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Babel Gesamtausgabe - Band 1-3

Babel Gesamtausgabe - Band 1-3

Titel: Babel Gesamtausgabe - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Winter
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lenkte nur ab.
    »Brauchst du noch was für das Ritual?«, fragte Johann, und sie antwortete: »Handtuch und Kreide.«
    Fragend sahen sich die anderen an, und Johann schüttelte den Kopf. »Kreide haben wir nicht.«
    »Mehl geht auch.«
    »Dann müssen wir den Teppich zusammenrollen. Meine Mutter bringt mich um, wenn sie Mehl in ihrem Teppich findet.«
    Aus der Küche brachte er ihr eine Dose und ein Handtuch. Während die anderen einen Kreis um sie bildeten, setzte sich Babel auf die Dielen.
    »Wozu brauchst du das Handtuch?«
    »Um das Blut abzuwischen.«
    Erschrockenes Schweigen antwortete ihr. Es dauerte einige Herzschläge, bis Johann rief: »Ihr habt gesagt, dem Papagei passiert nichts!«, worauf Babel lachen musste.
    »Beruhig dich, Jo, deinem Scheißpapagei passiert schon nichts«, sagte Sam. »Babel benutzt ihr eigenes Blut, schließlich gibt’s hier keine weiteren Tiere, oder?« Er reichte ihr sein Taschenmesser und stellte den Käfig neben ihr ab. Der Vogel flatterte aufgeregt.
    Die Unruhe übertrug sich auf die Gruppe. Der Spaß nahm bizarre Formen an. Babel sah, wie sie nervös hin und her rutschten, und musste lächeln. Sie hatten es ja so gewollt.
    Noch ein letztes Mal hörte sie die warnende Stimme im Hintergrund, aber der Übermut war auch in ihr erwacht, als wäre ein Funken von Sam auf sie übergesprungen. Sie spürte, dass alle Augen nur auf sie gerichtet waren. Gleich würde sie etwas tun, das niemand sonst in diesem Raum vermochte. Wahrscheinlich sogar in diesem Haus und sogar in dieser Straße. Sie war etwas Besonderes, und sie würde es beweisen! Der Gedanke berauschte sie.
    Vorsichtig öffnete sie die Dose und griff hinein. Mit einer Handvoll Mehl zog sie einen Kreis um sich und den Käfig und blies den Rest in die Luft. Dann konzentrierte sie sich darauf, das Energiemuster, das sie umgab, sichtbar zu machen. Es entstanden wabernde Fäden und Wellen, die das Mehl einfärbte, das noch in der Luft schwebte und sich im Raum verteilte. Babel sah die anderen und auch Sam, wie immer eingehüllt in sein leuchtendes Graublau. Sie visualisierte die Energie, die sie bereits als Wärme spüren konnte, und kurz darauf umgab sie das Magienetz in schimmernden Regenbogenfarben.
    Die Energie, die von ihr selbst ausging, pulste jetzt in einem tiefen Blau. Ihr Herzschlag gab den Rhythmus vor, und mit jedem Schlag dehnte sich das Blau weiter aus, erfasste den Käfig und das Tier darin. Kroch an dem Bannkreis empor, den sie als Grenze gesetzt hatte, und baute eine Energiewand, hinter der sie nur noch Sam wahrnahm, der wie Schieferstein glänzte.
    Sie konnte seinen Hunger spüren, ihrem eigenen so ähnlich, und sie hätte ihn gern geküsst. In seinen Augen las sie Bewunderung und Leidenschaft für sie, aber auch seinen Stolz und seine Gier nach dem Leben.
    Wie Wasser suchten sich ihre Energien den Weg durch winzige Risse in den Ebenen, glitten einfach hinüber in eine andere Dimension, in der es kein Denken mehr gab, in der sie schwerelos schwebte wie in einem Meer. Sie konnte ihn wieder schmecken, den Honig, die klebrige Süße, wie sie ihr die Kehle hinunterrann und sich in ihrem Gehirn festsetzte. Das reine Entzücken.
    So schmeckt das Paradies.
    Aber kein Paradies ohne Schlange.
    Wo waren sie nur, die Dämonen?
    Noch einmal schaute sie zu Sam. Alles an ihm, was dämonisch war, glühte. Sie wusste, wenn sie jetzt seine Haut küssen würde, würde er nach dieser anderen Ebene schmecken. Nach Honig und Vergessen.
    Schweiß brach ihr aus den Poren, ihr Herzschlag verdoppelte sich, und ihre Atmung wurde hektisch. Als sie das Messer hob, rutschte es ihr fast aus der Hand.
    Dämonen waren wie Haie, sie mussten angelockt werden, und es gab keinen besseren magischen Energieleiter als Blut, daher wurde es bei so vielen Ritualen eingesetzt. Sie hob das Messer und schnitt sich in die Hand. Der Schnitt war gerade tief genug, um zu bluten, ohne eine ernsthafte Verletzung zu sein. Inzwischen war sie eine Meisterin darin, das abzuschätzen. Sie verrieb das Blut zwischen den Handflächen und schmierte es sich ins Gesicht.
    Ich bin hier. Ein Mensch. Fleisch.
    Kein Dämon konnte dem widerstehen, denn es war das, was sie alle wollten: einen Körper besitzen.
    Nach einigen Augenblicken spürte sie die Präsenz eines kleineren Dämons, der am Rande ihrer Wahrnehmung lauerte. Er war schwach. Eine sich windende türkisfarbene Wolke mit einem gehässigen burgunderroten Kern.
    Was machst du, kleiner Kerl? Bringst du den Kindern

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