Baccara Exklusiv 53
und war froh, dass sie ihren Flanellmorgenrock trug, der sie vom Hals bis zu den Füßen einhüllte. Sie blickte Deke fest in die Augen. „Du hast absolut recht. Ich spiele niemals. Gute Nacht, Deke“, sagte sie, trat auf den Flur und schloss die Tür hinter sich.
Sie zitterte so sehr, dass ihre Zähne klapperten, doch irgendwie schaffte sie es, sich einzureden, das käme nur von der plötzlichen Kälte nach dem warmen Bad.
Es stimmte, dass sie sich Sorgen um Jolene machte. Sie hatte leichtes Fieber. Der Arzt war zwar der Meinung, das käme häufig vor, fügte jedoch hinzu, dass man es beobachten solle. Wenn es nicht zurückginge, müsse er das Kind noch einmal untersuchen, um sicherzugehen, dass es keinen Infekt hatte.
Konzentrier dich auf Jolene, dachte Mollie und ging auf Zehenspitzen hinüber ins Kinderzimmer. Sie wusste nun, dass sie nicht die richtige Partnerin für Deke war. Er hatte jahrelange Beziehungserfahrung und war ihr, abgesehen vom Altersunterschied, in jeder Hinsicht überlegen. Sie dagegen hatte nie zuvor eine Beziehung zu einem Mann gehabt und konnte daher nicht die geringsten Vergleiche anstellen.
Erst langsam begann sie zu verstehen, wie unglücklich Dekes Ehe mit Patsy tatsächlich gewesen sein musste. Manche seiner Bemerkungen waren reiner Zynismus. Trotzdem war er offensichtlich am Boden zerstört gewesen, als Patsy starb. Daher hatte Mollie angenommen, er trauere, weil sein Herz gebrochen war. Allerdings gab es keinen Grund für Deke, Patsys Tod zu wünschen, selbst wenn seine Ehe gescheitert war.
Mollie beugte sich über die Wiege und strich Jolene zärtlich das Haar aus dem Gesichtchen. Sie schlief tief und fest, was Mollie beruhigte. Es war faszinierend zu sehen, wie Jolene Deke mit jedem Tag, den sie älter wurde, ähnlicher sah. Sie besaßen dieselbe Haarfarbe, die Augen glitzerten in dem gleichen Grün und hatten auch die gleiche Form.
Genau wie bei Deke zeigte sich auch in Jolenes Kinn ein Grübchen, wenn sie lächelte. Mollie hatte es letzte Woche das erste Mal entdeckt. Bei Deke kam es immer nur dann zum Vorschein, wenn er zu Unfug aufgelegt war und grinste.
Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass die Türen zwischen ihren Schlafzimmern offen standen, kroch Mollie zwischen die kühlen Laken des Bettes im Gästezimmer.
Brrrr.
Sie hatte doch tatsächlich schon nach so wenigen Wochen vergessen, wie ungemütlich es war, allein zu schlafen. Wie kam es nur, dass sie sich so schnell an das gemeinsame Leben mit Deke gewöhnt hatte? Ich bin ein Dummkopf, dachte sie wieder. Ich bastele mir meine eigene Fantasiewelt zurecht und bilde mir ein, dass alles gut wird, nur weil ich es mir in den Kopf gesetzt habe.
Mollie zwang sich einzuschlafen, und während sie in einen unruhigen Schlummer hinüberdämmerte, dachte sie darüber nach, dass es Zeit war, einige Dinge in ihrem Leben zu ändern. Morgen würde sie damit anfangen.
Sie musste sich immer wieder vor Augen halten, dass Jolene das Wichtigste war, denn die Kleine konnte ja nichts unternehmen, um ihren Vater umzustimmen. Sie, Mollie, konnte dagegen gut für sich selbst sorgen. Allerdings fühlte sie sich im Moment nicht viel stärker als Jolene, denn Dekes Worte hatte sie tief getroffen. Sie hatten die gute Beziehung zerstört, die sie gerade aufgebaut hatten. Trotzdem musste sie sich zusammenreißen und ihm Paroli bieten, sonst verlor sie jede Achtung vor sich selbst.
Jedenfalls besaß sie einige Erfahrung darin, mit dem Verlust einer geliebten Person fertig zu werden. Diese Erfahrung bewirkte zwar nicht, dass es weniger wehtat, aber sie wusste zumindest, dass sie es überwinden konnte.
„Ich habe gesehen, dass der Zaun auf der hinteren Weide kaputt ist, Boss“, bemerkte Dekes Verwalter am nächsten Morgen. „Möchten Sie, dass ich ein paar Männer hinüberschicke, damit sie ihn flicken?“
„Ich schaue es mir erst mal an. Könnte sein, dass wir den ganzen Zaun da hinten erneuern müssen. Gut, dass Sie es gesehen haben. Es ist einfacher, einen Zaun zu reparieren, wenn er noch nicht gänzlich hinüber ist.“
Die hintere Weide war der schwierigste Bereich der Ranch, denn es führte keine Straße dort in die Hügel. Deke sattelte eines der Pferde und ritt in die Richtung. Er wusste, dass es mehrere Stunden dauern würde, bis er heimkehrte. Aber vielleicht war es ganz gut so. Schließlich gab es einiges, worüber er nachdenken musste. Allein zu sein würde ihm dabei helfen.
Mollie stand ganz oben auf seiner
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