Baccara Exklusiv 56
sie ihm im Stillen zu.
„Hättest du gern etwas zu trinken?“ Nur widerstrebend ließ William Bailey los. „Oder etwas zu essen? Ich habe selbstgemachtes Popcorn.“
„Nein, vielen Dank.“
„Aber an der Tür stehenbleiben willst du doch bestimmt auch nicht. Komm rein und setz dich.“ Er deutete zum Wohnzimmer.
Bailey nickte. Als sie dann ins Wohnzimmer ging, fiel ihr Blick auf ein kleines gerahmtes Foto, das auf einem der Beistelltische stand.
„Das habe ich gar nicht bemerkt, als ich neulich hier war“, sagte sie. „Es ist ein hübscher Schnappschuss von Alice und Raymond.“
Sie setzte sich aufs Sofa, und William folgte ihr. Versonnen schaute Bailey wieder das Foto an.
„Es ist herrlich, Alice und Raymond zusammen zu erleben“, meinte sie leise. „Sie strahlen so viel Glück aus. Man spürt sofort, was sie füreinander empfinden, noch bevor sie etwas gesagt haben. Es ist schwer zu erklären, aber es ist fast greifbar, so intensiv ist es.“
William nickte langsam und beobachtete Bailey, während sie weiter das Foto betrachtete. „Ich weiß genau, wovon du redest, und du hast recht, es ist schwer in Worte zu fassen.“ Er machte eine Pause, ließ Bailey jedoch nicht aus den Augen. „Ich denke, es ist Liebe, Bailey. Darauf läuft es wohl hinaus. Alice und Raymond lieben sich, auf die gute, altmodische Art, die ein Leben lang hält.“
Bailey sah William an und verzog leicht das Gesicht. „Meine Eltern haben sich auch sehr geliebt, und ich habe trotzdem nie so etwas gesehen oder gespürt wie bei Alice und Raymond.“
William verschränkte die Arme lose über der Brust und blickte zur Decke hinauf.
„Ich habe meine Eltern selten zu sehen bekommen, als ich noch ein Kind war. Aber ich schätze, sie haben sich ebenfalls geliebt.“ Er sah wieder Bailey an. „Ich habe ihre Beziehung immer für selbstverständlich gehalten, wahrscheinlich ganz einfach darum, weil es eben meine Eltern waren. Vielleicht ist uns diese besondere Aura, die Alice und Raymond umgibt, nur deshalb bewusst, weil sie zu unserer Generation gehören, in unserem Alter sind.“
Bailey nickte. „Ich denke, das ergibt Sinn.“
„Außerdem“, fuhr William ruhig fort, „gehören wir zu einer Altersgruppe, die darüber nachdenkt, welche Auswirkungen Liebe auf uns selbst haben könnte.“
„Ja?“ Bailey überlegte. „Nein, das stimmt nicht. Ich meine, vielleicht ist es bei dir so, aber ich sitze nicht herum und denke darüber nach, wie es wäre, verliebt zu sein.“ Darüber brauchte sie nicht mehr nachzudenken, denn mit erschreckender Klarheit hatte sie nun ja erkannt, dass sie verliebt war. „Abgesehen davon weiß ich, welche Auswirkungen es auf mein Leben hätte. Es wäre eine Katastrophe.“
„Weil du dich mit aller Kraft allein ‚Sweet Fantasy‘ widmen willst, nicht wahr?“
„Genau darum, und das erinnert mich auch an den Grund, warum ich heute Abend hier bin. Ich werde unsere Verabredung morgen nicht einhalten können, William.“
„Was?“
Sie erklärte ihm die Situation mit den zu spät eintreffenden Körben. Je länger sie sprach, desto missmutiger wurde Williams Gesichtsausdruck.
„Jetzt kennst du die Geschichte“, sagte sie abschließend. „Es tut mir leid wegen unserer Verabredung, aber ich bin sicher, du verstehst, warum ich nicht weg kann. Und was unser Tapezieren am Sonntag angeht, hatte ich leider keine Chance, dir bei deinem Anruf vom Flughafen mitzuteilen, dass ich mich mittags mit dem Sohn der Chamberlains im Laden treffe. Wegen dieses Termins und jetzt auch noch wegen des Problems mit den Körben werde ich keine freie Minute haben.“
„Was ist mit deinen Mitarbeitern? Warum können die denn nicht einspringen?“
„Sie haben alle schon andere Pläne. Außerdem ist es meine Verantwortung, dafür zu sorgen, dass in Ausnahmesituationen doch noch alles glattgeht.“
„Das stimmt, aber nur bis zu einem gewissen Punkt. Als Besitzerin von ‚Sweet Fantasy‘ hast du auch die Möglichkeit, deinen Mitarbeitern Aufgaben zu übertragen – was dir sicher bekannt sein dürfte“, fügte William spitz hinzu.
Bailey seufzte. „Ich will darüber nicht diskutieren. Da ich wusste, dass ich morgen nicht mit dir ausgehen kann, hatte ich nur das Gefühl, ich sollte es dir persönlich mitteilen.“
„Okay, okay. Aber ich denke immer noch, dass du …“
Bevor er weitersprechen konnte, wurde William von einem Geräusch unterbrochen, das irgendwo von der anderen Seite des Flures herkam. Er sprang auf
Weitere Kostenlose Bücher