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Babel und Bibel

Babel und Bibel

Titel: Babel und Bibel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Īsa 4 , den Marien-Sohn, Der sah den Weg, doch ging er stolz vorüber.

    Er ragte hoch in die Unendlichkeit,
    Und seine Füße schritten über Sterne.
    »Mein Reich ist nicht von dieser Welt,« sprach er.
    Der weiter dachte, als an Paradiese;
    Dann stieg er über Grab und Tod hinaus,
    Hinauf zu dem, den Niemand je erreicht.
    Das war der messianische Verzicht
    Auf jedes Schollenrecht an diese Erde,
    Und wer nicht stark genug ist, zu entsagen,
    Der sei auch nicht so kühn, sich Christ zu nennen!
    … … … … .
    Für uns steht Īsa Himmelreich zu hoch,
    Als daß wir es im Sprung erreichen möchten.
    Wir gehn den Weg, der keine Flügel fordert,
    Den alten Weg der Väter und Propheten,
    Den Īsa nur als Gottes Sohn vermied
    Und den Muhāmmad dann nach ihm betrat,
    Damit Allāh für seine Menschenkinder
    Nicht als Phantom nur in den Lüften schwebe.
    Der Eine predigt abgeklärten Geistern;
    Der Andre wird den Lebenden gerecht,
    Indem er den granitnen Sockel baut,
    Auf dem der Glaube festen Halt gewinnt,
    Um seine Hand nach oben auszustrecken.
    Für Sterbliche ist Īsa Himmelreich
    Nicht ohne Erdenfundament zu denken,
    Und dieses Fundament ist der Islām, Der Gottes Reich auf strenge Felsen baut,

    Damit der Himmel nicht zusammenbreche.
    … … … … .
    So wollen wir denn mit der Christenheit
    Im Sinne ihres Welterlösers teilen:
    Für sie das ganze, ganze Himmelreich Mit Allem, was da oben strahlt und schimmert;
    Für uns sei nur die winzig kleine Erde, Die jeder Christ als Jammertal bezeichnet,
    Aus dem das ewige Verderben gähne.
    Dies Jammertal ist unser Paradies,
    Und dies Verderben unsre Seligkeit.
    Ihr hört, ihr meine tapfern Ān’allāh:
    Für sie den Himmel und für uns die Hölle!
    Das müssen doch selbst sie bescheiden nennen!
    Ihr seid mit dieser Teilung einverstanden?
    Scheik
(als Vorstimme der Andern):
    Für sie den Himmel und für uns die Hölle!
    Erster Scheik:
    Für sie den Himmel!
    Zweiter Scheik:
    Für sie den Himmel!
    Dritter Scheik:
    Für sie den Himmel!
    Vierter Scheik:
    Für sie den Himmel!
    Fünfter Scheik:

    Für uns die Hölle!
    Sechster Scheik:
    Für uns die Hölle!
    Siebenter Scheik:
    Für uns die Hölle!
    Achter Scheik:
    Für uns die Hölle!
    Imām:
    Ich danke euch, ihr Tapfern, danke euch!
    Es ist der Stolz des Stammes Ān’allāh – – –
    Erster Scheik
(fällt da schnell ein):
    Nur Euer Stolz?
    Zweiter Scheik:
    Nur Euer Stolz?
    Die übrigen Scheike
(durcheinander):
    Nur Euer Stolz?
    Imām
(sieht ein, daß er unvorsichtig war, winkt ihnen begütigend zu und fährt fort):
    Daß er den Himmel für die Hölle gibt
    Und diese Hölle dann zum Himmel macht,
    Damit sogar der Teufel selig werde.
    Denn dieser war der erste aller Sünder
    Und sei nun auch der erste der Erlösten.
    Das ist ein Werk für harte, schwere Fäuste,
    Die unerbittlich dreinzuschlagen wissen,
    Und wenn der Christ, anstatt Verzicht zu leisten,
    Uns auch das Jammertal noch nehmen will, So soll er diese Fäuste kennen lernen.

    Wir si nd bereit! Wir werden mit ihm fertig!
    Erster Aeltester:
    Wir si nd bereit!
    Zweiter Aeltester:
    Wir si nd bereit!
    Dritter Aeltester:
    Wir si nd bereit!
    Alle
(durcheinander):
    Wir sind bereit!
    Erster Scheik:
    Wir wer den mit ihm fertig!
    Zweiter Scheik:
    Wir wer den mit ihm fertig!
    Alle
(durcheinander):
    Wir werden mit ihm fertig!
     
    (Waffengeklirr, Lärm der Instrumente und die bekannten Interjektionen. Während dieses Lärmes verläßt der Imām den »Teppich der Rede«, um an seinen Platz zurückzukehren, und Babel tritt an seine Stelle)
     
    Scheik
(mit der Peitsche auf den Imām deutend):
    Das war der Glaube, der gesprochen hat.
     
    (auf Babel zeigend)
     
    Nun kommt die Wissenschaft. Und dann – – –

    (klatschend)
     
    komm ich!
    Babel:
    Es ist verbrieft durch alte Pergamente,
    Durch ausgegrabene Papyrusrollen,
    Durch mündlich überlieferte Geschichten,
    Durch Steine, Platten, Ziegel und Zylinder,
    Sogar durch heilge Offenbarungsschriften,
    Daß lange vor Beginn der Völkerzeiten
    Ein Stamm von Riesen auf der Erde wohnte,
    Deß Name lautete: »Ich bin wie Gott!«
    Das waren wir, die heutgen Ān’allāh.
    Der Name ist der sicherste Beweis,
    Doch gibt es auch noch andere Belege,
    Die wissenschaftlich streng geordnet sind
    Und sich
     
    (nach dem Turm deutend)
     
    in unserm Schatz, im Turm befinden.
    Wir bauten damals Stadt und Festung Babel,
    Dazu den Turm, der bis zum Himmel reichte,
    Denn Babel heißt »Thor Gottes«, nicht »Verwirrung«.
    Die Stadt wuchs

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