Baccara Exklusiv 56
reines Wunschdenken.
Fünfzehn Monate vorher
Die Hochzeit war vorbei.
Anstelle seines verstorbenen Vaters hatte Jack seine kleine Schwester zum Altar geführt und sie dem Mann übergeben, den sie liebte, und sie dann vor ein paar Minuten beide zu der wartenden Limousine begleitet und sie ihr neues Leben beginnen lassen. Seine Mutter war mit ihren Freunden abgezogen, und jetzt konnte er sich endlich ganz auf den Menschen konzentrieren, der ihn seit zwei Wochen keine Ruhe mehr ließ – die Ehrenbrautjungfer Melanie Patterson.
Schon ihre Nähe machte es ihm schwer, klar zu denken. Ganz davon zu schweigen, welche Wirkung sie sonst noch auf ihn hatte. Er kämpfte schon seit über 336 Stunden gegen seine Leidenschaft an, seit dem Moment, als er die beste Freundin seiner Schwester zum ersten Mal gesehen hatte.
Sie hatte die längsten Beine, die man sich vorstellen konnte, war eigenwillig und so verdammt sexy, dass er darauf brannte, sie zu berühren. Wenn er nicht gerade damit beschäftigt war, ein Problem aus der Welt zu schaffen, das den wichtigsten Tag seiner kleinen Schwester ruinieren könnte, war er mit Melanie zusammen und plauderte mit ihr bis spätnachts oder segelte mit ihr auf dem Fluss, wenn sie dem Chaos der Hochzeitsvorbereitungen für kurze Zeit entfliehen konnten. Wenn sie nicht bei ihm war, dachte er an sie und an die Möglichkeit, den schicken Rotschopf irgendwann an einen Ort zu locken, wo sie völlig ungestört waren. Um herauszufinden, ob sie so gut küsste, wie sie aussah. Er wettete einen ganzen Monatslohn, dass sie unvergleichlich war.
Aber es war nicht nur er, der völlig durcheinander war. Das wusste er genau, sonst hätte er sich zusammengerissen und sich von ihr ferngehalten. Die Signale, die er von ihr empfing, die sie ihm schickte, waren eher ein sehr zarter Wink, aber sie trafen ihn mit voller Wucht ins Herz und verstärkten sein Verlangen nach ihr.
Während die Limousine davonfuhr, winkte er seiner Schwester nach und sah Melanie an. „Melanie?“
Sie lächelte. „Hi, Lieutenant. Habe ich dir schon gesagt, wie hinreißend du in deiner weißen Uniform aussiehst?“
„Nein, aber du darfst gern jetzt damit anfangen.“
„Ein Navy-SEAL mit einem stark ausgeprägten Selbstwertgefühl“, neckte sie ihn. „Wie selten.“
Um sie herum begann der Partyservice mit dem Aufräumen. Die Band spielte noch ein letztes Lied, und während die letzten Gäste sich zerstreuten, nahm Jack Melanie in die Arme und zog sie auf die Tanzfläche.
„Du hast heute Morgen wunderschön ausgesehen.“
„Aber jetzt nicht mehr?“
Er lächelte. Sie hielt ihn auf Trab, das musste er ihr lassen. „Du warst die Ballkönigin, das weißt du doch, oder?“
„Vielen Dank. Ich bin auch so nett und verrate deiner Schwester nicht, dass du das gesagt hast.“
Er zog sie dichter an sich, und ihr Körper so dicht an seinem entfachte ein heftiges Feuer in ihm.
Sie atmete tief ein. „Jack.“ Sie versuchte sich seinem festen Griff zu entziehen.
„Pscht“, machte er und fing an, mit ihr auf der Tanzfläche herumzuwirbeln. „Du fühlst es doch auch, oder?“
„Oh ja“, flüsterte sie und legte den Kopf an seine breite Schulter.
Er liebte es, sie so nah bei sich zu haben. Sie passte perfekt in seine Arme. Und er wusste, dass sie auch in jeder anderen Hinsicht perfekt zu ihm passen würde. „Gut. Ich hatte gehofft, dass ich nicht allein diese Qualen durchstehen muss.“
„Nein.“ Sie strich ihm sanft über den Rücken.
Er wünschte nur, er würde ihre Hände direkt auf seiner Haut spüren und dass sie beide nackt in seinem Bett lägen. „Du bringst mich langsam, aber sicher um den Verstand, weißt du das?“, flüsterte er dicht an ihrem Ohr.
Sie erschauerte. „Davon habe ich nichts gemerkt.“
„Es wäre ja auch nicht das Beste gewesen, wenn ich der Ehrenbrautjungfer nachsteige, während Lisa wegen der Blumen einen Nervenzusammenbruch hat, oder?“
„Dann muss ich Sie wirklich zu Ihrer Zurückhaltung beglückwünschen, Lieutenant.“
„Nein, bei den Gedanken, die mir durch den Kopf gingen, hätte man mich besser vor ein Kriegsgericht stellen sollen.“
Melanie hob den Kopf von seiner Schulter und betrachtete sein attraktives Gesicht. Sie sah Leidenschaft und Verlangen in seinen Augen, genau dieselbe Botschaft, die sie schon seit vierzehn Tagen darin las.
Jack Singer war in Lisas Wohnzimmer gekommen, das vollgestopft war mit Metern von Tüll- und Satinstoff, und ein einziger Blick von ihm
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