BACCARA EXKLUSIV Band 52
schützen.“
„Nein, aber sie gab dir etwas mit auf den Weg, das dich zu dem Jungen gemacht hat, der Harold Grimley seine Schokoladenkekse gab, und zu dem Mann, der Computer spendet und das Heim für minderjährige Mütter mit Aufträgen für Computerarbeit versorgt.“ Sie sah ihn mit einem Blick an, der bis auf den Grund seiner Seele zu reichen schien. „Ich mag diese Bilder vor allem deshalb, weil sie zeigen, wie du zu dem Mann wurdest, der du heute bist. Aber sie müssen nicht offen herumliegen, wenn es dir unangenehm ist. Sie wegzulegen ändert ja nichts an dieser Seite von dir. Die Fotos zeigen einfach einige der Gründe, weshalb ich den Jungen, der du warst, und den Mann, der du bist, liebe.“
Michael war geschockt. Seine Kehle war wie zugeschnürt. Eine Liebeserklärung hatte er von Kate nicht erwartet. Er fühlte sich dieser Worte unwürdig. „Wieso liebst du mich? Ich bin der Tin Man, ich habe kein Herz. Schon vergessen?“
„Einst mag ich eine Wahl gehabt haben, aber jetzt kann ich mich nicht mehr weigern, dich zu lieben. Wenn ich dich anschaue, sehe ich viel mehr als den Tin Man, der keine Gefühle kennt.“ Ihre Augen glänzten von ungeweinten Tränen. „Ich hoffe nur, dass du eines Tages genug Vertrauen zu mir fasst, um dich mir ganz zu öffnen.“
Ein eisernes Band schien sich um seine Brust zu legen, sodass er kaum noch atmen konnte. Er drückte Kate fest an sich. „Kate, ich verdiene dich nicht. Aber ich werde dich auf keinen Fall aufgeben.“ Ihm fiel der Mistelzweig wieder ein, den er in seiner Hand fast zerdrückte. Er hielt ihn über ihren Kopf und küsste sie.
Am nächsten Tag war Kate nicht richtig bei der Sache, als sie eine Unterrichtsstunde im Heim für minderjährige Mütter gab. Sie machte sich Sorgen wegen Michael. Seine Identität war so eng mit seinem Unternehmen verwoben, dass sie sich davor fürchtete, was geschehen würde, wenn er es tatsächlich verlor. Sie machte sich keine Sorgen wegen des Geldes, sondern darüber, wie sehr er sich die Übernahme zu Herzen nehmen würde. Denn sosehr er sich auch zu glauben bemühte, dass er kein Herz besaß – Kate wusste, dass er eines hatte.
„Na gut, das reicht für heute“, sagte sie zu Tina, die inzwischen Mutter eines Jungen war. „Lass uns den Baum schmücken.“
Tina nickte zustimmend. „Ich habe heute Morgen die Leiter und die Lichterketten vom Dachboden geholt. Jetzt muss ich nur noch den Christbaumschmuck holen. Ich bin gleich wieder da.“
Kate ging in den Aufenthaltsraum, wo eine große Tanne stand. Sie rieb sich den Rücken und umrundete den Baum, um zu entscheiden, welche Seite zum Fenster zeigen sollte. Vorsichtig ging sie auf alle viere herunter, rückte den Weihnachtsbaumständer zurecht und richtete sich langsam wieder auf. Sie fühlte, wie sich das Baby bewegte, und berührte ihren Bauch. Die Bewegungen brachten sie immer zum Lächeln.
Ein Weihnachtslied summend, wickelte sie eine Lichterkette aus einem der Kartons auseinander und breitete sie auf dem Fußboden aus. Nachdem sie noch eine zweite Lichterkette entwirrt hatte, schaute sie zur Leiter. Michael würde sie umbringen, wenn sie darauf kletterte, aber sie traute es sich absolut zu. Nur ein paar Sprossen auf der Leiter – was konnte da schon passieren?
Sie nahm eine der Lichterketten, ging zwei Sprossen hoch und blieb stehen. „Scheint stabil zu sein“, murmelte sie und stieg weitere zwei Sprossen hinauf. Dann beugte sie sich vor und warf die Kette über die obersten Zweige. Die Zweige sträubten sich, sodass sie sich noch ein wenig weiter vorbeugen musste.
Plötzlich hörte sie hinter sich jemanden nach Luft schnappen. „Mrs. Hawkins!“, schrie Tina.
Kate drehte den Kopf, und das hatte zur Folge, dass sie ihr Gleichgewicht verlor. Mit den Füßen versuchte sie noch, die Balance zu halten, doch dann rutschte sie weg und stürzte auf die Seite.
Ein heftiger Schmerz durchfuhr sie.
„Oh, Mrs. Hawkins!“ Tina ließ den Karton fallen und eilte zu ihr. „Ist alles in Ordnung mit Ihnen?“
Vor Nervosität brach Kate der Schweiß aus, und Angst packte sie. Sie verspürte einen weiteren heftigen Schmerz. „Ich bin mir nicht sicher“, erwiderte sie und versuchte ihre Fassung zu bewahren. „Ich glaube schon.“ Sie versuchte aufzustehen, doch der Schmerz hielt sie am Boden.
„Oh nein!“ Tina rang die Hände. „Ich könnte mich ohrfeigen, weil ich Sie erschreckt habe.“
Panik erfasste Kate, doch sie holte vorsichtig Luft. Die Rückseite
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