BACCARA EXKLUSIV Band 40
wie erstarrt da, dann wandte er sich wieder zu ihr und kniff die Augen zusammen, als er sie anblickte. Er streckte die Hand aus.
Erschrocken wich sie einen Schritt zurück, und sie konnte sehen, welche Mühe es ihn kostete, sich in den Griff zu bekommen.
„Tannis, weißt du denn nicht, dass ich dich nie schlagen würde?“ Seine Stimme war leise, seine Wut schien verschwunden zu sein.
Erst jetzt bemerkte sie, dass die Knöchel seiner Hand verschrammt waren und bluteten. Sie ging ruhig zum Schrank hinüber und holte eine Flasche Jod. Dann nahm sie einen Eisbeutel aus dem Kühlschrank und legte beides auf die Küchentheke. „Am besten, du reinigst das und legst etwas Eis auf.“ Ihre eigene Stimme klang ihr seltsam fremd in den Ohren.
Tom kam auf sie zu, aber sie wich erneut vor ihm zurück.
Betroffen blieb er stehen. „Liebling, ich will dir nicht wehtun. Das verspreche ich dir.“
Sein sanfter Ton schmolz fast die eisige Kälte, die sich um ihr Herz geschlossen hatte, und sie spürte, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. Sie schluckte und sagte langsam: „Du hast auch versprochen, mich zu lieben und zu ehren, aber das Versprechen hast du auch nicht gehalten.“
Er holte tief Luft und wollte ihr antworten, aber sie ließ ihn nicht dazu kommen.
„Diese Heirat war ein Fehler. Ich liebe dich, Tom. Wahrscheinlich dachte ich, dass ich dir helfen könnte, damit du wieder lernst, zu lieben. Aber ich kann nicht dabei zusehen, wie du dich selbst und deine Kinder mit deiner fixen Idee unglücklich machst.“
Kein Laut war zu hören. Es war, als sei die Zeit plötzlich stehengeblieben. Sie hielt diese Stille nicht mehr aus und ertrug es nicht länger, Tom anzusehen, weil sie fürchtete, sie könnte das Unmögliche von ihm verlangen, wenn sie bliebe.
Wortlos drehte sie sich um und ging aus dem Haus.
13. KAPITEL
Was hatte er nur getan?
Das leise Zuklappen der Haustür, als Tannis ging, schien ihn verspotten zu wollen. Tom schüttelte langsam den Kopf, wie ein Mensch, der sich nach einem heftigen Albtraum wieder zu orientieren versucht. Ein plötzliches schmerzhaftes Zucken in seiner Hand rief ihn in die Wirklichkeit zurück.
Seine Hand sah ziemlich übel aus. Vorsichtig ballte er sie zur Faust und fluchte bei dem Schmerz, der ihn sofort wieder durchfuhr. Die Knöchel verfärbten sich schon rot und blau. Er konnte froh sein, wer er sich keinen Finger gebrochen hatte.
Wieder schüttelte er den Kopf, diesmal voller Selbstvorwürfe. Er konnte sich nicht erinnern, wann er je in seinem Leben in eine so unkontrollierbare Wut geraten war, nicht einmal als Mary krank wurde. Was, um Himmels willen, war nur in ihn gefahren?
Mary ist diejenige, auf die du wirklich wütend bist …
Hatte Tannis recht? Hatte der Ärger seit Marys Tod sich in ihm langsam gesteigert? Er hatte fast Angst, den Gedanken zu Ende zu denken.
Er ging zur Spüle und lehnte sich müde an den Rand. Dann ließ er kaltes Wasser über die Wunde laufen, reinigte sie und strich schnell das Antiseptikum darauf. Es tat fürchterlich weh, und er biss stöhnend die Zähne zusammen. Es war eine richtige Erleichterung, danach die Eispackung auf seine geschwollenen Finger zu legen.
Wo war Tannis hingegangen? Sie konnte ihn doch nicht für immer verlassen haben? Oder doch? Angst, tiefe Angst kroch in ihm hoch.
Aber nein, sie hatte ja nicht einmal ihre Autoschlüssel mitgenommen. Also würde sie bestimmt zurückkommen.
Aber was würde das schon ändern? So wie er sie behandelt hatte, war es ihr gutes Recht, ihn ein für allemal aus ihrem Leben zu verbannen und sich seiner zu entledigen, so wie man einen alten Lappen wegwirft.
Und er fühlte sich auch so, alt und ausgelaugt. Und dumm.
Was machte es für einen Sinn, immer noch wütend auf Mary zu sein, weil sie seine Wünsche wegen der Therapie nicht berücksichtigt hatte? Tannis hatte recht. Mary hätte seine volle Unterstützung verdient für alle Entscheidungen, die sie in ihrem Leben zu treffen glaubte. Doch sie hatte sie nicht bekommen.
Um die Dinge noch schlimmer zu machen, hatte er seine zweite Chance dann vertan. Er hatte das Glück gehabt, eine Frau zu heiraten, die ihn trotz seiner Fehler liebte, und er hatte auch sie enttäuscht.
Wenn Tannis’ Meinung über ihn zutraf – und er musste widerwillig zugeben, dass jedes ihrer Worte stimmte –, dann hatte er seine Wut auf Mary in neue, ebenso zerstörerische Bahnen gelenkt, indem er sich wie ein Verrückter um die Gesundheit seiner verbliebenen
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