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Babel und Bibel

Babel und Bibel

Titel: Babel und Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sich zum großen Reiche aus,
    Die Menschen aber wurden immer kleiner.
    Der Riese wohne in der Einsamkeit; Am Markt des Lebens muß er schnell verzwergen.

    Wir waren nicht zur Winzigkeit bestimmt,
    Verschenkten Stadt und Reich an arme Leute
    Und zogen fort, zurück in unsre Wüste – – –
    Scheik
(stolz):
    Verschenkten Stadt und Reich an arme Leute – – –
     
    (gibt ein Zeichen, diese Worte nachzusprechen)
     
    Alle
(jubelnd, unisono):
    Verschenkten Stadt und Reich an arme Leute – – –
    Scheik:
    Und zogen fort, zurück in unsre Wüste!
     
    (gibt dasselbe Zeichen)
     
    Alle
(wie oben):
    Und zogen fort, zurück in unsre Wüste!
    Scheik
(hebt die Arme, schaut begeistert empor):
    Wie groß von euch, ihr meine Ān’allāh,
    Groß wie der Turm, der bis zum Himmel ragte!
    Schaut nicht herab zu uns, um uns zu messen,
    Doch bietet mir ein Reich wie Babylon
    Und hier dagegen diese eure Größe,
    So schwör ich euch, ich gehe und verzichte!
    Phantasie
(von ihrem Sitz im Zelt aufstehend, hebt warnend den Arm):
    Du schwörst, o Scheik!
    Scheik
(dreht sich nach ihr um, bestätigend):

    Ich schw öre!
    Babel
(ihn bewundernd):
    Groß wie immer!
    Phantasie:
    Wie nun, wenn dich Allāh beim Worte nähme?!
    Scheik:
    So würde ich es halten!
     
    (zu Babel)
     
    Babel, weiter!
    Babel:
    Das war vor vielen, vielen tausend Jahren.
    Nun kehren aus der Wüste wir zurück,
    Um nach dem Turm der Ān’allāh zu schauen.
    Wir fragen diese Zeit; sie aber schweigt;
    Sie senkt das Haupt und deutet auf Ruinen.
    Der Völker keins war dieses Baues würdig.
    Das Höchste, was die Menschheit je erdachte,
    Erreichte kaum die erste seiner Stufen.
    Da fuhr der Herr in seinem Zorn herab;
    Der Riese fiel zerschmettert vor ihm nieder,
    Und Weltenreiche brachen unter ihm.
    Sein Körper löste sich in Schutt und Trümmer,
    Doch der Gedanke, der ihm innewohnte,
    Der Geist also, stammt von uns Ān’allāh Und soll im neuen Leibe neu sich strecken,
    An ganz demselben Ort, an dem er stand, Doch nicht gekleidet in denselben Staub,

    Der ihn den Zwergen unbegreiflich machte.
    Nicht wieder baun wir ihn aus Schlammgefüge,
    O nein, granitne Taten brechen wir
    Aus dem Gestein der harten Gegenwart
    Und türmen sie zum höchsten Himmel auf.
    Bricht dann auch dieses zweite Werk zusammen,
    So mag Allāh der Zukunft sich erbarmen,
    Denn Besseres als Taten gibt es nicht!
    Scheik
(die Hände hochhebend und das Zeichen gebend, diese Worte nachzusprechen):
    Denn Besseres als Taten – – –
    Alle
(unisono, wuchtig):
    Gibt es nicht!
    Babel
(vom »Teppich der Rede« nach seinem Platze zurückkehrend):
    Und dieses Beste wollen wir vollbringen!
    Scheik:
    Wir wollen baun!
    Imām:
    Wir wollen wieder baun!
    Babel:
    Nicht einen Turm für heidnische Idole!
    Imām:
    Nicht eine Warte für den Sternendienst!
    Kādi:
    Nicht für Allāh ein luftig Hirngespinst!

    Scheik:
    Und doch für ihn, weil für sein Ebenbild!
    Wir wollen baun für den, den er sich dachte,
    Als er beschloß: »Laßt uns den Menschen machen!«
    Babel:
    Wir wollen baun für den Erwarteten,
    Von dem die Weisen aller Länder sagen,
    Daß er zwar spät, doch sicher kommen werde!
    Scheik:
    Ein Weltenreich!
    Imām:
    Das größte aller Zeiten!
    Babel:
    Weil es von Pol zu Pol sich strecken soll!
    Scheik:
    Für den ersehnten, wahren Erdenherrscher,
    Der Geist besitzt, genug für alle Andern, Und Fäuste,
     
    (die seinen vorzeigend)
     
    um Gebirge zu zerbrechen!
    Imām:
    Den Held und Hort, den Riesen des Islām!
    Kādi:
    Den Ān’allāh, den wahren Ān’allāh!
     
    (hier stutzen die acht Scheike, und ihre Begeisterung fällt schnell zusammen)

     
    Scheik:
    Der uns das Morgenland zu Füßen legt,
    Und dann die ganze andre Welt erobert!
    Wie klangen doch die fremden Völkerstimmen?
    Wer weiß es noch?
    Imām:
    Wir Alle!
    Kādi:
    Alle!
    Alle Ān’allāh
(durcheinander):
    Alle!
    Scheik:
    »Amerika – – –«
    Alle Ān’allāh
(unisono):
    »Nur für Amerika!«
    Scheik:
    »Der gelbe Osten – – –«
    Alle Ān’allāh
(unisono):
    »Für die gelbe Rasse!«
    Scheik:
    »Europa, wahre – – –«
    Alle Ān’allāh
(unisono):
    »Deine heilgen Güter!«
    Scheik:
    Und unsre Antwort? Wißt ihr, wie sie lautet?

    »Das Morgenland – – –«
    Alle Ān’allāh
(unisono):
    »Nur für die Ān’allāh!«
    Scheik
(erschrocken):
    »O nein!«
    Babel
(ebenso erschrocken):
    O nein!
    Imām
(auch erschrocken):
    O nein!
    Kādi:
    Das ist ja falsch!
    Scheik
(wiederholt, um zu verbessern):
    »Das

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