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Die roten Blüten der Sehnsucht

Die roten Blüten der Sehnsucht

Titel: Die roten Blüten der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Peterson
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Prolog
    » Noch einen!« Wet Ned wischte sich mit dem Handrücken über die Lippen und schob das schmierige Glas über den Tresen.
    » Hast du nicht schon genug?« Der Wirt sah missmutig auf seinen einzigen Gast.
    » Noch einen.– Oder soll ich nachhelfen?«
    Wet Ned war für seine schnellen Fäuste berüchtigt, und was ging es ihn schließlich an, wenn er nachher am Straßenrand umkippte? Der Wirt zuckte die Achseln und füllte neues Ale nach, wobei er darauf achtete, es stark schäumen zu lassen. Man musste den Gästen ja nicht mehr als nötig einschenken. » Was sitzt du eigentlich hier herum, wo alle Männer doch nach dem Kleinen suchen?«
    » Hab was Besseres zu tun«, gab Wet Ned kurz angebunden zurück.
    » Ach nein? Was denn?«
    » Ich warte hier auf einen Geschäftspartner«, knurrte der schäbig gekleidete Mann. » Warum so neugierig? Kann recht ungesund sein.«
    » Ich wollte nur freundlich sein«, gab der Wirt beleidigt zurück und verschwand in der Küche, wo er seinen Ärger hörbar am Küchenmädchen ausließ.
    Wet Ned rülpste, verzog das Gesicht, als ihm die Rüben von vorhin aufstießen, und wechselte zu einem Tisch am Fenster. Von dort starrte er angestrengt durch die halb blinden Fensterscheiben in die Nacht hinaus. Wo blieb der Mann?
    Er nahm einen großen Schluck von dem säuerlichen Ale. Eigentlich sollte er besser nicht so viel trinken. Sein Auftraggeber würde jede Schwäche seinerseits auszunutzen wissen. Andererseits musste er sich ja irgendwie beruhigen, oder? Ihm war äußerst unbehaglich zumute, wenn er an das bevorstehende Gespräch dachte. Nicht, dass er Gewissensbisse gehabt hätte zu lügen. Nein, es war eher die Befürchtung, dass seine Lüge durchschaut werden könnte. Und das– daran zweifelte er keinen Augenblick– würde für ihn ausgesprochen unangenehme Konsequenzen haben.
    Drei Wochen war es her, dass er auf dem nächtlichen Heimweg plötzlich angesprochen worden war. Im ersten Moment hatte er zuschlagen wollen. Niemand wusste besser als er, wie vorsichtig man in diesen Zeiten sein musste. Schließlich war es seine ureigene Masche, angesäuselte Kneipengänger auszunehmen. Aber sein Gegner hatte ihm blitzschnell eine blitzende Klinge unters Kinn gehalten. Da hatte er nur gefragt, was er für den Herrn tun könne. Ein vornehmer Herr war er auf jeden Fall. Der Wollumhang mochte zerschlissen sein, aber darunter blitzten schneeweiße Manschetten, und die Stiefel glänzten im Mondlicht, wie es nur von einem Spezialisten polierte Schuhe tun.
    » Ich brauche einen Gauner und Halsabschneider«, hatte der Herr gesagt.
    » Besser hätten Euer Gnaden es nich’ treffen können«, hatte Wet Ned ihm versichert und vorsichtig die Degenspitze zur Seite gedrückt. Feinen Herren rutschte sie gerne aus, und nach einem toten Straßenräuber würde kein Hahn krähen. » Womit kann ich Euer Gnaden dienen?«
    » Du sollst mir ein Balg vom Hals schaffen. Ist das ein Problem für dich?«
    Ned hatte keinen Moment gezögert. Zwar hatte er bisher deutlich weniger Leute ermordet, als er sich rühmte. Um genau zu sein: noch niemanden. Aber es konnte ja nicht so schwer sein. » Die Mutter auch?«, bot er an. » Es würde Sie nicht mal das Doppelte kosten.«
    » Nein.« Der Herr hatte den Kopf geschüttelt. » Das würde zu viel Aufsehen erregen.«
    Jetzt war es Ned doch etwas unbehaglich zumute geworden. » Was ist es für ein Kind?«, hatte er nachgefragt. War er ursprünglich davon ausgegangen, dass er das unerwünschte Ergebnis einer nicht standesgemäßen Liaison beseitigen sollte, so schien es doch nicht so einfach zu werden wie erhofft.
    » Der kleine Embersleigh«, hatte der Herr unumwunden gesagt.
    Ned war zusammengezuckt. Der Sohn des Earl of Embersleigh!
    » Ähm…« Das war schon eine ganz andere Geschichte.
    Der Herr hatte offenbar gespürt, dass Ned kurz davorstand, sich in die Büsche zu schlagen.
    » Du hast zwei Möglichkeiten, Bursche«, hatte er mit einer sehr leisen, aber umso unheimlicheren Stimme gesagt. » Entweder du haust ab, dann werde ich dem Friedensrichter klarmachen, dass es höchste Zeit ist, dich endlich wegen Straßenräuberei zu hängen. Einen Beweis dafür wird er finden. Und du brauchst nicht zu denken, dass man dir auch nur ein Wort glauben wird von dieser Unterredung. Oder du tust, was ich von dir verlange. Dann bekommst du von mir einen Beutel Sovereigns und kannst aus der Gegend verschwinden. Ein neues Leben anfangen. Na, wie klingt das?«
    » Gut, Euer Gnaden«,

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