Baccara Exklusiv 56
und wie hart sie gearbeitet hatte, damit alle glücklich waren. Was in seiner Erinnerung jedoch hervorstach, war die eine Sache, die er stets gehasst hatte. Es kam ihm über die Lippen, ohne dass er es wollte. „Du hast meinen Vater geheiratet, um Sawyer und Morgan ein Zuhause zu bieten.“
„Jordan!“, rief sie, fassungslos über seine Schlussfolgerung. „Ich habe deinen Vater geheiratet, weil ich ihn liebte!“ Im Hintergrund war ein gedämpftes Geräusch zu hören, und seine Mutter sagte: „Nein, Brett, es ist nicht Gabe. Es ist Jordan.“ Dann wandte sie sich wieder an ihren Sohn. „Ich möchte, dass du etwas begreifst. Hast du die Ohren gespitzt?“
Diese Redensart hatte sie bei ihm seit seiner Jugend nicht mehr verwendet. Er musste unwillkürlich grinsen. „Ja, Ma’am.“
„Ich habe es niemals bereut, deinen Vater geheiratet zu haben. Wie auch, wo ich doch dadurch dich bekommen habe?“
„Er war ein verdammter Trinker.“
„Er war ein Mensch. Er hat Fehler begangen, und meiner Meinung nach hat er bitter dafür bezahlt. Er hat mich verloren, und er hat euch verloren. Eine schlimmere Strafe konnte es kaum geben.“
Jordan umklammerte den Hörer fester. „Er war verantwortungslos und selbstsüchtig …“
„Nein, er war nur Alkoholiker.“ Sie seufzte und fuhr fort: „Wir Menschen neigen gelegentlich dazu, unser Leben zu verpfuschen. Meistens bekommen wir die Chance, es wiedergutzumachen. Als ich deinen Vater kennenlernte, war er ein wundervoller Mann. Dann passierten Dinge, mit denen er nicht fertig wurde, und er … nun, er war nicht stark genug, damit umzugehen. Daran solltest du denken, falls du ihm jemals begegnest.“
Jordan wollte ihm nicht begegnen, niemals. Aber um seine Mutter zufrieden zu stellen, sagte er: „Das werde ich.“
„Und jetzt erzähl mir von der jungen Dame, die du heiraten wirst.“
Fast hätte er sich verschluckt. „Ich habe nicht gesagt, dass ich sie heiraten will! So lange kenne ich sie doch noch gar nicht. Es ist nur …“
„Es ist nur so, dass du sie liebst. Wieso also warten?“
„Na ja, ein guter Grund wäre, dass sie mich nicht heiraten will. Um ehrlich zu sein, sie will mich nicht einmal sehen.“
„Das ist ja lächerlich! Warum sollte sie das nicht wollen? Es gibt keinen anständigeren Mann als dich.“
Jordan grinste mutwillig. „Das werde ich den anderen ausrichten.“
Seine Mutter lachte. „Ihr seid alle anständige Kerle. Und das kann ich euch heute Abend alles selbst sagen.“
„Du brauchst nicht extra wieder anzurufen. Es sind alle zum Frühstück da.“
„Das meinte ich damit nicht. Brett und ich fliegen heute Abend. Wir müssten gegen fünf bei euch sein.“
Jordan erstarrte. „Du kommst her? Heute Abend?“
„Also, Jordan, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich glatt annehmen, dass du uns nicht sehen willst.“
Rasch versicherte er ihr, dass das Gegenteil der Fall sei. Seine Mutter und er verabschiedeten sich. Er freute sich darauf, sie wiederzusehen, und die Babys würden sich auch freuen. Von Casey ganz zu schweigen. Aber wenn seine Mutter hier war, wusste er nicht, ob er auch nur einen Moment mit Georgia allein sein konnte.
Doch genau das wollte er, denn er hatte die Nase voll vom Warten. Er wollte ihre Beziehung festigen, und zwar auf die älteste Art und Weise, die die Menschheit kannte.
Jetzt, wo er wusste, wie sie auf ihn reagierte, ahnte er, wie überwältigend es sein würde. So sehr, dass sie ihn danach nie wieder würde abweisen können.
Ruth befand sich in der Küche und backte, als Georgia hereinkam. Sie blieb stehen und beobachtete ihre Mutter einen Moment, bevor sie sich bemerkbar machte. Ruth trug ein hübsches Nachthemd mit einem dazu passenden, mit kleinen gelben Blumen bedruckten Bademantel. Ihre hellbraunen, jetzt mit grauen Strähnen durchzogenen Haare hatte sie zu einem Knoten zusammengebunden. Summend schob sie das nächste Blech mit Keksen in den Ofen. „Guten Morgen, Mom.“ Ruth drehte sich lächelnd um und gab Georgia einen Kuss auf die Wange. „Du bist früh auf!“ „Du aber auch. Und du backst schon?“ Georgia ging zur Kaffeemaschine. „Ich wollte etwas zur Grillparty heute mitbringen. Ich freue mich schon darauf.“
Die Kinder sprachen seit Tagen von nichts anderem. Georgia war nicht klar gewesen, wie isoliert sie waren. Neben der Arbeit in der Bar und am Haus blieb wenig Gelegenheit, sich zu amüsieren.
„Tut mir leid. Ich habe nicht darüber nachgedacht, wie einsam du dich
Weitere Kostenlose Bücher