zufälle zu glauben. Sie verspürte das dringende Bedürfnis, Tamy anzurufen.
    »Was willst du hier, Sam?«
    »Ich hatte Sehnsucht nach dir.«
    Ironischerweise glaubte sie ihm das sogar. An seiner Liebe zu ihr hatte sie nie gezweifelt, nur daran, ob sie ihr guttat. Nervös rieb sie sich über den Nacken, dort, wo er beim Sex gern hineingebissen hatte, wenn er auf ihr gelegen und sie mit seinem Körper eingehüllt hatte.
    Gibst du auf?
    Nie.
    Er bemerkte die Geste und grinste. Abrupt ließ Babel die Hand wieder sinken.
    »Denkst du nicht, dass dieser Tanz jetzt lange genug gedauert hat?«, fragte er und kam noch näher.
    Sie trat weiter zurück.
    »Das ist wirklich nicht der beste Zeitpunkt, um das zu diskutieren. Ich habe da draußen einen bewusstlosen Plag liegen, falls du es vergessen hast.«
    Er zuckte mit den Schultern, und der Schmerz in ihrem Kopf verstärkte sich.
    »Ich will, dass du gehst, Sam. Ich muss jemanden anrufen, damit er Peking abholt, und ich will nicht, dass du dann noch da bist.«
    »Was hast du neuerdings mit den Plags zu schaffen?«
    »Sie haben mir einen Auftrag erteilt.«
    Seine Augenbrauen zogen sich zusammen.
    »Ich soll einen Mörder finden.«
    »Du machst Witze.«
    »Ich wünschte, es wäre so, aber es gibt tatsächlich jemanden, der ihnen nachgeht.«
    »Kann ich verstehen.« Gelangweilt betrachtete er die Faust, mit der er Peking niedergeschlagen hatte.
    »Ach ja? Magst du mir dann vielleicht sagen, wo du vor fünf Tagen warst?«
    Seine Augen verengten sich. »Wird das ein Verhör, Babel? Willst du mich irgendetwas Bestimmtes fragen?«
    »Sie haben mir eine Verdächtigenliste gegeben. Wie kommt es, dass dein Name darauf steht?«
    »Pures Glück.«
    Sie ballte die Faust und ließ die Energie hineinfließen. »Falsche Antwort.«
    Mit seiner besonderen Retina konnte er die zuckenden Wirbel sehen, die jederzeit in seine Blutbahnen eindringen konnten, um sein Blut zum Kochen zu bringen. Einen kurzen Moment sah es so aus, als ließe er es auf einen Kampf mit ihr ankommen, doch dann grinste er nur, und dieses Grinsen sagte: Ich hab dich am Haken.
    »Na schön, wenn du es unbedingt wissen willst: Ich hatte neulich eine nette kleine Unterhaltung mit einem dieser Weicheier in einer Kneipe. War Zufall, dass ich dem über den Weg gelaufen bin. Er hat mich bis aufs Klo verfolgt, um mich zu fragen, ob ich vielleicht in letzter Zeit Jagd auf Plags gemacht hätte, weil ich ja schließlich ein Dämonenkind bin und uns der Sinn immerzu nur nach Bösem steht. Kannst du dir das vorstellen? Ich stehe da so friedlich und versuche, mich zu konzentrieren, und

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