BACCARA EXKLUSIV Band 52
vorgekommen war, wenn andere Menschen ohne seine Zustimmung Entscheidungen getroffen hatten, die sein Leben veränderten.
„Ein hübscher Kerl, was?“, bemerkte Kate hinter ihm.
Mit düsterer Miene zuckte er die Schultern und wandte sich ab. „Kann schon sein.“ Er spürte, wie sie ihn beobachtete. „Du hast mich damit überrascht.“
„Das war meine Absicht“, entgegnete sie mit gespielt ernster Miene. „Es heißt ja auch Überraschungsparty.“
„Ich habe meine Geburtstage nie groß gefeiert.“
„Dann haben wir wohl einiges nachzuholen. Wir können mit der Torte beginnen. Überleg dir einen Wunsch.“ Sie führte ihn zu dem Tisch, auf dem die mit brennenden Kerzen geschmückte Torte stand. „Wünsch dir schnell was, die Kerzen schmelzen schon auf dem Kuchen.“ Sie drehte sich zu den Gästen um. „Zeit zu singen.“
Umgeben von Freunden, die eine leicht schräge Version von „Happy Birthday“ sangen, stand Michael vor der Torte, auf der mit Zuckerguss geschrieben „Happy Birthday, Michael“ zu lesen war.
Er kam sich unglaublich albern vor. Und, der Himmel möge ihm beistehen, er fühlte sich wie etwas Besonderes. Er konnte sich nicht daran erinnern, wann er sich zuletzt so gefühlt hatte. Fast kam er sich so vor wie das Kind, das er auf den Fotos am Buffet gesehen hatte. Seltsam, wie eine kleine Überraschungsgeburtstagsparty einen erwachsenen Firmenpräsidenten aus dem Konzept bringen konnte.
Später, nachdem die Gäste gegangen waren und Kate bereits im Bett lag, beobachtete er sie im Schlaf. Obwohl sie nicht mehr bequem liegen konnte, schlief sie in diesen Tagen schnell ein. Nur schlief sie nicht durch. Um sie nicht aufzuwecken, stand er vorsichtig wieder auf und ging ruhelos ins Wohnzimmer, wo er die Weihnachtsbaumbeleuchtung anmachte.
Sie zu betrachten, wärmte ihm das Herz. Fast alles, was Kate mit dem Haus machte, erfüllte ihn mit Freunde. Alles, bis auf die Fotos. Er ging zum Buffet und betrachtete noch einmal jedes einzelne Foto. Sie irritierten ihn. Er öffnete eine Schublade des Buffets und legte die Fotos hinein.
„Wieso magst du sie nicht?“, fragte Kate plötzlich hinter ihm.
Langsam drehte er sich um. „Du bist sehr leise, wenn man bedenkt …“
„Welchen Körperumfang ich inzwischen habe?“, schlug sie sarkastisch vor.
„Ich wollte eigentlich sagen, wenn man bedenkt, dass du hochschwanger bist.“
Sie kam mit leicht watschelndem Gang zu ihm, was ihn amüsierte. Aber das behielt er lieber für sich. „Wieso magst du die Fotos nicht?“
„Ich erinnere mich daran, wie ich mich damals gefühlt habe.“ Er betrachtete ein weiteres Foto. „Hilflos, hoffnungslos, wie ein Tier in der Falle. Ich habe es gehasst.“
„Jede Minute?“
Er zuckte die Schultern. „Viele Minuten.“ Er gingz um Weihnachtsbaum und nahm einen Mistelzweig von einem Beistelltisch. Kate hatte sie überall verteilt. Sie meinte, Weihnachten sollte man sich küssen.
Er sah sie die Bilder einsammeln und auf ihn zukommen. „Nicht jede Minute. Sieh mal“, forderte sie ihn auf und hob ein Foto von ihm hoch, das ihn bei einem Freiwurf beim Basketball zeigte. „Was siehst du?“
Er betrachtete das Bild. „Einen schlaksigen Teenager, der sich die Zeit in einer zugigen Turnhalle vertreibt.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich sehe etwas anderes. Auf was ist dein Blick gerichtet?“
Er schaute sich erneut das Foto an, während er achtlos mit dem Mistelzweig in der Hand spielte. „Auf den Korb. Worauf sollte mein Blick denn sonst gerichtet sein?“
„Schau dir doch mal deine Augen an. Dein Blick verrät, wie sehr du dich konzentrierst. Du siehst aus, als könntest du einen Laserstrahl von dir zum Korb senden. Ich wette, du hast getroffen.“
„Ja. Na und?“
„Also hast du bereits damals diese unglaubliche Zielstrebigkeit besessen. Diese Zielstrebigkeit ist einer der Gründe, weshalb du heute so erfolgreich bist.“
Er dachte über ihr Argument nach. „Na schön.“
„Was ist mit diesem hier?“ Sie zeigte ihm ein Foto, auf dem er eine Urkunde über den Gewinn einer hohen Mathematik-Auszeichnung in der vierten Klasse hielt. „Du bist zwar zu hart für ein Lächeln, aber man kann deutlich sehen, wie stolz du bist.“ Sie zog das Bild von seiner Mutter hervor. „Dies ist mein Lieblingsfoto. Siehst du, wie liebevoll sie dich in ihren Armen hält?“
Es war seltsam, aber es schmerzte, dieses Bild zu betrachten. „Sie starb, und ihre liebevollen Arme konnten mich nicht
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